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Runder Tisch Volmarstein - Wiedergutmachung der Verbrechen durch Kirche und Staat

3. Juni 2010

Herrn Pfarrer
Jürgen Dittrich
Evangelische Stiftung Volmarstein
per E-Mail

 Wiedergutmachung der Grausamkeiten und Verbrechen an behinderten Klein- und Schulkindern im Johanna-Helenen-Heim

 Sehr geehrter Herr Pfarrer Dittrich!

Vor fast einem Jahr haben Sie uns im Rahmen einer Sitzung im Hermann-Luisen-Haus Ihre Konzepte zur Wiedergutmachung der Verbrechen an Kindern im Johanna-Helenen-Heim in den 50er und 60er Jahren unterbreitet. Inzwischen ist seitens Ihrer Einrichtung viel geschehen. N. S. hat eine wunderschöne Wohnung, in der er sich wohlfühlt, J. P. wird offensichtlich seine Wohnung nach seinen Wünschen und Vorstellungen renoviert. Seine Vorstellungen mögen für Außenstehende befremdlich wirken; er ist glücklich darüber, ein Mitspracherecht bekommen zu haben und so fühlt er diese Wohnung als seine Wohnung. Gleichzeitig bemühen sich die Herren Meineken und Nellen in besonderer Weise um ihn. Das neue Kinderheim wird nach der ehemaligen Schülerin Frau Behrs benannt.

 Aber kann das alles sein? Ihrerseits sind sicher Grenzen gesetzt. Sie müssen mit den Ihnen anvertrauten Geldern verantwortungsvoll umgehen. Sie können die Last nicht allein schultern. Inzwischen hat sich herausgestellt, dass die Innere Mission und die staatlichen Aufsichtsbehörden sich um das Wohl der Kinder in keinster Weise gekümmert haben. Sie stehen in der Mitverantwortung und haben die Pflicht der Wiedergutmachung. Schon häufiger haben wir darauf hingewiesen, dass wir das Warten auf Ergebnisse des Runden Tisches Vollmer als unanständig betrachten. Zum einen ist der Tisch für uns nicht zuständig, zum anderen kann er nur Empfehlungen an den Bundestag geben. Bis im Bundestag Entscheidungen getroffen und diese auf unteren Ebenen umgesetzt werden, vergehen noch Jahre. In der Zwischenzeit sterben die Opfer. Das ist sicher auch nicht in Ihrem Interesse. Darum bitten wir Sie, uns dabei zu unterstützen, dass wir schon bald zu Lösungen kommen, die die letzten Lebensjahrzehnte der Opfer würdevoll gestalten.

Ein Beispiel ist das von uns bereits vor etwa drei Jahren vorgeschlagene Haus in der Nähe einer Fußgängerzone, in dem drei, vier ältere Heimopfer im Rahmen des Assistenzmodelles gepflegt und in der Freizeit betreut werden, wobei ihnen damit ein erneuter Heimaufenthalt erspart bleibt. Wenn alle Kostenträger zusammenwirken, kann dies für die ESV ein Projekt ohne zusätzliche Kosten werden. Ähnliche Häuser unterhalten Sie bereits beispielsweise in Wengern. Über weitere Hilfen müssen wir gemeinsam nachdenken.

Darum bitten wir Sie, einen „Runden Tisch Volmarstein“ einzurichten und zu diesem Tisch Vertreter folgender Institutionen einzuladen:

die Landschaftsverbände,

die Evangelische und Katholische Kirche (wenn sinnvoll),

Caritas und Diakonisches Werk,

Stadtverwaltung Wetter,

Sozialverwaltung Ennepe-Ruhr-Kreis,

entscheidungsbefugte und kompetente Vertreter der Landesregierung NRW,

Mit zwei Personen wollen auch wir am „Runden Tisch Volmarstein“ mitreden. Gemeinsam müsste es möglich sein, Konzepte zu entwickeln, die die letzten Jahrzehnte der Opfer des Johanna-Helenen-Heims erträglicher machen. Gern können wir uns vor der ersten Sitzung des „Runden Tisches“ auf ein gemeinsames Konzept verständigen, welches dann den oben genannten Vertretern vorgetragen wird. Wir hoffen sehr, dass die erste Sitzung noch in diesem Jahr stattfindet. Absagen der von Ihnen eingeladenen Institutionen würden wir auf unserer Homepage veröffentlichen.

Mit der Bitte um Ihre Stellungnahme verbleiben wir

mit freundlichen Grüßen

 (Helmut Jacob)

      Sprecher                                                                                           

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Antwort ESV 17. 06. 2010:

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29. 07. 2010FAG JHH 2006 an ESV

Ihr Schreiben vom 17. Juni 2010

 Sehr geehrter Herr Pfarrer Dittrich!

 Wir nehmen zur Kenntnis, dass Sie die Ergebnisse des Runden Tisches Heimkinder unter Vorsitz von Frau Dr. Vollmer abwarten wollen.

 Allerdings wird dieser Runde Tisch nicht darüber diskutieren, ob es behinderten Heimopfern der damaligen Orthopädischen Anstalten Volmarstein zuzumuten ist, im Alter erneut in ein Heim verbracht zu werden, nunmehr in ein Altenheim. Dieses Problem ist viel zu spezifisch. Solche Fragen müssen mit Ihrem Haus und den infragekommenden Kostenträgern diskutiert und vereinbart werden. Die Kostenträger sind in einem solchen Fall die Landschaftsverbände und sonstige Sozialhilfeträger, somit u.U. auch der Ennepe-Ruhr-Kreis.

 Vor einigen Jahren haben wir Ihnen und Ihrem Vorgänger die Ängste einiger Misshandelter vor einer erneuten Heimeinweisung und neuen Misshandlungen geschildert und vorgetragen, dass wir uns ein Haus mit guter Infrastruktur vorstellen, in dem in einzelnen Wohnungen Ehemalige ihren Lebensabend verbringen können. Dabei werden sie auf Behindertenassistenz sowohl in der Pflege als auch in der hauswirtschaftlichen Versorgung und in der Freizeitgestaltung angewiesen sein. Vorgeschlagen wurde das Assistenzmodell, weil dann die Betroffenen auch Einfluss auf die Einstellungen des Personals haben. Schließlich handelt es sich hier um eine Situation, in der die Betroffenen großes Vertrauen zu den sie Pflegenden und Betreuenden haben müssen, damit solche Ängste verschwinden. Konkret können wir uns ein Haus mit vier Wohneinheiten auf Erdgeschossebene und ein oder zwei darüber liegenden Mitarbeiterwohnungen mit viel Grün rundherum vorstellen. Im Rahmen der Freizeitgestaltung müsste eine Anbindung am „Puls einer Stadt“ oder eines großen Dorfes gegeben sein, damit die Bewohner des Hauses gelegentlich auch ohne Hilfe am Leben in der Gesellschaft teilnehmen können. Da die Opfer in ihrer Kindheit keine Freizeitgestaltung und keine Gelegenheit zur Teilnahme am Leben in der Gesellschaft hatten, ist ein Behindertenfahrzeug erforderlich, mit dem sie zu den verschiedensten Veranstaltungen, Ausflugszielen, Verwandten und Freunden gebracht werden.

 Diese Kosten werden Sie selbst nicht aufbringen können. Darum unser Vorschlag eines „Runden Tisches Volmarstein“, um andere Kostenträger, so auch das Diakonische Werk, unter dessen Vorgänger Innere Mission die Aufsicht gar nicht stattgefunden hat, ins Boot zu holen. Sollten Sie der Meinung sein, unsere Vorstellung auch ohne Hilfe von Außen umsetzen zu können, würden wir nicht unbedingt auf die Einbeziehung dieser Institutionen bestehen.

 Der „Runde Tisch Volmarstein“ muss allerdings auch die Frage erörtern, welche Hilfen im Alter jenen behinderten Volmarsteiner Heimopfern geboten werden können, die ihren Lebensabend in ihrer gewohnten Umgebung verbringen wollen. Viele sind auf Haushaltshilfen angewiesen, die Geld kosten. Aufgrund fehlender oder mangelnder Schulausbildung haben einige gar nicht oder nur geringe Verdienstmöglichkeiten gehabt, wenn sie denn einen Beruf ausüben konnten. Ihre Rente ist zu hoch für Beihilfen zur Finanzierung solcher Kräfte, aber zu niedrig, um solche Kosten selbst zu tragen. Hier sind zum Beispiel Kosten für eine Raumpflegerin oder Hauswirtschaftlerin oder für Hilfen, die beispielsweise die Einkäufe erledigen und bei der Freizeitgestaltung helfen, zu erwähnen. Indem die ESV diesen Kostenträgern noch einmal das besondere Versagen vor 40 bis 60 Jahren bestätigt und auf die daraus resultierenden kostenträchtigen Notwendigkeiten hinweist, erspart sie den Opfern mühsame Überzeugungsarbeit, evtl. Gerichtsprozesse und weitere Niederschläge. Sie verarbeiten noch die Niederlagen vor einem halben Jahrhundert und die mühsame Aufarbeitung in den letzten vier Jahren. Diese Zeit ist nicht spurlos an ihnen vorübergegangen.

 Wir würden uns sehr freuen, wenn wir in dieser Hinsicht Ihre Unterstützung erhielten und schon bald in einen Dialog eintreten könnten, welcher der Umsetzung unserer Wünsche dient. 

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Auf das nachfolgende Schreiben, das die FAG JHH 2006 am 20. Dezember 2010 versandte, erfolgte bis zum 8. Februar 2011 nicht eine einzige Antwort. Antworten: siehe Briefende

Schreiben der FAG JHH 2006 am 20. Dezember 2010 an:

Evangelische Kirche Deutschland

30419 Hannover
Fax: 0511 / 27 96 – 707
 

Diakonisches Werk Deutschland

14195 Berlin
Fax: (030) 83001-222
E-Mail:
diakonie@diakonie.de
 

Landschaftsverband Westfalen-Lippe

48133 Münster
Fax: 0251 591-33 00
E-Mail:
lwl@lwl.org
 

Landschaftsverband Rheinland

50679 Köln
Fax: +49 (0) 221 / 809 - 22 00
E-Mail:
post@lvr.de
 

Kreisverwaltung Ennepe- Ruhrkreis

e-Mail: verwaltung(at)en-kreis.de
 

Stadtverwaltung Wetter (Ruhr)

58300 Wetter (Ruhr)

Kaiserstr. 170

Fax: 02335/840102

 

Evangelische Stiftung Volmarstein

Herrn Pfarrer Jürgen Dittrich

Telefax: 02335639119

 

Abschlußbericht des „Runden Tisches Heimerziehung“ – Welche Konsequenzen ziehen Sie daraus für die behinderten Heimopfer?

Sehr geehrte Damen und Herren!

Inzwischen dürfte auch Ihnen der Abschlußbericht des „Runden Tisches Heimerziehung“ vorliegen. Sie können diesem Abschlußbericht entnehmen, dass der „Runde Tisch Heimerziehung“ nicht für die behinderten Kinder und Schüler zuständig ist, die Opfer von

Gewalt wurden. Zwar ist dies schon seit über einem Jahr bekannt, aber Sie haben immer wieder auf den Runden Tisch verwiesen und wollten abwarten. Nun ist der Abschlußbericht geschrieben.

Es stellt sich die Frage, in welcher Weise Sie nun die Heimopfer für die ihnen zugefügten Verbrechen entschädigen. Die Resolution der Freien Arbeitsgruppe JHH 2006 liegt Ihnen auch bereits vor. Wir hängen sie noch mal zur Sicherheit diesem Schreiben an.

Es geht uns darum, dass die Kinder nach ihrer verpfuschten Kindheit wenigsten einen Lebensabend in Würde verbringen können. Sie haben kaum eine Schulausbildung machen, haben teilweise keine Berufsausbildung machen können, wurden durch die erlittenen Erfahrungen in eine völlig andere Lebensplanung gezwängt. Sie sind heute großteils arm und auf Sozialhilfe angewiesen. So erwarten wir eine Opferrente ohne Anrechnung auf soziale Leistungen, damit die Opfer die letzten Jahre ihres Lebens erträglicher erleben.

Eine wichtige Forderung ist auch die nach Verhinderung einer erneuten Heimeinweisung. Es ist also notwendig, dass Regelungen geschaffen werden, die im Rahmen des Assistenzmodells einVerbleib in häuslicher Umgebung sichert. Dies bedeutet, dass die Kostenträger großzügig die Anträge bescheiden, die sich auf das nötige Personal im Rahmen der Behindertenassistenz beziehen.

Bei uns haben sich etwa 25 Opfer gemeldet, die wir vertreten müssen. Inwieweit sich noch andere Opfer melden, bleibt abzuwarten. Wir erinnern an Ihre moralische Pflicht. Die Stadt Wetter, der Ennepe-Ruhr-Kreis, die Landschaftsverbände und die damaligen Anstaltsleiter und Pfarrer Vietor, Kalle und Lotze der damaligen Orthopädischen Anstalten Volmarstein haben in der Aufsichtspflicht versagt, bzw. haben diese Aufsichtspflicht überhaupt nicht wahrgenommen. Für die Kirche gilt, dass diese Verbrechen unter evangelischem Dach geduldet wurden.

Wir hoffen nun für die Heimopfer, dass Sie in kürzester Zeit mit dem Vorstandssprecher der Evangelischen Stiftung Volmarstein, Herrn Pfarrer Dittrich, zusammentreffen, um mit ihm zu erörtern, in welcher Form sie in einer gemeinsamen Aktion den behinderten Opfern Wiedergutmachung leisten. Wir weisen schon heute darauf hin, dass wir analoge Widergutmachungsleistungen in der Form, wie sie der Runde Tisch Heimerziehung vorschlägt, der finanziellen Höhe nach nicht akzeptieren werden.

Wir hoffen sehr, im Januar von allen in der Adresse aufgeführten Einrichtungen eine konkrete Stellungnahme zu erhalten.                                                               

1. Antwort: 09. 02. 11

Schlussbericht des „Runden Tisches Heimerziehung“ in Berlin

 Pressemitteilung der Freie Arbeitsgruppe JHH 2006“ (FAG JHH 2006)

Die FAG JHH 2006 versteht sich als Interessenvertretung behinderter Opfer von Gewalt und Verbrechen in den drei Nachkriegsjahrzehnten in den Orthopädischen Anstalten Volmarstein, heute Evangelische Stiftung Volmarstein in Wetter (Ruhr). Weil andere Behinderteneinrichtungen erst vor dem Beginn oder im Anfangsstadium der Aufarbeitung der Ereignisse stehen, ist sie auch so lange Stimme für die dortigen Heimopfer, bis diese sich selbst organisiert haben.

Der „Runde Tisch Heimerziehung“ in Berlin, unter Vorsitz von Dr. Antje Vollmer, hat in seinem Abschlussbericht laut Presseinformationen vom 10. Dezember dieses Jahres folgende Empfehlung an den Deutschen Bundestag gerichtet:

Einrichtung eines Fonds in Höhe von 120 Millionen Euro mit der Willensbekundung zur Aufstockung bei Bedarf. Aus diesem Fonds sollen entgangene Rentenansprüche für Jugendliche bezahlt werden, die in den Nachkriegsjahrzehnten in Erziehungsheimen Zwangsarbeit geleistet haben. Außerdem sollen Therapien für Traumatisierte finanziert werden. Ob behinderte Heimkinder und –jugendliche von dem Opferfonds profitieren, ist ungeklärt.

Die FAG JHH 2006 teilt hierzu mit:

Sie empfindet es nach wie vor als einen besonderen Skandal von weiteren Skandalen im Rahmen der Aufarbeitung der Verbrechen an ehemaligen Heimkindern, dass die Gruppe der behinderten Heimopfer brüsk ausgeschlossen wurde:

Schreiben des Runden Tisches vom 21. April 2009

Die FAG JHH 2006 hat betont, dass auch in Behinderteneinrichtungen Erziehung stattgefunden hat und der Beschluss des Bundestages zur Einrichtung des „Runden Tisches Heimerziehung“ den Ausschluss der Heimerziehung in Behinderteneinrichtungen für Kinder und Jugendliche nicht vorsieht. Auf die Frage nach Belegen für einen möglichen Ausschluss hat der Runde Tisch nicht mehr reagiert.

Die FAG JHH 2006 empfindet es ebenfalls als Skandal, dass die Verbrechen an Säuglingen und Kleinkindern keine Aufarbeitung erfahren haben. In den damaligen Orthopädischen Anstalten Volmarstein wurde Gewalt auch an Kleinkindern verübt. Ebenso ist es ein Skandal, dass die Misshandlungen an zum Teil zwangsweise in die Psychiatrie eingewiesene Kindern und Jugendlichen nicht aufgearbeitet wurden.

Die FAG JHH 2006 betrachtet den „Runden Tisch Heimerziehung“ als eine Farce. So hat der Runde Tisch durchgängig Stellungnahmen vermieden, die zu einer spürbaren Verbesserung der finanziellen Situation ehemaliger Heimkinder hätten beitragen können. Da die Fakten weitgehend von Beginn an bekannt waren, haben wir den Eindruck, daß hier Zeit geschunden wurde, in der die Zahl der Anspruchberechtigten durch Tod minimiert wurde. Doch wahrscheinlich ist das nur ein (willkommener?) Nebeneffekt.

Die FAG JHH 2006 verurteilt das Verhalten der evangelischen und der katholischen Kirche und ihrer Verbände Caritas und Diakonie. Die Kirchen und ihre Organisationen haben sich zwar für die an ihnen anvertrauten Heimkindern und Jugendlichen verübten Verbrechen entschuldigt, weichen aber immer wieder dem Thema der Wiedergutmachung aus. Solange sie jedoch keine konkreten Wiedergutmachungsmaßnahmen vorschlagen, betrachten wir Opfer ihre Entschuldigungsformulierungen als Heuchelei.

Die FAG JHH 2006 sieht eine zusätzliche Diskriminierung behinderter Menschen, die ebenfalls in stationären Einrichtungen in unvorstellbarer Form Opfer von Gewalt und Verbrechen wurden. Für diese Gruppe gibt es zur Zeit niemanden auf der politischen oder kirchlichen Ebene, der sich darum kümmert, auch für diese Gruppe eine angemessene Entschädigung und Wiedergutmachung zu erreichen. So fühlen sich die behinderten Heimopfer in doppelter Weise misshandelt: Einmal in der Zeit zwischen 1947 bis Ende der 70er Jahre und zum anderen heute dadurch, dass zwischen ihnen und den Kindern der Heimerziehung offensichtlich ein gewollter Unterschied gemacht wird. Das kann und darf nicht unwidersprochen hingenommen werden. Es wird erwartet, dass die verantwortlichen Politiker endlich für eine angemessene Anerkennung dieses Leidens auch Menschen mit Behinderungen sorgen.

Die FAG JHH 2006 fasste am 21. 08. 2010 folgenden Beschluss:

Forderungen an Politik und Kirche:

  1. Opferrente für alle Geschädigten in Höhe von 400 € bis zum Lebensende
  2. Individuelle Wohnformsicherung (im Einvernehmen der Betroffenen) zur Verhinderung erneuter stationärer Unterbringung
  3. Nichtanrechenbarkeit jeglicher Geld- und Sachleistungen für Entschädigungen und Wiedergutmachungen auf bisherige oder zukünftige Leistungen der verschiedenen Sozialleistungsträger.

Die FAG JHH 2006 hat diesen Beschluss mit heutigem Datum noch einmal einstimmig bekräftigt. Sie nimmt in diesem Beschluss das Votum eines Gruppenmitglieds auf, das an Stelle einer monatlichen Opferrente eine pauschale Opferentschädigung in Höhe von 54.000 Euro fordert. Sie wird keine anderen Entscheidungen akzeptieren. Über die Zustände in Volmarstein liegt eine wissenschaftliche Expertise vor.* Die FAG JHH 2006 wird nicht noch einmal den Wahrheitsgehalt der Berichte und die Schäden, die aus den Misshandlungen während der Kindheit entstanden sind, überprüfen lassen. Für Opfer von Gewalt im damaligen Johanna-Helenen-Heim reklamiert die FAG JHH 2006 die volle Anspruchsberechtigung für Leistungen, sei es vom Heimträger, sei es aus einem möglicherweise eingerichteten Opferfonds, für jedes einzelne Opfer.

Wir fordern ferner die Evangelische Stiftung Volmarstein (ESV), entscheidungsbefugte Vertreter der Kirchen, der Landschaftsverbände, des Ennepe-Ruhr-Kreises und der Stadtverwaltung Wetter auf, nunmehr binnen kürzester Zeit in einen Dialog zu treten, um die drei genannten Punkte umzusetzen. Wir verweisen darauf, dass wir von der ESV bereits die Einrichtung eines „Runden Tisches Volmarstein“ gefordert und nur darum zurückgestellt haben, weil die ESV die Beschlussempfehlung des „Runden Tisch Heimerziehung“ abwarten wollte.

* Die FAG JHH 2006 begründet ihre Forderungen mit dem unvorstellbaren Ausmaß an Gewalt in dem damaligen Johanna-Helenen-Heim und in anderen Häusern oder Stationen für behinderte Kinder (Orthopädische Klinik Volmarstein, Hermann-Luisen-Haus). Diese Gewalt, die auch nach damaliger Rechtsprechung teils justiziabel war, wurde inzwischen zweifach bestätigt:

1. durch die Aufarbeitung einiger Opfer und einiger ehemaliger MitarbeiterInnen, dokumentiert auf der Homepage: http://gewalt-im-jhh.de/

2. durch die Aufarbeitung der Historiker Dr. Ulrike Winkler und Prof. Dr. Hans-Walter Schmuhl, dokumentiert in dem Buch: „Gewalt in der Körperbehindertenhilfe – Das Johanna-Helenen-Heim in Volmarstein von 1947 bis 1967“ Hans–Walter Schmuhl, Ulrike Winkler, Verlag für Regionalgeschichte, ISBN 978-3-89534-838-9

 

Freie Arbeitsgruppe JHH 2006

Erika Bach

Marianne Behrs

Klaus Dickneite

Christel Flügge

Eberhard Flügge

Helmut Jacob

Wolfgang Möckel

Horst Moretto

Karl-Joachim Twer

11. Dezember 2010

Worthülsen oder glaubwürdige Verlautbarungen?

6.02.2011 - FAG fragt nach:

06. Februar 2011

Brief an:

Evangelische Kirche in Deutschland, 30419 Hannover, Fax: 0511 / 27 96 – 707

Diakonisches Werk Deutschland, 14195 Berlin, Fax: (030) 83001-222, E-Mail: diakonie@diakonie.de

Landschaftsverband Westfalen-Lippe, 48133 Münster, Fax: 0251 591-218, E-Mail: wolfgang.kirsch@lwl.org

Landschaftsverband Rheinland, 50679 Köln, Fax: 0221 / 809 - 22 00, E-Mail: post@lvr.de

Kreisverwaltung Ennepe- Ruhrkreis, e-Mail: verwaltung@en-kreis.de

Wetter (Ruhr), 58300 Wetter (Ruhr), Herrn Bürgermeister Frank Hasenberg, Kaiserstr. 170, Fax: 02335/840102

Evangelische Stiftung Volmarstein, Herrn Pfarrer Jürgen Dittrich, Telefax: 02335639119

 

Abschlußbericht des „Runden Tisches Heimerziehung“ – Welche Konsequenzen ziehen Sie daraus für die behinderten Heimopfer?

Sehr geehrte Damen und Herren!

Zu Beginn des neuen Jahres ziehen wir Bilanz und schauen auf Ergebnisse, Forderungen und Hoffnungen des vergangenen Jahres.

Da macht sich zunächst Ent-Täuschung breit. Den vielen öffentlichen Voten des Bedauerns, der Entschuldigung und möglicher Entschädigungen folgten bisher keine Taten.

Wir zitieren:

Landschaftsverband Westfalen-Lippe:

"Wir bekennen uns zu unserer Schuld. Wir sind unserer Verantwortung nur unzureichend nachgekommen“

http://www.westline.de/lokales/muenster/nachrichten/lnrn/Tausende-Heimkinder-misshandelt-LWL-bittet-u m-Entschuldigung;art1789,351312

"Wir können nichts ungeschehen machen, aber versuchen, den Betroffenen so gut es geht zu helfen"

http://www.nw-news.de/owl/4088219_Landschaftsverband_entschuldigt_sich_bei_Heimkindern.html

Landschaftsverband Rheinland

Die rheinischen Kommunalpolitikerinnen und -Politiker drücken in der Resolution ihr "tiefstes Bedauern" aus und die Versammlung "entschuldigt sich bei allen ehemaligen Bewohnerinnen und Bewohnern, die körperliche und psychische Demütigungen erlitten haben".

http://www.report-k.de/content/view/21809/127/

Ennepe-Ruhr-Kreis, Kreisverwaltung, im Schreiben vom 22. 05. 2009

"Der Einsatz für Menschenrechte, vor allem die Rechte von Behinderten, ist von zentraler Bedeutung für mich und meine politische Arbeit. Daher begrüße ich ausdrücklich Ihre Initiative, die damaligen Geschehnisse aufzuklären, zu dokumentieren und sich für die Opfer einzusetzen."

http://gewalt-im-jhh.de/Was_wir_wollen_-_zwischen_Ents/EN-Kreis_220509.jpg

Wetter (Ruhr), Stadtverwaltung, im Schreiben vom 3. 06. 2009

"Dennoch möchte ich es nicht versäumen, mich des Schicksals anzunehmen und auf diesem Wege meine aufrichtige Anteilnahme auszusprechen."

http://gewalt-im-jhh.de/Was_wir_wollen_-_zwischen_Ents/Wetter_nicht_zustaedig_030609.jpg

Evangelische Kirche in Deutschland (EKD)

 „Ich bitte die Opfer um Vergebung und halte fest: Kein Mensch hat das Recht, im Namen Gottes Gewalt auszuüben.“

http://www.diakonie.de/agenturmeldungen-190-ekd-ratsvorsitzender-dringt-auf-rasche-entschaedigung-75 47.htm

Der Präses….bat die Missbrauchs-Opfer «um Entschuldigung für alle Gewalt, die Menschen in kirchlichen und diakonischen Einrichtungen zugefügt wurde».

http://www.rundschau-online.de/html/artikel/1294060149153.shtml

Evangelische Stiftung Volmarstein

... kann ich mich auf diese Weise nur mit tiefem Bedauern und großer Betroffenheit dafür entschuldigen, dass Sie in der genannten Zeit Repressalien ausgesetzt waren, wie sie in der Dokumentation nachzulesen sind.“

http://gewalt-im-jhh.de/Gewalt_in_der_Korperbehinderte/gewalt_in_der_korperbehinderte.html

Sind diese, im Internet und auf unserer Homepage dokumentierten Äußerungen ernstgemeinte Worte oder sind sie auch wieder nur Worthülsen, wie wir sie schon zu oft ertragen mussten?

Diese Frage drängt sich uns geradezu auf.

Am 20. Dezember des vergangenen Jahres schrieben wir Ihnen diesbezüglich einen Brief. Zu unserer Erschütterung müssen wir feststellen, dass bis heute nicht ein einziger Adressat reagiert hat. So müssen wir annehmen, dass es sich bei den öffentlichen Äusserungen von Kirchen, staatlichen und Landes-Behörden bis hin zur komunalen Verwaltung nur um Lippenbekenntnisse handelt.

Die Evangelische Stiftung Volmarstein hat allerdings erste Aktionen zur Wiedergutmachung umgesetzt. Weitere Maßnahmen werden nötig sein, weil - wie Ihnen nach Beendigung des Runden Tisches Heimerziehung endgültig bekannt geworden ist – Volmarsteiner Heimopfer keine Wiedergutmachungsleistungen aus dem Opferfonds erwarten können. Zwar hat Pfarrer Dittrich, Vorstandssprecher der Evangelischen Stiftung Volmarstein, öffentlich gefordert, dass auch die behinderten Heimopfer aus Volmarstein von dem Opferfonds profitieren, aber derartiges liegt in weiter Ferne. Außerdem ist es den Opfern nach bald 5 Jahren Auseinandersetzung mit den an ihnen begangenen Verbrechen längst nicht mehr zuzumuten, weitere taktische Verhandlungen abzuwarten. Den damaligen Jungen und Mädchen, die besonders schlimm leiden mussten und deren Leben teilweise verpfuscht ist, muss nun endlich Hilfe zuteil werden. Die Hilfe ist notwendig, damit sie wenigstens einen würdevollen Lebensabend erhoffen können. Dazu reicht kein „sorry“, dazu ist finanzielle, materielle und pflegerische Absicherung und Hilfe in häuslicher Umgebung nötig.

Wir rufen Sie alle auf, nun endlich den Runden Tisch Volmarstein einzurichten und mit uns, den Betroffenen und ihren Unterstützern, an diesem Tisch zur Lösung unserer Forderungen und Probleme zusammenzuarbeiten. Wir hoffen nunmehr, in den kommenden Tagen konstruktive Mitteilungen von allen Briefempfängern zu erhalten. Sie alle stehen in der moralischen Verantwortung.

Mit freundlichen Grüßen

i. A.

(Helmut Jacob)                                                                       

      Sprecher                                                                                           

Antwort: 15. 02. 11 Frank Hasenberg, Bürgermeister Wetter (Ruhr)

Wetter
Der Bürgermeister
Stadtverwaltung • Postfach 146 • 58287 Wetter (Ruhr)
Freie Arbeitsgruppe JHH 2006
Herrn Helmut Jakob
Am Leiloh 1
58300 Wetter (Ruhr)
Datum 15.02.2011

Abschlussbericht des Runden Tisches „Heimerziehung"

Sehr geehrter Herr Jakob,

ich bedanke mich für Ihr Schreiben vom 20.12.2010. Leider ist es mir erst jetzt möglich, Ihnen zu antworten. Ich bitte, die späte Reaktion zu entschuldigen.

In meinem Schreiben aus dem Jahre 2009 hatte ich Ihnen bereits mitgeteilt, dass die Stadt Wetter (Ruhr) zu der Zeit der Geschehnisse über kein eigenes Jugendamt verfügte. Ich habe Ihnen darüber hinaus zugesichert, mich des Schicksals anzunehmen.

In Ihrem aktuellen Schreiben erwarten Sie von der Stadt Wetter (Ruhr) Wiedergutmachungsleistungen in Form einer Opferrente bzw. Unterstützung im Rahmen des Assistenzmodells, dass dem Betroffenen ein Verbleib in häuslicher Umgebung sichert.

Sie haben auch andere Institutionen mit gleichlautendem Text angeschrieben. Ich habe mich daher dazu entschieden, mit diesen Institutionen Kontakt aufzunehmen. Die Gespräche möchte ich abwarten, bevor ich Ihnen eine konkrete Stellungnahme zu Ihren Forderungen gebe

Seien Sie versichert, dass es mein Interesse ist, eine Lösung zu finden. Ich bitte Sie daher noch um etwas Geduld. Es ist mein Ziel, Ihnen im März eine konkrete Antwort geben zu können.
Mit freundlichen Großen
Frank Hasenberg

Brief im Original hier klicken

Antwort der FAG an BM Hasenberg am 17.02.2011

Herrn Bürgermeister

Frank Hasenberg

Per Telefax 02335/840102

 

Ihr Schreiben vom 15. 02. 2011 zum Sachverhalt Heimaufsicht

Sehr geehrter Herr Hasenberg!

Die Meinung, dass Volmarstein nicht über ein Jugendamt verfügt hat, kann nicht stimmen. Uns liegt ein Dokument vor, aus dem eindeutig hervorgeht, dass der Ort Volmarstein sowohl über ein Jugendamt als auch über ein Fürsorgeamt verfügt hat.

Dokument über die Anwesenheit Jugend- und Fürsorgeamt im Original

Es kann sich hierbei nicht um einen Irrtum handeln, weil der Absender dieses Schriftstückes das damalige und heutige Evangelische Frauenheim in Wengern ist und dieses Heim sogar ein Aktenzeichen angeführt hat. Letztendlich hatte auch Bürgermeister Henning in dieser Zeit Verantwortung. So steht die Stadt Wetter, in die Volmarstein eingegliedert wurde, gleich dreifach in der rechtlichen und moralischen Nachfolge. Wir begrüßen es, dass Sie den Kontakt zu anderen Institutionen herstellen wollen. Die Evangelische Stiftung Volmarstein hat uns mitgeteilt, dass sie bemüht ist, Sie und die anderen Adressaten unseres Briefes an den Runden Tisch Volmarstein zu bekommen. Dies sei bisher immer an terminlichen Schwierigkeiten gescheitert. Ich bitte Sie also noch einmal, auf Herrn Pfarrer Dittrich zuzugehen, wie auch die anderen Stellen zu kontaktieren, damit endlich dieser Runde Tisch installiert wird. Jeder Monat mehr, den die damaligen Heimopfer warten müssen, ist weiteres Unrecht an den Heimopfern.
Mit freundlichen Grüßen

Brief im Original hier Klicken

Antwort: 09. 02. 11 Ev. Stiftung Volmarstein

Sehr geehrter Herr Jacob,

in Ihrem letzten Brief vom 6. Februar 2011 ist eine große Enttäuschung über das bisher nicht Erreichte abzuspüren, was ich gut nachvollziehen kann. Ich möchte Sie auf diesem Wege wissen lassen, dass ich mich seit einiger Zeit im Hintergrund bemühe, diesen Kreis zu einem gemeinsamen Gespräch zu bewegen, was sich terminlich als schwierig erweist.

Ich möchte an dieser Stelle einmal ein Resümee ziehen, aus dem Sie ebenfalls eine gewisse Enttäuschung meinerseits entnehmen können:

1. Nach anfänglichen, durchaus auch größeren Schwierigkeiten, ist es der Evangelischen Stiftung Volmarstein gemeinsam mit Ihnen gelungen, einen intensiven Prozess der Aufarbeitung in Bewegung zu setzen, der in dem von Schmuhl/Winkler herausgegebenen Buch im Ergebnis dokumentiert wird.

2. Wir haben gemeinsame Schritte zur Versöhnung eingeleitet und einen Kompromiß in Bezug auf den von der Freien Arbeitsgruppe JHH vorgelegten Forderungkatalog erzielt: Hilfen in Einzelfällen, ... sowie die Übernahme von therapeutischen Kosten und Benennung eines neuen Kinderheimes nach Marianne Behrs.

3. Die Hoffnung auf die Arbeit des Runden Tisches Heimkinder in Berlin hat sich so nicht erfüllt: Betroffene ehemalige Heimkinder aus der Behindertenhilfe wurden trotz unserer Hinweise in dem Prozess der Aufarbeitung am Runden Tisch nicht berücksichtigt.

4. Das Ergebnis des Runden Tisches liegt seit Dezember 2010 vor und wurde im Januar 2011 an den Bundestagspräsidenten Professor Dr. Lammert übergeben mit dem Ziel, dass im Jahre 2011 der Bundestag im Sinne des Ergebnisses des Runden Tisches votieren möge. Ziel ist hierbei die Errichtung eines Stiftungsfonds, dessen Vergabekriterien noch im einzelnen zu besprechen und zu beschließen sind.

5. Für die Evangelische Stiftung Volmarstein habe ich sowohl den Bundestagspräsidenten wie auch die Vorsitzende des Petitionsausschusses sowie die Vorsitzende des Runden Tisches und Bundestags- und Landtagsabgeordnete der Region verschiedentlich auf die Nichtberücksichtigung von ehemals betroffenen Heimkindern aus der Behindertenhilfe hingewiesen. Hierüber habe ich auch eine Presseerklärung veröffentlicht.

6. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass das Ergebnis des Runden Tisches im Rahmen des parlamentarischen Prozesses, der in 2011 erfolgen soll, auch für betroffene Menschen der Behindertenhilfe offen ist. Dies schließt jedenfalls das Ergebnis des Runden Tisches nicht aus. In dieser Haltung fühle ich mich auch von Mitgliedern des Runden Tisches bestätigt, zuletzt von Professor Dr. Peter Schruth aus Magdeburg/Berlin, der die Heimkinder, die am Runden Tisch vertreten waren, beraten hat. Auch Professor Dr. Schruth hat in einem Vortrag, den er am 31. Januar 2011 im Rahmen einer BeB-Tagung in Hofgeismar gehalten hat, diese Haltung und dieses Verständnis aus seiner Sicht bestätigt.

7. Auch wenn Heimkinder öffentlich festhalten, dass Ihnen das Ergebnis des Runden Tisches nicht weit genug geht, bin ich davon überzeugt, dass dieser Stiftungsfonds, sofern er dann eingerichtet wird, eine gute Ausgangslage ist und abzuwarten bleibt, wie die Ausgestaltung dieses Fonds aussehen wird.

8. Wenn dieser Stiftungsfonds eingerichtet wird, wird auch die Evangelische Stiftung Volmarstein über ihren Spitzenverband wie alle anderen Mitglieder der Diakonie in diesen Stiftungsfonds einzuzahlen haben. Hieraus ziehe ich das Fazit, dass das Jahr 2011 für diese Überlegungen entscheidend sein wird. Sollte dieser Fonds nicht zustande kommen, und nicht geöffnet sein für betroffene Menschen aus der Behindertenhilfe, so ist sicherlich auf NRW-Basis eine entsprechende Lösung anzustreben, in der dann vonvornherein die Interessen behinderter Menschen offensiv einzubringen sind. Hierfür werde ich mich mit allen Möglichkeiten einsetzen.

Sehr geehrter Herr Jacob, ich hoffe, dass Sie meine Ausführungen und mein bisheriges Fazit nachvollziehen können und verbleibe

mit freundlichen Grüßen

Brief im Original hier klicken

Antwort der FAG JHH 2006 am 13. Februar 2011

Evangelische Stiftung Volmarstein
Herrn Pfarrer Jürgen Dittrich
Per E-Mail

Ihr Schreiben vom 9. Februar 2011

Sehr geehrter Herr Pfarrer Dittrich!

Haben Sie Dank für Ihr oben genanntes Schreiben! Wir wissen Ihr Engagement zu würdigen. Uns ist sehr bewusst, dass Sie sich wirklich bemühen, zu einer für die Opfer Ihrer Einrichtung guten Lösung zu kommen. Besonders danken möchten wir Ihnen für Ihre zahlreichen Briefe, die neben Ihrem sonstigen Arbeitspensum geschrieben wurden. Darum haben wir immer wieder darauf hingewiesen, dass die ESV und besonders Sie schon viele Hilfen geleistet haben und eher im Hintergrund das Schicksal einiger Opfer erheblich erleichtert haben.

Aber das kann nicht alles sein. Ihnen sind unsere Forderungen nach einer Opferrente und nach pflegerischer Betreuung in der gewohnten Umgebung im Alter bekannt. Von dieser Forderung können wir nicht abrücken. Wenn es überhaupt auch nur einen Cent aus dem Fonds für ehemalige Erziehungszöglinge gibt, dann wäre die höchste Auszahlung ein Betrag von 4.000 Euro. Offen ist auch, ob die Betroffenen aus den Behinderteneinrichtungen überhaupt mit einbezogen sind als Anspruchsberechtigte. Weder die politischen Vertreter/innen am Runden Tisch, noch die übrigen Verbandsvertreter/innen haben beschlossen, dieses in ihren Abschlußbericht mit aufzunehmen. Äußerungen von verschiedenen Beratern am Runden Tisch bieten eben leider keine Gewähr für eine Einbeziehung der Betroffenen. Außerdem sind daran verschiedenste Bedingungen geknüpft, unter anderem die Nachrangigkeit vor anderen Kostenträgern und die Feststellung noch heutiger Schäden durch die erlittenen Verbrechen. Mit Sicherheit kämen vier bis fünf Personen sofort in den Genuss der höchsten Auszahlung. Aber danach wird es nichts mehr geben. Ob diese vier bis fünf Personen diesen Betrag behalten dürfen, ist völlig offen, weil die Sozialämter oder die Ämter für die Grundsicherung eine so hohe Summe bis zum Freibetrag von 2.600 Euro mit ihren Leistungen verrechnen wollen.

Mit dieser Regelung des Opferfonds in Verbindung der Nachrangigkeit bei einer einmaligen Zahlung können wir nicht leben. Gleichwohl sehen wir, dass nicht die gesamte Last Ihnen überlassen werden kann. Darum bestehen wir auf einen Runden Tisch Volmarstein. Immerhin hat der Ort Volmarstein mit seiner Verwaltung, seinem Jugend- und Fürsorgeamt in der Aufsichtspflicht versagt, ebenso das Kreisjugendamt und die Landesjugendämter. Diese Institutionen sehen wir mit in der Verantwortung, dazu die Evangelische Kirche, die sich Aufgabengebiete zugeschanzt hat, ohne geeignetes Personal dafür zu haben.

Wir beharren also auf einer Opferrente bis zum Lebensende. Dabei wissen wir auch, dass wir Ihnen nicht 400 Euro abverlangen können. Aber wir müssen Sie bitten, für besonders Betroffene eine kleine Opferrente, deren Höhe man vereinbaren könnte, ganz schnell ins Auge zu fassen.

Ich spreche ungern von mir. In diesem Fall ist es aber nötig. Ich lasse mir meinen ... nicht mit 4.000 Euro abfinden. Ich lasse mir meine ... und die mein gesamtes Leben in völlig andere Bahnen gelenkt hat, nicht mit den gleichen 4.000 Euro entschädigen. Das würde an die Substanz meines Ehrgefühls gehen. Auf eine solche einmalige Zahlung werde ich selber mit Sicherheit verzichten, selbst wenn es mir einmal ganz schlecht gehen sollte.

Ähnlich wird es anderen ergehen. Ich habe einige im Kopf, deren Namen ich nicht an dieser Stelle schreibe, weil datenschutzrechtliche Gründe und Gründe der Intimität dagegen sprechen. Wenn Sie sich die Berichte derer durchlesen, die auf unserer Homepage zu finden sind, können Sie leicht erkennen, wer und wie viele Ehemalige besonders schlimm misshandelt wurden. Für diese Gruppe müssen wir ganz schnell eine Lösung finden. welche die Betroffenen auch noch in Anspruch nehmen können, bevor ihr mögliches Ableben für eine natürliche, unbefriedigende Lösung sorgt.

So stellen wir uns vor, zweigleisig zu fahren. Wir warten einerseits auf den Runden Tisch Volmarstein und wollen andererseits mit Ihnen erste Hilfspakete für besonders Betroffene schnüren. Gern sind wir bereit, in dieser Sache zunächst wieder ein Gespräch ohne Bleistift und Notizzettel zu führen. Ich wäre Ihnen für einen Termin dankbar. Sicher werden Sie Herrn Meinecke dabei haben wollen. Ich würde noch Herrn Dickneite bitten, die Position der Opfer mit zu vertreten.

Wir hoffen sehr, dass Sie bald für diesen Termin Zeit freimachen können. ...

Mit freundlichen Grüßen
Brief im Original hier klicken

Jugendamt und Wohlfahrtsamt in Volmarstein?

Jürgen Pohl bestätigt die Existenz der Behörden.

Eine Frau, die einige Jahre ihrer Kindheit im Evangelischen Frauenheim Wengern verbrachte, half uns bei der Spurensuche nach dem Jugendamt Volmarstein. Sie sandte uns ein Formular aus ihrer Akte, auf der eindeutig ersichtlich ist, dass Volmarstein in den 60er Jahren sowohl über ein Jugendamt als auch über ein Wohlfahrtsamt verfügte.

Jürgen Pohl ist Sohn des Harry Pohl. Den Heimkindern sind beide bekannt. Harry Pohl war Frisörmeister in der Dorfmitte Volmarstein. Er kam gelegentlich ins Johanna-Helenen-Heim, um den Kindern die Haare zu schneiden. Auch brachte er seinen Sohn Jürgen mit, der noch Geselle war. Jürgen Pohl hat die letzten Jahre dann ohne Hilfe seines Vaters den Kindern die Haare in Fasson gebracht. Mit ihm sind viele lustige Begebenheiten verbunden. So stellte er den Kindern kniffelige Fragen, für deren richtige Beantwortung sie den Haarschnitt umsonst erhalten sollten. Meist half seine Hilfskraft heimlich bei der Beantwortung. Da der Haarschnitt vom Heim bezahlt wurde, wurde der Gewinn bar an den Gewinner ausgezahlt und ihm damit quasi durch die Hintertür etwas Taschengeld zugeschoben. Viel war es nicht, aber für damalige Verhältnisse etwas; immerhin 50 Pfennige.

Wolfgang Möckel fragte Jürgen Pohl nach den zwei Behörden und erhielt folgende Antworten:

Information von Jürgen Pohl, ehemaliger Friseur in den Häusern der Orthopädischen Anstalt Volmarstein, auch im JHH (Tel. 21.3.2011):

Der Bürgermeister war Hermann Henning.
In Volmarstein gab es bis zum  31.12.1969, d. h. bis zur Eingemeindung mit der Stadt Wetter, sowohl ein Jugendamt als auch ein Wohlfahrtsamt.
Beide arbeiteten mit den Landesämtern in Schwelm zusammen.
Leiter des Jugendamtes war Robert Smetana, von 1967 bis zum 31.12.1969 in Volmarstein; danach wurde er von der Stadt Wetter übernommen.
Diese Informationen hat Jürgen Pohl von seinem Vetter Willi Pohl, welcher Beigeordneter des Amtes Volmarstein war.

In einer weiteren E-Mail teilt Wolfgang Möckel mit:

„Nachtrag zu Jugendamt und Wohlfahrtsamt Volmarstein:
Willi Pohl war bis zum 31.12.1969 (Eingemeindung mit der Stadt Wetter) Beigeordneter dem Amtes Volmarstein. Danach wurde er von der Stadt Wetter übernommen.“

Schreiben an BM Hasenberg hier klicken

24. 03. 2011
Diakonisches Werk der EKD e.V. Postfach 33 02 20 114172 Berlin

Runder Tisch Heimerziehung:
Berücksichtigung von Betroffenen aus Einrichtungen der Behindertenhilfe

Sehr geehrter Herr Jacob,
in dem Schreiben der Freien Arbeitsgruppe Johanna-Helenen-Heim vom 20.12.2010 verweisen Sie darauf, dass derAbschlussbericht des Runden Tischs Heimerziehung (RTH) nicht ausdrücklich auf die ehemaligen Heimkinder aus Einrichtungen der Behindertenhilfe eingeht, weil der Auftrag des RTH auf die Verhältnisse in der Jugendhilfe beschränkt war. In Ihrem Schreiben vom 6.2.2011 fordern Sie deshalb die Einrichtung eines Runden Tischs Volmarstein unter Beteiligung des Diakonischen Werkes der EKD.
Wir sind auch von der Leitung der Evangelischen Stiftung Volmarstein und dem Bundesverband evangelische Behindertenhilfe, unserem Fachverband, frühzeitig auf dieses Problem hingewiesen worden und haben stets darauf verwiesen, dass es das Ziel sein muss, die vom RTH empfohlenen Lösungen so zu gestalten, dass sie auf die Betroffenen aus dem Bereich der Behindertenhilfe übertragbar sind. Entsprechend betonte auch die Moderatorin des RTH, Frau Dr. Vollmer, am 19.1.2011 bei der Übergabe des Abschlussberichts an den Bundestagspräsidenten die Notwendigkeit, adäquate Lösungen für diese Betroffenengruppe zu erarbeiten.
Unser Bestreben richtet sich jetzt auf die Umsetzung der Empfehlungen des RTH auf politischer Ebene. Nachdem die Vertreter von Kirchen, Diakonie und Caritas ihre Beteiligung an dem geplanten Fonds zugesagt haben, stehen entsprechende Zusagen der Länder und des Bundes noch aus. Parallel dazu befinden wir uns auf Bundesebene in Gesprächen über die Schaffung sinnvoller Lösungen für Betroffene aus dem Bereich der Behindertenhilfe. Eine Beteiligung des Bundesverbandes der Diakonie an Gesprächen über die Verhältnisse in Volmarstein erscheint hingegen nicht sinnvoll, denn die spezifischen Fragen der von Ihnen vertretenen Betroffenengruppe sind in angemessener Weise auf Einrichtungsebene zu besprechen. In dieser Hinsicht befndet sich die Evangelische Stiftung Volmarstein auf einem guten Weg, wie Sie in Ihrem Hinweis auf die Bemühungen der Stiftungsleitung ja auch anerkennen.
Mit freundlichen Grüßen
Zenlmm Kommunikation Archiv des
Diakonischen Werkes der EKD

Dr. Michael Häusler Altensteirstraße 53 14195 Berlin

Brief im Original hier klicken
 

13. 04. 2011 Antwort:
An den Präsidenten des
Bundesverbandes Diakonie
Herrn Johannes Stockmeier
persönlich
Reichensteiner Weg 24
14195 Berlin
Fax: (030) 83001-222

 

Schreiben des Archivars Michael Häusler vom 24.03.2011

 Sehr geehrter Herr Präsident!

 Es ist auch bei "Kirche und ihrer Diakonie" bewährte Praxis, Probleme und Unangenehmes auszusitzen, zu vertagen oder nach Zuständigeren zu suchen und dann abzuschieben.

 So geschieht es auch mit uns, den als Kindern physisch, psychisch und sexuell missbrauchten "Bittstellern" unserer Tage.

Das Vertröstungs-Ergebnis des Runden Tisches in Berlin ist bekannt.

 Unsere Forderung nach 400,00 EUR mtl. Opferrente wollte dort niemand hören. Sie vielleicht? Deshalb die Frage an Sie, speziell an Ihre Institution: Können wir mit der Erfüllung unserer Forderung rechnen?

 Haben Sie doch endlich den Mut zu einer klaren Aussage: Ja ode Nein?

 Bitte keine seichten Ausreden.

 Mit freundlichen Grüßen

Brief im Original hier klicken

04. 04. 2011 Evangelische Kirche in Deutschland

Abschlussbericht des „Runden Tisches Heimerziehung", Ihr Schreiben vom 6. Februar 2011

Sehr geehrter Herr Jacob,
vor dem Hintergrund des Abschlussberichtes des „Runden Tisches Heimkinder und seiner empfohlenen Lösungsvorschlage haben Sie sich mit den Anliegen der Freien Arbeitsgruppe JHH 2006 u a an die Evangelische Kirche in Deutschland gewandt. Im Zusammenhang mit den Verhandlungen am Runden Tisch Heimkinder haben sich wie Sie wissen, auf evangelischer Seite insbesondere das Diakonische Werk und einzelne besonders stark betroffene Einrichtungen der Diakonie des Themas der Heimopfer in der Behindertenhilfe angenommen Es ist uns wichtig. dass diesem Kreis von Betroffenen in Heimen in der Nachkriegszeit in gleicher Weise Hilfe und Unterstützung zukommt. wie im Hinblick auf Betroffene in Heimen der Jugendhilfe aufgrund der Empfehlungen des Runden Tisches Heimkinder in Aussicht genommen ist Die Evangelische Kirche in Deutschland setzt sich dafür ein, dass dieser Personenkreis mit seinen Anliegen zugleich in den Blick genommen wird Unterdessen werden darüber hinaus im Bereich des Diakonischen Werkes Bemühungen einzelner Einrichtungen zur Aufarbeitung von Missstanden unterstützt.
Hinsichtlich der konkreten Aufarbeitungen in den einzelnen Einrichtungen vor Ort wie etwa in Ihrem Fall bezuglich der Evangelischen Stiftung Volmarstein, halten wir eine Beteiligung der EKD an Gesprachen nicht fur sinnvoll. Es ist vielmehr wichtig, dass diese Gesprache in den Einrichtungen selbst intensiv geführt werden. Nach meiner Kenntnis ist dies in Volmarstein bereits der Fall
Mit freundlichen Grußen in Vertretung
Dr Christoph Thiele Oberkirchenrat

Schriftstück gescannt; Original hier klicken

Ausstehende endgültige Stellungnahme bis zum 16. April 2011:

Frank Hasenberg, Bürgermeister der Stadt Wetter (Ruhr)

Dr. Armin Brux, Landrat, Ennepe-Ruhr-Kreis, Schwelm

Dr. Wolfgang Kirsch, Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Münster

Ulrike Lubek, Landschaftsverband Rheinland, Köln

Erinnerungstext:

“Wir erinnern freundlich an dieses Schreiben vom 6. Februar 2011 und bitte um Stellungnahme, damit wir den Vorgang abschließen können.

Helmut Jacob

16. April 2011”