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Erinnerungen GK

Wenn es einmal „passiert“ war, mußte ich eine Gummihose über meine Trainingshose ziehen und wurde vor der Schulzeit in der Mitte zwischen Jungen- und Mädchenspeisesaal zur Schau gestellt. Das empfand ich immer als besonders dehmütigend.

Auf jeden Fall möchte ich noch fragen, ob es möglich  ist, daß man sich das JHH  einfach mal anguckt. Ich würde das gerne noch mal rückverfolgen. Fragt mich bitte nicht warum, aber ich möchte das einfach mal. Vielleicht finde ich dann ein Ende zu dieser ganzen Scheiße.

Die Freie Arbeitsgruppe JHH 2006 ist berechtigt, diesen Bericht auf ihrer Homepage zu veröffentlichen.

Mein Name ist xxxxxxxxx K. (Anmerkung: Auf der Homepage nur „GK“)
Ich habe von 1962 bis etwa 1980 in Volmarstein gewohnt. Davon habe ich zunächst im Johanna-Helenen-Heim (JHH) etwa 3 Jahre gewohnt - das JHH war nur einfach schrecklich.

Auf der Kinderstation vom JHH gab es zwei Schwestern: Eine hieß Jenny (das war die bösere) und eine hieß Fräulein Schröder (das war die nettere).

Wenn es Mahlzeiten gab, kam es unter anderem vor, dass wir gezwungen waren, alles zu essen, und (soweit wie ich mich daran erinnern kann) wenn man gesagt hat, daß es einen schmeckte, bekam man nicht so viel, und wenn man sich geäußert hat, daß es einen nicht schmeckte, kriegte man den Teller so voll geknallt, daß man es einfach nicht schaffen konnte; es gab ja auch Mahlzeiten, die man vielleicht nicht mochte.  Hatte man dieses dann nicht gegessen, so bekam man oft (also mir ging es wenigstens so)  auf diese Suppe noch den Hauptgang und den Nachtisch. Und wenn man das nicht gegessen hatte, bekam man das am Abend, während die anderen ihr Wurstbrot oder Käsebrot aßen, auch noch  mal vorgesetzt.

Zu den Toilettenzeiten ist zu sagen, daß es morgens um halb acht vor der Schule, in der Schulpause um halb zehn (denk ich mal, war das), dann zwischen 12 und halb eins und dann mittags um drei Klozeit war. Ansonsten durfte ich persönlich nicht auf die Toilette. Das hatte zur Folge, daß ich mich öfters mal eingenässt hatte oder auch das größere Geschäft in die Hose gegangen ist. Das hieß wiederum, in der Ecke sitzen oder bei größerem Geschäft war eben der Tag  bei gutem Sonnenschein um 15.00 Uhr meistens vorbei, d.h. dann war Bettruhe angesagt.

Man wurde auch bedroht. Das ist natürlich jetzt kaum nachweisbar, aber es ist richtig. Das nennt man dann „ausgeschimpft werden.“

Zu der Zeit, wo sich das alles abspielte, war ich acht bis 11 Jahre alt, d. h. ich war ein Kind.

Man hätte mir vielleicht auch was beibringen können, stattdessen wurde ich eigentlich nur nachgeäfft,  oder man hat eben aus den vorher genannten Gründen mit mir rumgemäckert.

Es fällt mir auch nicht unbedingt leicht, darüber zu sprechen, weil: Man hat es vergessen,
verdrängt, oder wie ich beispielsweise, ich habe es im Suff ertränkt.

Anfang 1980 kam ich nach Berlin-Reinickendorf und wohnte da auch in einem Heim, und ich mußte auch öfter mal zum Bezirksamt Reinickendorf. Dort hatte man mir mitgeteilt, daß  mich die Orthopädischen Anstalten Volmarstein entmündigt hätten. Das ist allerdings sehr merkwürdig. In Berlin hatte ich große Schwierigkeiten, diesen Eintrag wieder zu löschen.
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Es wurden auch Kinder am Kragen über den Boden geschleift. Das hat man gesehen, ob auf der Mädchenseite oder auf der Jungensseite. Wenn so was passierte, dann war sicherlich irgendwie mal wieder was nicht den Schwestern recht oder man hatte sich, wie gesagt, schlecht benommen. Also die hatten Einfälle - also um auf das in die Hose machen zu kommen: Mir ist es auch so ergangen, daß ich öfters mal länger abends, wenn ich nicht konnte, auf dem Klo sitzen bleiben mußte (auch, weil ich mir alleine den Hintern nicht abputzen konnte und auf eine Schwester warten mußte); dann wurde es auch schon mal halb eins oder manchmal sogar noch später. Die machten das also. Das war richtig Schikane.  Das würde ich heute als Nötigung oder pervers bezeichnen, keine Ahnung, ich weiß es nicht.

Vor allem während der Schulzeit durfte man nicht zur Toilette gehen. So kam es ab und zu vor, daß ich in die Hose gemacht hatte. Ich galt deshalb als „Bettnässer“. Der Grund war aber einfach, daß ich nicht dann zur Toilette gehen durfte, wenn ich mußte.

Wenn es einmal „passiert“ war, mußte ich eine Gummihose über meine Trainingshose ziehen und wurde vor der Schulzeit in der Mitte zwischen Jungen- und Mädchenspeisesaal zur Schau gestellt. Das empfand ich immer als besonders dehmütigend.

Als beispielsweise die Martinskirche eingeweiht wurde, waren wir alle herzlich eingeladen, und wir durften, also ich zumindest durfte vorher nicht auf die Toilette; allerdings mußte ich dann in der Martinskirche pullern. Das habe ich dann auch getan, weil ich es eben nicht mehr halten konnte, und darüber hat man sich sehr lustig gemacht, daß ich die Martinskirche „eingeweiht“ hatte.

Ich kann mich erinnern, daß auch jemand von Schwester Jenny mit ´nem Kleiderbügel einen über den Rücken gekriegt hat. Der Kleiderbügel brach natürlich auseinander. Diese Schwester war sowieso die schlimmste von denen.

Wer dieses nicht selber erlebt hat, der glaubt das einfach nicht. Das kann man sich eigentlich normalerweie auch gar nicht vorstellen, aber das hat eben stattgefunden. Und wer denkt, ich hätte es nur mit den Toilettensachen, der irrt sich; das sind aber die einzigen Sachen, die mir so im Gedächtnis geblieben sind, da ich durch diese ganzen Geschichten auch heute noch Probleme habe.

Es war aber auch nicht alles schlecht.

1965 war ich für eine Hollandfahrt vorgesehen, wegen einer Kinderkrankheit konnte ich aber leider nicht daran teilnehmen.

Nach dem JHH kam ich ins Hermann-Luisen-Haus, danach in die Oberlin-Schule, anschließend (in den 1970er Jahren) kam ich dann ins Hans-Vietor-Haus, und da war es relativ angenehm. Und im Hans-Vietor-Haus war ich bis zum Schluß, d. h. bis ich nach Berlin gezogen bin. Das war so ungefähr 1979/80.

Ich hatte von meinen Eltern ein Radio bekommen, und jeden Abend wurde dieses Gerät einfach eingezogen. Und wenn ich mich am nächsten Tag „anständig“ benam, dann bekam ich es am Tag mal wieder, je nachdem, wer es eingezogen hatte. Bei Fräulein Schöder hatte ich eher die Chance, dieses  Gerät am Tag zu bekommen  als bei Schwester Jenny.

Zur Schule sei gesagt, ich kann mich daran erinnern, daß ich auch mal, wenn die Nägel nicht sauber waren, mit dem Rohrstock einen auf die Finger kriegte. Fragt mich bitte nicht, wer, bei wem oder von wem ich dann auf die Finger bekam: also, das weiß ich wirklich nicht mehr. Da kann man jetzt irgendwas erfinden, aber es hat eben stattgefunden.

Ich habe in der Schule vorne gesessen, wo die Klapptafel war - ich saß ziemlich nah dran, und diese wurde geöffnet,  und hätte ich meinen Kopf nicht runtergezogen, hätte ich die Tafel voll an den Schädel gekriegt. Daran kann ich mich auch noch erinnern.

Aber jetzt möchte ich einfach zumachen das Ganze.
Und Ich hoffe, daß alles, was man so gesagt hat, von welcher Seite auch immer, zum Guten sich wenden wird. Ich kann es nicht anders ausdrücken, ich bin sowieso nicht von der Aussprache so gut.

Auf jeden Fall möchte ich noch fragen, ob es möglich  ist, daß man sich das JHH einfach mal anguckt. Ich würde das gerne noch mal rückverfolgen. Fragt mich bitte nicht warum, aber ich möchte das einfach mal. Vielleicht finde ich dann ein Ende zu dieser ganzen Scheiße.

Man kann nur hoffen, daß den Kindern, die heute gepflegt werden, in Heimen oder Einrichtungen (sei es Volmarstein oder sei es sonst irgendwo), daß denen so  was nicht passiert.

Danke, Ende.

Berlin, den  24. April 2009