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Erinnerungen HD

Bevor ich nach Volmarstein kam, war ich ein lebhaftes, fröhliches Kind.

Die einzige Erfahrung mit Schlägen machte ich in der Schule. Frl. S. schlug für jeden Tintenklecks mit dem Holzlineal auf die Finger, wortlos und mit aller Kraft. Ihre Schläge auf den Kopf erfolgten mit der flachen Hand.

Ich habe von den Diskussionen über das Thema Gewalt in Heimen und insbesondere über Gewalt in Volmarstein im Johanna-Helenen-Heim erfahren.

Ich war in der Zeit von April 1957 bis April 1963 im Johanna-Helenen-Heim (mit zweimal halbjähriger Unterbrechung in der Klinik) und anschließend bis April 1966 im Margareten- Haus.

Die Erinnerungen an meine Kindheit in Volmarstein sind nicht so düster wie bei einigen anderen meiner ehemaligen Mitschüler/innen. Ich hatte Eltern, und meine Mutter sprach öfter mit Schwester E. und Schwester M. Vielleicht waren das einige der Gründe dafür?

In der Zeit von 1952 oder 53 bis April 1957 war ich in der Rheinischen Klinik für Orthopädie wegen Polio in Süchteln (heute Viersen). Dort lag der Schwerpunkt der Aufmerksamkeit auf der Wiederherstellung und Förderung der Gesundheit, z. B. durch Gymnastik, Schwimmen und sehr guter medizinischer Versorgung. So kam es, daß der schulische Aspekt etwas in den Hintergrund trat und nur einige Stunden pro Tag umfaßte.

 

Bevor ich nach Volmarstein kam, war ich ein lebhaftes, fröhliches Kind. Hier aber wurden wir oft geschlagen, häufig mit dem Griffel auf die Finger. Ich denke, daß ich dadurch eingeschüchtert wurde, denn ich stellte fest, daß ich allgemein ruhiger gemacht und ich mehr und mehr in eine Situation gebracht wurde, in der ich leichter ruhig zu stellen war. Ich denke, das wurde bei allen so gemacht, die neu hinzu kamen.

Denn das erste Gebot überall im JHH war ja „Ruhe“. Vermutlich war das so, um die ganze Gruppe leichter handhaben, lenken zu können. Es waren ja auch nur je zwei Schwestern für jede Station da. Ich habe den Eindruck, daß es das Ziel dieser Erziehung war, Menschen zu schaffen, die leicht zu lenken sind, die „pflegeleicht“ sind - die nicht selbstständig denken, sondern schnell Befehle ausführen.

Ich kann mich an eine Stunde in der Schule bei Frau S. erinnern, in der die ganze Klasse völlig ruhe dasitzen mußte, ohne jede Bewegung. Das Stillsein wurde regelrecht eingepaukt. Aber es war keine kreative Stille, aus der man Gewinn hätte  schöpfen konnen, sondern es war eine Stille, die verängstigte, die geprägt war von Angst vor dem nächsten Schlag. 

 

Zur medizinischen Situation: Druckstellen wurden erst dann beachtet und behandelt, wenn sie völlig vereitert waren, und bettlägerig war man erst dann, wenn man Fieber hatte. Das galt für alle.

 

Deutlich habe ich noch das Bild vor Augen, wie Ursula Groß (vor wenigen Jahren an Erbrochenem erstickt; an diesem Tag stand zwei Stunden kein Personal zur Verfügung. Anmerkung: Jacob) diese Haferflocken-suppe, die sie einfach nicht mochte, doch essen mußte. Da sie den Mund nicht aufmachen wollte, schlugen die Schwestern ihr mit dem Löffel darauf, bis das Blut floß. Auch als Ursula erbrochen hatte, wurde die Prozedur des Zwangsfütterns nicht aufgegeben. Irgendwann wurde sie dann aus dem Speisesaal geschoben.

Wie wirkt sich dieser Gewaltakt auf das Kind aus, das ihn erleidet und wie auf das Kind, das ihn mitansieht?

 

Die Kinder, die ohne Hilfsmittel laufen konnten, mußten den anderen Kindern helfen, die aufgrund ihrer Behinderung unselbständig waren. Da es nur 2 oder 3 Mädchen gab, die den anderen (insgesamt 24) helfen konnten, waren diese überlastet und wohl oft am Rand ihrer Kräfte.

In dieser Situation war Roswitha K. wohl gerade, als ich sie weinend auf ihrer Bettkante sitzen sah, so müde und ganz ohne Hoffnung auf bessere Zeiten.

Roswitha, ich möchte dich so gerne in die Arme nehmen.

 

Die einzige Erfahrung mit Schlägen machte ich in der Schule. Frl. S. schlug für jeden Tintenklecks mit dem Holzlineal auf die Finger, wortlos und mit aller Kraft. Ihre Schläge auf den Kopf erfolgten mit der flachen Hand.

Manchmal wußte ich nicht, aus welchem Grund ich gerade geschlagen wurde. Schon nach kurzer Zeit hatte ich Kopfschmerzen, sobald ich ihre Schritte auf dem Flur hörte. In ihrer Gegenwart war ich immer sehr ängstlich.

 

Dieses Geschehen bezieht sich auf das erste Halbjahr 1957, das zweite Halbjahr verbrachte ich in der Orthopädischen Klinik Volmarstein wegen einer Operation.

Anschließend war ich wieder im JHH und habe dort von April 1958 bis bis April 1959

bei Frl S. die 4. Klasse noch einmal wiederholt. Merkwürdigerweise hatte mich Frl. S. nun in Ruhe gelassen und mich nicht mehr geschlagen. Ob es daran lag, daß meine schulischen Leistungen nun wesentlich besser waren, nach dem ich die 4. Klasse noch einmal wiederholen konnte? Ich kann es mir nicht erklären.

 

Viersen, den 5. Oktober 2007