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Den Dachboden habe ich auch kennen gelernt. Dort bin ich mal in eine Kiste gesperrt worden. Dies passiert, wenn man nicht folgsam ist, wurde mir gesagt.

Die Schulfreizeiten in Holland haben uns immer die Kraft gegeben, die wir brauchten, um nicht wahnsinnig zu werden. Aber da war nicht nur Solak, der Hund von „de Pieterberg“, sondern auch andere Hunde, an denen wir viel Spaß hatten. Von diesen Erlebnissen in Holland zehrten wir dann bis zur nächsten Holllandfreizeit.

Alle Insider kennen mich unter dem Namen „Flo“. Diesen Namen bekam ich von Brigitte W. (Lehrerin). Heute denke ich, dass andere sich darüber mehr aufregten als ich. Den Namen bekam ich wohl wegen meiner geringen Körpergrößte und meiner Beweglichkeit, die ich trotzdem hatte. Heute bin ich nicht mehr so flott, aber ich bin zufrieden.

 Im Jahre 1961 kam ich nach Volmarstein. Damals hieß das noch „Orthopädische Anstalten“. Wir waren mit insgesamt 3 Geschwistern in Volmarstein. Ulla, Detlef und ich. Als erstes durfte ich am Katzentisch essen. Für mich war es besser, weil da nicht so viele aßen. So waren, wenn die „Hornissen“ (Schwestern mit ihren Häubchen) weg waren, auch mal Plauderein möglich.

 Eigentlich mag ich nichts Negatives schreiben, doch leider sind diese Zwangsfütterungen (Ute H. hat besonders darunter gelitten) geschehen.

 Es gab 2 Schlafräume. eins mit 14 Betten und eins mit 9 Betten. Vor den Nächten hat es mir immer gegraut. Man fühlte sich so hilflos, weil  man nicht wusste, was einen so erwartet. Es konnte sein, dass man in die Augen einer „Hornisse“ blickte.

 Auch ich wurde zwangsgefüttert, einmal mit Quark. Bis heute kann ich keinen Quark mehr essen. Immer müssen eine Banane oder andere Früchte darin enthalten sein,  damit ich Appetit darauf habe. Dieses Zwangsfüttern ging bei mir bis zu dem Zeitpunkt, wo ich einmal hohes Fieber hatte und trotzdem die Kotze essen musste. Danach wurde ich nicht mehr zwangsgefüttert.

 Es folgt eine Aufzählungen von ehemaligen Schülerinnen, die mit Hannelore im 9-Betten-Zimmer gelebt haben:

 Danach folgt eine Aufzählung bekannter Mitschüler aus 12-Betten-Zimmer

 Fütteraktionen gab es auch auf der Jungenstation. Horst G. war ein schwerer Spastiker. Seine Spastik war so schwer, dass er für alles Hilfe brauchte. Auch er wurde zwangsgefüttert.

 Als ich nach 14 Jahren, am 17.12.1972 aus den Orthopädischen Anstalten Volmarstein entlassen wurde, kam ich mir vor wie aus dem Knast entlassen. Ich habe lange darüber gegrübelt, was ich denn verbrochen hatte. Ja, ich war behindert, bzw. in Volmarstein wurde ich behindert. Richtig Kind sein und fröhlich sein, konnte ich nur bei Familie Mieltz und Gries in Wanne-Eickel und bei den Pardoens von „de Pieterberg“, wofür ich Joachim (Jochen) Twer noch heute sehr zu danken habe. Auch Else Sch. habe ich in lieber Erinnerung. Sie war es, die uns in den Ferien mit vielen Leckerein und viel menschlicher Wärme umgab. Heute meine ich, dass dies auch der Grund für die Unverträglichkeiten zwischen ihr und den anderen Schwestern war.

 Als Kind war mir immer aufgefallen, dass der Joachim (Jochen) Twer, wenn es was gab, was ihm missfiel, nichts unternehmen konnte. Man spürt so etwas auch als Kind. Förderungen, wie etwa Fahrrad fahren oder anderer Sport, war erst angesagt, als unsere Frau Scholz (Lehrerin) kam und prompt gab es Knieschoner.

Aber einmal war meine Brille kaputt. Da gab es richtig Ärger!

 Die Schuhputzecke war oft für mich und Gudrun reserviert. Dort mussten wir manchmal unser Abendbrot einnehmen. Eine mußte auf dem bekannten Bollerwagen sitzen, eine auf dem gefüllten ABFALLEIMER.

 Eines Abends, beim Waschen, ließ ich mir sehr viel Zeit. Das brachte Schwester E. auf die höchste Palme. Vorne waren Karin und Siegrid fast fertig. Bei Karin gab es immer eine große Lache Wasser. Schwester E. kam, Marianne sah das und warnte mich. Schwester E. machte das Handtuch nass und wollte mich damit verprügeln. Schnell war ich verschwunden und Schwester E. rutschte in der Wasserlache aus und brach sich den Arm. Die einzige, die lachte, war meine Schwester Ulla. Ich bekam nicht mal Ärger.

 Den Dachboden habe ich auch kennen gelernt. Dort bin ich mal in eine Kiste gesperrt worden. Dies passiert, wenn man nicht folgsam ist, wurde mir gesagt. Das schrieb ich an unsern Vater, bat ihn aber nichts darüber in seinem Antwortschreiben zu erwähnen. Für diesen Brief erbat ich mir von Fräulein Horstkorte (Lehrerin) eine Briefmarke. Sie meinte, er käme auch so an. Und er kam an. Mein Vater aber auch, nämlich in Volmarstein. Er musste sich ja bringen lassen, weil er blind war. So war dann gleich ein Zeuge dabei, als er richtig Dampf abließ.

 Von da an kamen alle Briefe über Fräulein Horstkorte immer ungeprüft bei Papa an. Aber dann kam das Vorlesen der Antwortpost, weil ich ja angeblich so schlecht lesen kann. Heute weiß ich, dass man herausbekommen wollte, ob und was ich nach Hause schrieb.

 Als Gudrun M. nach Volmarstein kam, wurden ihr die langen blonden Haare abgeschnitten. Als sie heulte, wurde ihr gesagt, sie sei keine Prinzessin und auch nicht Prinz Eisenherz und sollte sich nicht so anstellen. Sie durfte auch am Katzentisch neben mir sitzen.

Die Schulfreizeiten in Holland haben uns immer die Kraft gegeben, die wir brauchten, um nicht wahnsinnig zu werden. Aber da war nicht nur Solak, der Hund von „de Pieterberg“, sondern auch andere Hunde, an denen wir viel Spaß hatten. Von diesen Erlebnissen in Holland zehrten wir dann bis zur nächsten Holllandfreizeit.

 Als dann das Oskar-Funke-Haus gebaut wurde, kamen von Seiten der Schwestern so Sprüche wie „Die Kindertanten, die ihr bekommt, können euch doch nichts lehren. Außerdem sind die noch viel strenger als wir“. Noch heute weiß ich den Spruch, der in den Grundstein des Oskar-Funke-Hauses eingelassen wurde fast wörtlich: „Gott werde dieses Haus beschützen, das uns Freude bringt und Glück. Bald werden wir es froh besitzen, dann sei uns Danken mehr als Pflicht“. Das Haus war wirklich ein Glück. Endlich konnten wir alle Dinge machen, die Kinder so machen. Dort gab es zwar auch Bestrafung, aber andere Art, z.B. „freiwilliger Zwang“.

 Nach dem Oskar-Funke-Haus kam ich ins Margarethenhaus zu Frau Hoffmann.

Da durfte ich mir das erste Mal alleine mit dem Kleidergeld Sachen kaufen. Ich kaufte mir einen braunen Cordanzug und ein rotes Ripp-Strick-Shirt. Den Rest des Geldes brachte ich wieder mit. Das erste Mal wurde ich gelobt, weil alles so gut zusammen passte und ich sehr günstig eingekauft hatte. Frau Hoffmann hat Eingriffe in die Privatssachen immer sofort unterbunden. Dafür war ich ihr sehr dankbar. Später kam ich ins Jugendwohnheim zu Frau Ebeling. Auch bei Frau Ebeling hatten wir unsere Freiheiten. Bei ihr habe ich mich sehr wohlgefühlt. Für die Zeit im Oskar-Funke-Haus sei Frau Batz, Herr Harms und Familie Röder als Hauseltern zu danken.

 Werner Speitel, Hals-Nasen-Ohren-Arzt aus Wetter, war auch ein lieber Mensch. Auch an ihn und seine Familie: Danke sehr.

 Was ich von der heutigen Evangelischen Stiftung gelernt habe: Die Kirche ist ein Feigling. Lügen, und damals auch Stehlen, sind an der Tagesordnung (mit dem Begriff Stehlen verbindet sie die Geschenke ihres Vaters, die ihr von den Stationsschwestern abgenommen wurden).

 Doch alles, was nicht sein durfte, kann man ja heute totschweigen. Auch heute hat die Kirche für mich nichts getan. Heute bin ich mehr dem Buddhismus zugetan. Jeder hat seine Stärken und Schwächen und die gilt es anzuerkennen, denn IN ALLEM LEBT GOTT. Mir haben immer nur Schwächere etwas fürs Leben gelehrt. Helmut Jacob hat mir, obwohl er es nicht konnte, Schwimmen beigebracht. Danke!

 Aufzählung von Jungen, die etwa zur selben Zeit im Johanna-Helenen-Heim gelebt haben.

 Meine Lehrer waren Brigitte Wald, Frau Schmitt, Gisela Horstkorte, Inge Petri und später Frau Thiel. Mit denen kam ich eigentlich gut zurecht. Meine Konfirmation hatte ich bei Pastor B. Er war auch der einzige, aus dessen Mund ich eine Entschuldigung bekam. Es tue ihm alles sehr leid. Detlef ist auch bei ihm und Ulla bei Pastor K. konfirmiert worden.

 Ulla bekam einmal von Schwester E. mit dem Schlappen direkt einen auf den Mund. Dabei platzten die Lippen auf. Und dies nur, weil sie ihre Hausschuhe, die versteckt wurden, wiederforderte. Ulla bekam mal zu Weihnachten eine dunkle Puppe. Das war ihre „Helga“. Und auch mal eine Sandmännchenpuppe. Eines Tages war ihre Helga verschwunden. Kurze Zeit später auch das Sandmännchen. Man hatte, wie wir später erfuhren, beides in die DDR geschickt. Geld, dass unser Vater uns schickte, wurde regelmäßig unterschlagen. Wir erfuhren erst nach unserer Entlassung durch einen plötzlichen Brieffund davon. Schwester J. bedankte sich für die schönen Sachen, die sie uns angeblich davon gekauft hatte. Unser Vater war erstaunt, wieso wir nichts davon mit nach Hause brachten. Als er mitbekam, was lief, gab er uns das Geld bei seinen Besuchen.

 Das erste Radio, was wir hatten, haben die Schwester einfach kassiert. Ein Dreirad, dass wir von unserem Vater bekamen, wurde gleich nachdem er weg war, einkassiert. Wir sahen es nie wieder.

 Dann das Bettnässen. Gudrun M. und ich hatten auch das Problem. Einmal hat Gudrun mir aus Rache ihren Topf ins Bett gekippt. Dafür bekam ich mit dem Rücken des Holzhandfegers meinen Po so verdroschen, dass er für Tage blau war. Sitzen war dann nicht angenehm.

 Heute bete ich noch jeden Abend:

„Ich vergebe ALLEN Seelen, vermeidliches Unrecht, was sie mir mal getan. Ich vergebe ALLEN Seelen, vermeidliches Unrecht, was sie anderen getan!“

 Die Evangelische Stiftung Volmarstein sollte um Vergebung bitten, damit sie der Bibel gerecht wird und Menschen vergeben können, die es bisher nicht konnten, denn wie heißt es? „Bittet, so wird euch gegeben“.