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So schlug er ihn mit jenem Stock, der die Gehbehinderung des Kindes ausgleichen
sollte, in schöner Regelmäßigkeit zusammen. Er, der Schmerzen lindern und Krankheiten heilen sollte, peinigte kleine Jungen und Mädchen, denen Krankheit und Schmerzen in die Wiege gelegt waren.
aus: Erinnerungen JH
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Auszug aus einer Email von Horst Moretto an Katthagen-Sohn E.-W. (Kopie an die FAG vom 9. 3. 2010
Dein Vater kam in regelmäßigen Abständen
zur "Visite" zu uns in den Speisesaal. Bereits die Ankündigung löste unter uns Kindern schon stets Schrecken aus. Es wurden dann die Strafgerichte des letzten Besuchs berichtet und ausgetauscht. Mecki
Messer wurde er unter uns genannt. Angst beherrschte den Raum. Es war totenstill als die Schwestern berichteten und Dein Vater uns dann aufforderte zu ihm zu kommen. Mit überlegenem Lächeln dehnte er die Zeit
und hatte noch die Angewohnheit seine Knie über den Sollpunkt nach hinten zu dehnen und so zu wippen. Ohne viel Worte drehte er jedem zunächst einmal ein oder zwei Ohren derartig herum und zog uns hin und her,
daß noch nach Tagen der Schmerz, gelgentlich auch ein Hautriss, spürbar blieb. Als ich wegen einer jugendlichen Missetat dem Strafgericht Deines Vaters ausgeliefert war (wie meine Mitschüler hatte auch ich meinem
Tischnachbarn den Stuhl unter dem Hintern weggezogen), prügelt er mich mit meinem eigenen Krückstock derartig heftig, das der Gummipuffer davonflog. Mit meinem eigenen Stock verprügelt zu werden war für mich
demütigend und dadurch nochmals eine Strafe. Die Strafen wurden stets von einem tiefen Lächeln Deines Vaters begleitet. Er erschien immer im weißen, wehenden OP-Kittel der auch gelegentlich mal mit den
Blutstropfen der voraufgegangenen Arbeitsereignisse behaftet war. Form und Art der Maßnahmen Deines Vaters lassen sich weder damals noch heute aus juristischer und ethischer Sicht rechtfertigen. Du
erwähntest und räumst ein, daß Du einen strengen Vater hattest. Hat er Euch auch derartig verprügelt? Einem Mediziner steht das erst recht nicht gut zu Gesicht. Wenn Du sagst das Dein Vater ein angesehener
Mediziner gewesen sei, so ist damit ja nichts über den Menschen an sich gesagt.
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Auszug aus einer Email von Klaus Dickneite an Katthagen-Sohn E.-W. (Kopie an die FAG vom 10. 3. 2010
Ich kam mit meinem 2. Lebensjahr in die
Volmarsteiner Anstalten und habe von 1948 bis 1968 in Volmarstein gelebt und muß leider sagen, dass ich sehr unter den Misshandlungen und Erniedrigungen Ihres Vaters gelitten habe. Es verging keine Visite Ihres
Vaters, in der er mich nicht vor allen Kindern erniedrigt und misshandelt hat. Wenn Sie davon ausgehen, wie häufig von ihm im Johanna Helenen Heim auf der Kinderstation Visite gemacht wurde, können sie sich
ausmahlen, welche Angst allein schon die Visitenankündigung bei mir auslöste und welchen Qualen ich von ihm in den Visiten ausgesetzt war.
Die von Herrn Moretto beschriebenen Umstände, wie die Visiten
abliefen, kann ich nur bestätigen. Gelitten habe ich unter diesen Misshandlungen auch, weil ich nicht wusste, wofür ich eigentlich misshandelt wurde, weil all die Vorhaltungen das nicht rechtfertigten. So wurde
mir vorgeworfen, regelmäßig im Bett mit dem Kopf zu wackeln. Nicht nur, dass ich von den Schwestern dafür täglich verprügelt wurde, um mir das abzugewöhnen, wurde ich regelmäßig auch noch den
Foltermaßnahmen Ihres Vaters bei den Visiten ausgesetzt. Ein anderer Vorwurf war, dass ich angeblich einen Gehstock aus dem Fenster geworfen hätte, was schon deshalb nicht möglich war, weil ich die Fenster gar
nicht öffnen konnte. Ein anderer Vorwurf war, dass ich meine Beckenbeinschiene, die ich tragen musste um Laufen zu können, angeblich vorsätzlich kaputt gemacht hätte. Später wurde festgestellt, dass es sich
dabei eindeutig um Materialfehler gehandelt habe und nicht um mein Verhalten. Besonders schlimm war für mich außerdem, dass ich häufiger in die Klinik der Volmarsteiner Anstalten musste. Hier war ich dann
zusätzlich den Misshandlungen Ihres Vaters ausgesetzt. Ihm war es zu verdanken, dass ich wegen Nichtigkeiten z. b. wochenlangen Einzelarrest in einem Badezimmer bekam, bei tropfendem Wasserhahn, ohne Beschäftigung
und die einzigen Geräusche sonst waren die Schritte auf dem Flur und die einzigen menschlichen Begegnungen in der Zeit waren, das Essen gebracht zu bekommen und getöpft zu werden.
Während ich dieses
schreibe, überkommt mich eine tiefe Traurigkeit und nach nun mehr 50 Jahren treibt es mir immer noch die Tränen in die Augen. Selbst als ich schon in der Berufsausbildung war, verfolgten mich seine Erniedrigungen,
nur weil ich in der Öffentlichkeit eine Treppe auf Händen und Füßen herauf kletterte, um ein Kino besuchen zu können, dass keinen Aufzug hatte. Ich wurde im Befehlston in sein Büro aufgefordert und dort sollte
ich diese Art der Bewegung dann noch einmal vor anderen Kollegen von ihm vorführen, begleitet von Beleidigungen und Diskriminierungen.
Vielleicht sollten Sie noch wissen, dass ich ein sogenannter Sozialwaise
war. D. h. ich hatte weder Eltern, die sich um mich kümmerten noch irgend eine andere Person, der ich mich hätte anvertrauen können. Ich war also absolut allein mit meinem körperlichen und seelischen Schmerz
unter anderem verursacht von einem Arzt, der eigentlich dafür sorgen sollte, dass ich mit meiner Behinderung das Leben bewältigen lerne.
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Zum Strafvollzug kam in regelmäßigen Abständen der damalige Oberarzt und spätere Chefarzt
Dr. K. hatte einer sich aus Sicht der Schwester etwas zu Schulden kommen lassen, so gab es je nach Schwere eine Ermahnung oder was hinter die Ohren. Doch hauptsächlich kam er, um seine Betten in der Klinik zu belegen und Versuche durchzuführen. So kam auch ich an die Reihe.
Es war kurz bevor er den Zugriff bei mir verloren hatte, es muss im Januar/Februar 1958 gewesen sein, als ich in der Klinik eintreffen musste. Ich wurde aufgeklärt, (ich war 14) dass man mir
über dem Knie einen 30°-Keil entfernen müsste, damit die X-Bein-Stellung behoben würde, so dass ich danach besser mit einer Prothese zu Recht kommen würde. Nach etwa 35-40 Jahren hat ein Orthopäde
festgestellt, dass mein Knie dabei verdreht wurde. Also kein Vorteil, sondern eher ein Nachteil! Dort traf ich auf eine Mitkonfirmandin, die auch operiert wurde. Zum 13ten Mal wurden ihr die Knie gebrochen, der
„Chef“ hoffte,
er bekäme es schon so hin, dass das Mädel die Knie wieder bewegen könne! Es ist Ihm nicht gelungen. Was sich jedoch verändert hatte, war, dass die Hüftgelenke auch noch steif geblieben sind.
aus: Erinnerungen Axel
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In den 60er Jahren schrien die Kinder unter seinen Schlägen. Besonders Klaus hatte regelmäßig unter ihm zu leiden. Einmal wöchentlich kam X.
Y. zur Visite auf die Kinderstation. Schwester Eugenie nutzte die Gunst der Stunde und seine gewaltigen Wutausbrüche, ihm zuzustecken, daß Klaus nachts wieder einmal mit dem Kopf gewackelt habe. Dies wollte X. Y.
ihm selbstverständlich schleunigst austreiben. So schlug er ihn mit jenem Stock, der die Gehbehinderung des Kindes ausgleichen sollte, in schöner Regelmäßigkeit zusammen. Er, der Schmerzen lindern und
Krankheiten heilen sollte, peinigte kleine Jungen und Mädchen, denen Krankheit und Schmerzen in die Wiege gelegt waren.
In Kürze wird X. Y. vor seinen Schöpfer treten. Ob er dann auf seine Schlägerzeit angesprochen wird? Ob ihn sein Heiland fragt: Kain, wo ist Dein Bruder
Abel? Mehr noch möchte ich wissen, ob ihn heute, mitten im Endstadium seines Lebens, die Schreie der Kinder quälen, sie ihn gelegentlich nachts verfolgen? Oder ob er seinem Gewissen schon nach den Mißhandlungen
Absolution erteilt und diese Taten aus seinem Gedächtnis gestrichen hat.
aus: Erinnerungen JH
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