Kindheitserinnerungen H. R., Ehefrau von J. R., inzwischen verstorben.
Am 10. 08. 2006 besuchte unser Gruppenmitglied Horst Moretto H. R. in Hagen und sprach mit ihr über ihre Kindheit und die ihres Mannes im
Johanna-Helenen-Heim. Frau R. ist schwerstkrank und schwer in der Lage, sich klar zu artikulieren. Darum fasse ich dieses Gespräch in Berichtsform zusammen.
H. hat noch in Erinnerung, dass sie auf der Mädchenstation immer die Hände auf der Decke halten musste. Auch erinnert sie sich daran, dass jeweils mehrere
Kinder ledglich halb bekleidet auf einer Bahre zur Jungenstation gefahren wurden. Dort stand eine Höhensonne (Schirm, der wie die heutigen Sonnenbänke funktioniert).
Schwester J. habe J. R. mehrere Male beim Onanieren erwischt. Andererseits habe J. Kinder im Genitalbereich gewaschen, so auch ihn und ihn dabei befummelt bis
zur Erektion. Irgendwann habe er quasi den Spieß umgedreht und J. sexuell provoziert. Eines Tages habe sich J. wieder vor ihn gestellt, um ihm Vorhaltungen zu machen. Dabei habe sie ein Bein angewinkelt vor ihm auf
einen Stuhl gestellt, so dass er unter ihren Morgenmantel blicken konnte.
H. erzählte weiter, dass J. ihr von Zwangsfütterungen brichtet habe. Obwohl er schon als Kind magenkrank gewesen sei, musste er den gekochten Speck und auch
das Erbrochene essen. Er habe sich einmal dagegen gewehrt. Darum habe Schwester J. drei andere Schwestern, unter anderem von der Mädchenstation, hinzugezogen. Während je eine auf seinen Oberarmen kniete, wobei er
flach auf dem Boden lag, habe die dritte ihm den Mund aufgedrückt. Dann habe Schwester J. ihn gefüttert.
H. berichtete, dass J. Exhibitionist gewesen sei und sich gern Jungen Mädchen gezeigt hätte. „Das muss alles mit Volmarstein zusammenhängen.“ Einmal fragte
sie ihn: „Warum machst Du so etwas?“ Es überkomme ihn, er müsse es tun. Sie berichtet weiter: „Das war schon, als ich ihn geheiratet habe.“ Als Orte seiner exhibitionistischen Handlungen gab sie Schulen und Parks
an. Horst fragte sie, ob er wegen solcher Handlungen verurteilt wurde. „Ja, öfter, in Düsseldorf.“ H. weiter: „Das ist krankhaft gewesen bei ihm und vor allen Dingen hat er dadurch auch immer Ärger gehabt mit dem
Elternhaus ... ja, wie soll ich das mal sagen – ja – Volmarstein war das allerschlimmste.“
Auch für sie sei das JHH schrecklich gewesen: „Guck mal, wir hatten nur den Friedhof vor der Nase und unten war dann die Totenhalle, wo sie die Toten da
runter gebracht haben – und darüber war die Schule. Das war für mich furchtbar.“
Horst fragte, ob auch sie Schläge bekommen habe. „Nein“, antwortete sie, immer wenn sie ihren Eltern etwas erzählt hätte, wären sie sofort in Volmarstein
erschienen und hätten „Rabatz“ gemacht, „auch bei der St.“ J. habe allerdings niemanden gehabt, der zu ihm gehalten hätte.
H. berichtete aus der Schule: „Wir mussten unsere Hände immer vorzeigen“, und die St. habe immer mit dem Stock drauf geschlagen. Und wenn man mal nachsitzen
musste „so wie beim Religionsunterricht oder so“, da habe sie die Tür abgeschlossen. Man konnte also nicht zur Toilette gehen. Die B. S. „hat dann da hingemacht.“
H. R. lebt allein in einer Vier-Zimmer-Wohnung in einem Mietshaus. Sie erhält Leistungen aus der Grundsicherung.
Berichtzusammenfassung Helmut Jacob, am 07. 07. 2007
Originalinterview bei den Akten
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