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Schäfer - Kappeler und sonstige Anwälte der Opfer

Auf dieser Seite sind Referate, Kommentare und Veröffentlichungen der Anwälte der Heimopfer Professor Manfred Kappeler und Pfarrer Dierk Schäfer zu finden. Ebenso sind hier Kommentare von Presse, Rundfunk und TV eingestellt, die in ihrer Aussage den Opfern Mut machen.

Prof. Dr. Manfred Kappeler
Vortrag in der 1. Arbeitssitzung des Runden Tisches
zur Aufarbeitung der Heimerziehung der vierziger bis siebziger Jahre am 2./3. April 2009
Thema: Zur zeitgeschichtlichen Einordnung der Heimerziehung
Auszug: Resümee
Die Behauptungen, „Die Zeiten waren nun einmal so…“ und „Die Heimerziehung war
auch nicht anders als die in der Gesellschaft üblichen Verhältnisse“ und „Man kann
nicht mit Maßstäben von heute die Heimerziehungspraxis der vierziger bis siebziger
Jahre beurteilen“, werden durch eine zeithistorische Einordnung der Heimerziehung
widerlegt. Diese Behauptungen sind aber auch bezogen auf das gesetzlich
festgelegte Ziel der Heimerziehung und ihr formuliertes Selbstverständnis nicht
haltbar. Die Heimerziehung hatte den eindeutig definierten Auftrag, die Kinder und
Jugendlichen, die zum ganz großen Teil aus „unterpriviligierten Lebensverhältnissen“
kamen, nicht noch unter diese Verhältnisse zu drücken, sondern sie darüber hinaus
zu heben und ihnen eine Perspektive auf ein gelingendes Leben auf der Ebene des
durchschnittlichen Reproduktionsniveaus der bundesrepublikanischen Gesellschaft
zu eröffnen

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Dierk Schäfer in einer Email zum Thema: Wie steht es um die aktuelle Glaubwürdigkeitslage der „Kläger“?

- Wir haben eine Reihe von Lebenszeugnissen, die im Punkt der Mißhandlungsvorwürfe wesentliche Übereinstimmungen aufweisen.
- Die Vorwürfe werden innerhalb der individuellen Biographie mit Details zu den „Tatorten“ und „Tätern“ konkretisiert.
- Wir haben Zeugnisse von Begehungen der „Kläger“, die in ihren Heimen fallweise noch zeigen können, wo sie eingesperrt wurden.
- Wir haben auch die ersichtliche Emotion der „Kläger“, die – soweit ich sehe – nicht von Wut geprägt ist, sondern auf Retraumatisierung hindeutet, wenn sie über ihre Erfahrungen sprechen, zumal angesichts ihrer Erinnerungsorte.
All dies unterstreicht für den Psychologen die Glaubwürdigkeit der Zeugen.
Da es sich weithin um kirchliche Heime handelt, darf ich auf eine neutestamentliche, historisch nicht abgesicherte „Beweisführung“ verweisen.
Im Brief an die Hebräer (12,1) heißt es: „Darum auch wir: Weil wir eine solche Wolke von Zeugen um uns haben, laßt uns ablegen alles, was uns beschwert, und die Sünde, die uns ständig umstrickt ...

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 17.02.2009 | 22:00 Uhr
Neue OZ: Kommentar zu Bundestag Runder Tisch Heimkinder
Die letzte Chance
Wenn das bestehende Recht nicht ausreichen sollte, angemessene Entschädigungen zu zahlen, stehen deshalb die Träger der Heime in der moralischen Pflicht, über eigene Modelle der Hilfe nachzudenken. Denn eines darf nicht sein: dass nach Jahrzehnten des Unter-den-Teppich-Kehrens die letzte Chance vertan wird, den immer älter werdenden Opfern späte Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.

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Dierk Schäfer an Diakonie-Präsident Kottnik, 23. April 2008

Auf einer Tagung für Notfallpsychologen sagte ein Lufthansa-Mitarbeiter in seinem
Referat: »Immer wenn unsere Dachmarke berührt ist, müssen wir tätig werden«, und
zwar so, daß die Marke vor Schaden bewahrt bleibt.« Dies bezog er auch auf
Vorfälle, in denen die Lufthansa nicht schuldhaft verwickelt ist, aber in der
öffentlichen Meinung als involviert gesehen wird. Nun ist die Kirche keine abgegrenzte Firma, sondern besteht in Deutschland aus eigenständigen Landeskirchen mit jeweils
einem Diakonischen Werk, und die Dachorganisationen haben wenig
top-down-Einfluß. In der allgemeinen öffentlichen Wahrnehmung ist das aber nie
angekommen. Da wird alles, was irgendwie nach Kirche aussieht, als „Die Kirche“
wahrgenommen und oft nicht einmal ein Unterschied zwischen evangelisch und
katholisch gemacht.
An erster Stelle aber geht es um die Menschen mit ihren beschädigten Biographien,
geht es um ihre Würdigung, die mehr sein muß als historische Aufarbeitung. Denn
davon lebt nur der Kopf und nicht die Seele. Sie muß auch mehr sein als ein „Sorry!“,
wie es der australische Ministerpräsident immerhin sehr eindruckvoll gegenüber den
Aborigines ausgesprochen hat. Zu Wort und Geste muß die Tat hinzutreten, die
erkennen läßt, daß man sich unter Berücksichtigung der (darzulegenden)
Möglichkeiten, es sich auch etwas hat kosten lassen. Hier ist Irland ein Vorbild.

Prof. Dr. Manfred Kappeler

Überlegungen zum Umgang mit Vergangenheitsschuld in der Kinder- und Jugendhilfe
Die Behauptung, die TäterInnen seien „Kinder ihrer Zeit“, sie handelten in Übereinstimmung mit den „gängigen Vorstellungen von Erziehung und mit dem vorherrschenden Bild von schwer erziehbaren Kindern und Jugendlichen“, sie hätten in der Heimerziehung/Fürsorgeerziehung nur die Erziehung praktiziert, die auch außerhalb der Einrichtungen in der Gesellschaft „üblich“ gewesen sei, bezweckt eine Generalamnestie, die das „System“ entlasten soll. Es kann nachgewiesen werden, dass es zu allen Zeiten, besonders aber in der Deutschen Nachkriegsgeschichte, eine entwickelte Kritik an menschenunwürdigen und unter sozialpädagogischen Gesichtspunkten kontraproduktiven Verhältnissen, Sichtweisen und Methoden gegeben hat. Es gab zu jedem einzelnen Kritikpunkt Verbesserungs- beziehungsweise Veränderungsvorschläge und es gab alternative Praxis, bis hin zu als Modelleinrichtungen zur Reform der Heimerziehung konzipierten Heimen. Die wissenschaftlich-fachliche Kritik und die alternative Praxis als praktische Kritik können dokumentiert werden. Die Landesjugendämter als „Fürsorgeerziehungs-Behörde“ waren gesetzlich verpflichtet, die Minderjährigen, für die Fürsorgeerziehung angeordnet war oder freiwillige Erziehungshilfe vereinbart wurde, während der ganzen Zeit ihres Heimaufenthalts persönlich zu begleiten und sich über ihr Wohlergehen ständig zu informieren. Die kommunalen Jugendämter, die Kinder auf der Grundlage der Paragraphen 5 und 6 des Jugendwohlfahrtsgesetzes in Heimen „unterbrachten“, waren verpflichtet, sich über die Wirkungen der Heimerziehung auf diese Kinder auf dem Laufenden zu halten. Die Vormünder, die ihre Zustimmung zur „Unterbringung“ gaben, waren verpflichtet, ihre Mündel auch während ihres Heimaufenthalts zu begleiten, sich um ihr Wohlergehen zu sorgen und sie vor Schädigungen zu schützen. Da alle „unehelich geborenen“ Kinder bis in die siebziger Jahre hinein automatisch einen Amtsvormund bekamen und diese Kinder eine sehr große Gruppe in der Heim- und Fürsorgeerziehung bildeten, trug das „Vormundschaftswesen“ insgesamt eine große Verantwortung für sehr viele Kinder und Jugendliche.

Prof. Dr. Manfred Kappeler
Vortrag an der Bergischen Universität Wuppertal am 7.7.2008
„Achtundsechzig“ – und die Folgen für Pädagogik und Soziale Arbeit

Das alles vollzieht sich, während heute, vierzig Jahre nach der Heimkampagne, dreißig Jahre nach dem Jugendhilfetag 1978, Frauen und Männer im Alter zwischen fünfzig und achtzig Jahren, die als Kinder und Jugendliche in den vierziger bis siebziger Jahren in der Heim- und Fürsorgeerziehung leben mussten, anfangen, in der Öffentlichkeit über die Zerstörung ihres Lebens zu reden, über Demütigungen, Erniedrigungen, Misshandlungen und Ausbeutung in Kinderheimen und Fürsorge-erziehungsanstalten. Sie haben sich im Verein der Ehemaligen Heimkinder organisiert und erreicht, dass der Petitionsausschuss des Deutschen Bundestags sich in drei Anhörungen mit der Heimerziehung bis Ende der siebziger Jahre auseinander gesetzt hat und in diesen Tagen den Bundestag empfehlen wird, wie mit dieser Vergangenheitsschuld der Jugendhilfe gegenüber den Überlebenden heute umgegangen werden soll. Während die großen Träger: die Arbeitsgemeinschaft der Landesjugendämter mit Unterstützung der Konferenz der Jugendminister, der Caritas-Verband mit Unterstützung der Katholischen Kirche, das Diakonische Werk mit Unterstützung der Evangelischen Kirche in Deutschland, immer noch mit Sprachregelungen wie „Bedauerliche Einzelfälle“ und „Auch die Heimerziehung war lediglich ein Kind ihrer Zeit und hat die gesellschaftlich übliche Erziehung praktiziert“ jede Schuld zurückweisen, sich nicht öffentlich bei den Opfern entschuldigen wollen und Entschädigungsleistungen ablehnen, hat die AGJ ihren Medienpreis der Kinder- und Jugendhilfe dem Journalisten Peter Wensierski für sein Buch „Schläge im Namen des Herrn – Die verdrängte Geschichte der Heimkinder in der Bundesrepublik“ auf dem Jugendhilfetag in Essen verliehen und immer mehr Einzelne und Gruppen und Einrichtungen unterstützen inzwischen die Initiative der Ehemaligen.

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„Erforschung der Kirchlichen Heimerziehung in der frühen Bundesrepublik Deutsch-land (1949-1972)“

Wem nutzt dieser Forschungsautrag?
Dazu Dierk Schäfer, Evangelische Akademie Bad Boll, in einem Brief an Martin Mitchell, Australien:

So stellt sich die Frage, wem, abgesehen vom unbestreitbaren historischen und theologischen Interesse, dieses Projekt tatsächlich nutzt. Ich sehe zweierlei Nutzen:
1. Die Zahl von Heimen, Heimträgern und aufsichtsführenden Jugendämtern, die dann überhaupt noch in irgendeine, und sei es nur moralische Verantwortung genommen werden können, dürfte sich auf diese Weise reduzieren lassen.
2. Forschungsprojekte brauchen ihre Zeit, das geht gar nicht anders. Wenn man erst aufgrund der Forschungsergebnisse Antworten auf die Wiedergutmachungsfrage sucht, wird auch dieses seine Zeit brauchen, denn niemand wird sich bei der Wiedergutmachungsaufgabe vordrängen. Das war auch bei der Zwangsarbeiterentschädigung so. Die Zeit hilft sparen, denn derweil „sterben die Leut.“
Ein möglicher Nutzen des Projekts kommt außer der Wissenschaft also nur den Beschuldigten zu. Sie werden gern das Projekt finanzieren helfen. ...

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„Deutschland – Rabenvaterland?“
Dierk Schäfer verarbeitet in seinem Vortrag vom 24. 01. 2009 in der Ev. Akademie Bad Boll Kindheitserlebnisse von MB

Es ist zwar vielfach bezeugt, daß Heimkinder zum Essen gezwungen wurden, wenn sie sich gegen bestimmte Nahrungsmittel sträubten. Für den Fall, daß sie es wieder erbrachen, mußten sie das Erbrochene essen, bis es drin blieb. Aber so brutal, wie in diesem Bericht hatte ich das noch nie gelesen: url: http://www.gewalt-im-jhh.de/Erinnerungen_MB/erinnerungen_mb.html / 21. Januar 2009

„Manchmal legten die Schwestern mich im Speisesaal auf den Fußboden. Sie hielten
mir die Nase zu und stopften mir dann das Essen in den Mund. Wenn ich mich dann
übergeben mußte, kratzten sie das Erbrochene zusammen und steckten es mir mit Gewalt
wieder in den Mund. Dabei schlugen sie mir so auf die Nase, dass sie blutete.
Auch das Blut mußte ich dann mitschlucken. Vermutlich wurde mir dabei auch die
Nase gebrochen. Das hat mir vor nicht all zu langer Zeit ein Hals Nasen Ohrenarzt bestätigt.“

Der nächste Teil des Berichts wird von der Verfasserin als ihr schlimmstes Erlebnis bezeichnet.
Wer auch nur etwas Einfühlungsvermögen hat, wird sehen, daß es hier nicht nur um eine
Puppe geht. 

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Dipl.-Pädagoge und Dipl.-Theologe Dierk Schäfer

Verfahrensvorschläge zum Umgang mit den derzeit diskutierten
Vorkommnissen in Kinderheimen in der Nachkriegszeit in Deutschland
Der Petitionsausschuß des Deutschen Bundestages hat aufgrund einer Vielzahl von Vorkommnissen der Kindesmißhandlung und des Kindesmißbrauchs in den deutschen Kinderheimen der Nachkriegszeit die Einrichtung eines Runden Tisches empfohlen, der diesen Vorkommissen auf den Grund gehen und überlegen soll, wie mit den Forderungen der betroffenen Personen zu verfahren werden ist. Da die Bundesrepublik Deutschland Rechtsnachfolger sowohl des Dritten Reichs, wie auch der DDR ist, liegen auch die dort zu verortenden Vorkommnisse in ihrer rechtlichen Verantwortung, auch wenn es zur Zeit um die Probleme aus der bundesrepublikanischen Vergangenheit geht.
Das Aufgabenspektrum ist umfassend und kann wie folgt und ohne Anspruch auf Vollständigkeit dargestellt werden. 

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Pfarrer Dierk Schäfer am 02. 04. 2009 vor dem Runden Tisch
“Nachdem immer mehr Heimkinderschicksale publik wurden und sich auch stellenweise Betroffenengruppen aus einem Heim zusammenfanden, war nicht mehr zu leugnen, daß einer nicht unerheblichen Anzahl ehemaliger Heimkinder Unrecht geschehen war durch Mißhandlungen, Ausbeutung und Mißbrauch. Nun gab es Betroffenheitsbekundungen vonseiten einzelner Kirchenvertreter und Heimträger. Doch diese „Entschuldigungen“ wiesen zumeist Schlupflöcher auf. Der Forderung nach Entschädigung wurde entgegengesetzt, vieles sei einfach zeitbedingt gewesen, Gewalt in der Erziehung normal, wie auch die Inanspruchnahme der Arbeitskraft zumindest auf dem Land üblich, und man habe eben in dieser Zeit auch mit kaum ausgebildeten Personal arbeiten müssen. Das erklärt manches, entschuldigt aber nichts. Die ehemaligen Heimkinder sehen darin nur Ausflüchte und werden/bleiben mißtrauisch. Die Verantwortung des Staates, der Heimträger und ihrer Rechtsnachfolger bleibt.”

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Vortrag von Prof. Dr. Manfred Kappeler/Berlin
„Ich konnte nicht länger schweigen – aber wer wird mir glauben?“ –
Über die Traumatisierungen ehemaliger Heimkinder
Während der Anhörung von Sachverständigen zur Heim- und Fürsorgeerziehung der
vierziger bis siebziger Jahre durch den Petitionsausschuss des Bundestags im
Januar 2008 sagte ein Abgeordneter sinngemäß: Er könne nicht verstehen, warum
die ehemaligen Heimkinder heute, dreißig, vierzig oder mehr Jahre nach ihrer Zeit im
Heim, mit solcher Dramatik über ihre Erfahrungen reden. Ob es denn überhaupt
möglich sei, nach so langer Zeit sich so bestimmt an einzelne Handlungen von
Erzieherinnen und Erziehern und an Einzelheiten des Heimalltags zu erinnern. Die
Antwort gab der Psychoanalytiker und Traumatologe Prof. Gerion Heuft, Leiter der
Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie am Universitätsklinikum Münster. Er
berichtete über Langzeitfolgen traumatischer Erfahrungen. Im Unterschied zu
anderen konflikthaften Erfahrungen würden solche realitätsnäher, das heißt ohne
sekundäre Bearbeitung, im Gedächtnis aufbewahrt und können offensichtlich auch
nach Jahrzehnten plötzlich wieder „vor Augen stehen“. Er belegte diese Mitteilung
mit Beispielen aus seiner Praxis.

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Dierk Schäfer
Kindesmißhandlungen in Irland – und in Deutschland?
Was bedeutet der irische Bericht für die deutschen Verhältnisse?
Einerseits nicht viel, Irland ist Irland. Das Untersuchungsergebnis ist ein irisches, kein deutsches.
Andererseits sind Parallelen deutlich. Hier wie dort wird und wurde geleugnet, wurde von bedauerlichen Einzelfällen gesprochen, wurde auf zeittypische Erziehungsmethoden verwiesen. Der irische Bericht macht klar, daß das Unvorstellbare Realität gewinnen kann. Nein, nicht für die ehemaligen Heimkinder, die haben nie daran zweifeln können, sie leiden noch heute unter dieser erlebten Realität.
Realität haben die unvorstellbaren Menschenrechtsverletzungen für die irische Öffentlichkeit gewonnen, für den Staat und für die Heimträger, doch manche leugnen immer noch.
Nach den vorliegenden Berichten der ehemaligen Heimkinder ist für Deutschland kein wesentlich anderes Ergebnis zu erwarten: Mißhandlungen, Mißbrauch, Zwangsarbeit und durchgängige Demütigungen.
Was bedeutet das?

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Dierk Schäfer
Die Heimkinder können auch selber forschen!
Die derzeit laufenden Forschungsansätze untersuchen die Zustände in einigen Fürsorgerziehungsheimen im fraglichen Zeitraum. Sie sind also heim-orientierte Sondierungen, die fachwissenschaftlich von großem Interesse sind, jedoch den Anforderungen der ehemaligen Heimkinder nur begrenzt gerecht werden können. Zudem würde es wohl einen jahrzehntelangen Aufwand bedeuten, wenn man bundesweit flächendeckend auf diese Weise die Heimhintergründe aller ehemaligen Heimkinder, die sich mit ihren Heimerfahrungen gemeldet haben, untersuchen wollte.
Darum schlage ich einen ergänzenden Forschungsansatz vor, der zu schnelleren, aber dennoch objektiven Ergebnissen führen soll und der geeignet ist, allen betroffenen Heimkindern noch zu ihren Lebzeiten Anerkennung und materielle Kompensation eröffnen kann, soweit dies die jeweilige Datenlage hergibt.
Ausgangspunkt meiner Überlegungen ist die Tatsache, daß viele ehemalige Heimkinder sich mit ihren Heimerfahrungen bereits bei unterschiedlichen Personen und Anlaufstellen (Vertrauenspersonen) gemeldet haben. Diese Vertrauenspersonen haben eine wichtige Vorarbeit geleistet: Sie haben zugehört, oft über Stunden und mit ungeheurem Einfühlungsvermögen, und, das soll auch erwähnt werden, unter teilweise erheblicher eigener seelischer Belastung, denn es ist nicht einfach, weinenden Menschen über lange Zeit zuzuhören und auf sie einzugehen, wenn man durch die Berichte an seine eigene Zeit im Heim erinnert wird.

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Dierk Schaefers Blog
Schmetterling heißt auf Griechisch Psyche
22. Juni 2009

... Das Protokoll der letzten Sitzung war wieder einmal so inhaltsleer, daß man es sich hätte sparen können. Da fragte ich mich, ob ich noch Hoffnung auf den Runden Tisch setzen könne. Wie die Raupe Nimmersatt frißt er sich durch ungeheuer viel Material: Lebensberichte, Leidensberichte, Geschichte der Heime, der Verwaltungsvorschriften für Jugendämter, Geschichte der Pädagogik, Bedeutung der Menschenrechte, Verjährungsfragen und, und, und. Doch so gut wie nichts dringt nach draußen. Der Runde Tisch ist eingesponnen wie in einen Kokon. Aus Angst vor den Ansprüchen der ehemaligen Heimkinder? vor „ihren Anwälten, auf die sie sich versteifen, weil sie dem Runden Tisch nicht mehr trauen, eigentlich noch nie vertrauen konnten? nicht (mehr) daran glauben, daß das Ergebnis ein wunderschöner Schmetterling sein könnte/sollte/wird?

Vor ein paar Tagen berichtete mir eine der Vertrauenspersonen, an die sich ehemalige Heimkinder wenden und ihre Geschichte erzählen. Jemand habe sie angerufen und aus der Heimvergangenheit erzählt. Sie habe gut zugehört und mitgeschrieben. Schließlich habe sie gesagt, daß es eine Meldestelle beim Runden Tisch gebe, dort möge dieser Mensch doch seine Geschichte einbringen. Unwillig sei er geworden. Es habe ihn genug Überwindung gekostet, seine Geschichte überhaupt zu erzählen. Er werde sie nicht wiederholen. Einmal sei genug. ...

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DAS DASEIN EINES JEDEN INDIVIDUELLEN MENSCHEN STELLT SICH ALS EINZIGARTIG DAR. WIE SOLLTE ES SICH IN REIN WISSENSCHAFTLICHEN STATISTIKEN WIEDERFINDEN KÖNNEN?

Zur Frage einer Aufarbeitung von Lebensverläufen im Rahmen der Heimerziehung der Nachkriegszeit 1945 – 1972

Aufgeschreckt durch heftige Reaktionen von ehemaligen jugendlichen Insassen zumeist christlicher Erziehungsheime, welche mit ihren Klagen über unhaltbare Zustände in den einstigen Häusern ihrer Kinderzeit imageschädigend in die Öffentlichkeit drangen und damit eine unangenehme Aufmerksamkeit zu erregen drohten, haben sich die in Frage gestellten Institutionen akademischer Unterstützung versichert. Damit ihr guter Ruf nicht allzu sehr leidet.

Diese Methode ist sattsam bekannt: Geht es um unangenehme Nachfragen, zumal in der Sozialpolitik, Erziehung, Arbeitsvermittlung, Unterstützung mittelloser Bürger, Versorgung der Kranken, Bedingungen einer humanen Pflege von Hilfsbedürftigen, im Falle von nicht mehr überhörbaren Protesten wird (vielfach zum wiederholten Mal) ein Ausschuss zu einer streng wissenschaftlichen Klärung berufen. Erregte Gemüter werden damit vorerst einmal beruhigt. Danach wird man weiter sehen. Dann erscheinen geraume Zeit später mehr oder weniger abwiegelnde Ergebnisse und werden sodann oft rasch ohne großen Aufwand zu den Akten gelegt. Im günstigsten Fall erscheinen noch in den Tagesnachrichten Meldungen mit kommentierenden Texten die schnell wieder vergessen sind. Schwamm drüber!

Fredi Saal, geb. 1935, schwer körperbehindert, kam als Kind in eine Anstalt für geistig Behinderte und wurde als nicht bildungsfähig eingestuft. Heute bezieht er Stellung zu selbst schwierigen ethischen Fragen. Er ist Verfasser zahlreicher Bücher.

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Dierk Schaefers Blog
“Verletzungen der Menschenwürde während der Zeit Ihres Heimaufenthaltes bedauern wir zutiefst.”
Posted in News, heimkinder by dierkschaefer on 27. Juni 2009

„Begangenes Unrecht und Verletzungen der Menschenwürde während der Zeit Ihres Heimaufenthaltes bedauern wir zutiefst.“ So heißt es in einem mir in Kopie vorliegenden Schreiben des Stephansstiftes/Hannover vom April dieses Jahres. Dieses Bedauern ist nicht nur als solches zu begrüßen. Es eröffnet zudem endlich die Ebene, auf der das Unrecht an den ehemaligen Heimkindern zu verorten ist. Verletzungen der Menschenwürde sind Menschenrechtsverletzungen, die, soweit ich weiß, nicht verjähren.

Sieglinde Alexander
Werden die Nachkriegsgequälten Menschlichkeit erfahren?
Seit Monaten verdrehen sich alle Verantwortlichen der kirchlichen Trägerorganisationen die Zungen, dreschen in den Medien leere Phrasen von Bedauern, entschuldigen sich bei den ehemaligen Heimkindern, versprechen Ungenaues für die Zukunft, doch faktisch geschieht nichts.
Noch immer arbeitet der Runde Tisch mit den Fragmenten einer barbarischen Vergangenheit. Hierbei werden die verantwortlichen Kirchen um Aufklärung gebeten, die diese im Endeffekt selbst nicht zu leisten vermögen. Die Kirchen profitieren von ihrer Anwesenheit am Runden Tisch, da sie Informationen erhalten, die sie als Basis für eine Abwehrstrategie nutzen können, um eine Schadensminderung für Diakonie und Caritas zu erarbeiten.
Es stellen sich folgende grundsätzlichen Fragen:
Ist in der Zusammenstellung des Runden Tisches eine Fehlbesetzung zu erkennen?
Wie sind Menschenrechtsverletzungen zu erkennen, wenn die Menschenrechtskommission keinen permanenten Sitz am Runden Tisch hat?
Welche Rechtswissenschaftler untersuchen, ob die erlebten Misshandlungen der Heimkinder in die Kategorie der Menschenrechtsverletzungen gehören?
Welche Psychologen analysieren die traumatischen Erinnerungen und Erlebnisse der Heimkinder?
Wird am Runden Tisch dieser wichtigste Punkte überhaupt angeschnitten?

Dierk Schäfer:

Vom Scherbenhaufen zum Scherbengericht

Dem „Runden Tisch Heimerziehung“ droht das Aus. So heißt es in der FAZ vom 11. August 2009. Die FAZ weiß auch, warum. Der Verband ehemaliger Heimkinder (VeH) hat sich mit den falschen Leuten verbandelt.

Dies sehe ich auch so. In meiner Anhörung am Runden Tisch am 2. April 2009 sagte ich: Die ehemaligen Heimkinder sind Verbindungen eingegangen, die das Projekt zum Scheitern bringen könnten.

Aber die FAZ schreibt nicht, wie es dazu kam. Sie schreibt nichts von dem Unstern, den (professionell oder leyenhaft?) die Familienministerin gleich zu Beginn des Runden Tisch aufgehen ließ mit den Worten: „Die Einrichtung eines nationalen Entschädigungsfonds wird von Bundestag und Bundesregierung nicht angestrebt.“

Damit hat Frau von der Leyen einen ungeheuren Vertrauensschaden angerichtet. Die FAZ kann offenbar die verheerenden psychologischen Auswirkungen dieses Satzes nicht abschätzen.

Dierk Schäfer

Stigma

„Da verzichte ich lieber!“ Mit diesen Worten warfen viele „Kriegs- und Zivilbeschädigte“ damals, in den Jahren nach dem Krieg, das Handtuch. Sie waren die Tortur leid. Mißtrauische Gutachter und Sachverständige fragten penibel nach ihrer Leidensgeschichte und den Auswirkungen. Leitfragen schienen zu sein:

1. Ein Simulant?

2. Lassen sich die Beschwerden nicht auch anders herleiten?

Möglichst keine Renten- oder sonstige Entschädigungsansprüche anerkennen.

Wer einen erkennbaren körperlichen Schaden und einen passenden Beweis für die Ursache hatte, war relativ gut dran. Auch Gutachter mit kruppstahlartiger Härte kapitulierten vor dieser Beweislage. Doch wehe, wenn der Schaden nicht eindeutig zu klären war, oder gar jemand mit kriegsbedingten psychischen Schäden kam. Da mußte man schon psychisch stabil und zäh wie Leder sein, um den Begutachtungs-Parcour nicht vorzeitig abzubrechen. Viele, die wirklich beeinträchtigt waren, gaben auf. Diese Menschen wurden nicht nur um ihren Anspruch betrogen, sondern zu Verlierern gestempelt, mit entsprechenden Auswirkungen auf ihr Selbstbewußtsein.

Die Geschichte scheint sich bei den ehemaligen Heimkindern zu wiederholen. Sie haben lange gebraucht, um sich überhaupt zu melden. Sie haben ihre Vergangenheit versteckt wie einen Makel. In der Soziologie spricht man von einem Stigma. Viele fühlen sich noch immer in der Opferrolle, und das macht sie weiterhin verwundbar. Das erworbene Mißtrauen, auch untereinander, macht den Umgang mit ihnen schwer. Wenn sie dann noch den begründeten Eindruck haben, daß hinter ihrem Rücken über sie verhandelt wird, ohne daß sie informiert werden, auch wenn keine glaubwürdigen Gründe angegeben werden, warum die Dinge so und nicht anders laufen, dann darf man sich nicht wundern, wenn sie Verschwörungstheorien anhängen. Sie sehen, daß es für die ehemaligen Heimkinder aus DDR-Heimen eine Art Haftentschädigung geben soll, unangemessen niedrig und auch nur nach akribischer Einzelfallprüfung. Sie erfahren sich am Runden Tisch nicht angemessen vertreten. Sie sollen kooperieren und Fragebogen ausfüllen, wissen aber nicht, was für sie herauskommen kann und soll. Noch dazu haben sie ihre Geschichte bereits – viele unter Tränen – erzählt, nur noch nicht auch noch dem Runden Tisch. „Der Runde Tisch bringt doch nichts für uns“, sagen sie mir. „Da werden wir nur hingehalten.“ „Die andere Seite ist dort juristisch gutvertreten, da haben wir keine Chance.“ Sie haben ja auch gesehen, wie schnöde der Runde Tisch mit den ehemaligen Heimkindern aus Behindertenheimen umgegangen ist. „Nicht zuständig“, hieß es von dort knapp, immerhin ohne jedes Betroffenheitsgedöhns.

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Dierk Schaefers Blog
Den Runden Tisch in seinem Lauf, hält der V e H nicht auf!
Posted in News, heimkinder by dierkschaefer on 16. August 2009

Nun haben wir’s. Der Verein ehemaliger Heimkinder (VeH) hat sich eine blutige Nase geholt. Ebensowenig wie alle, die seinen Kurs nicht mittragen wollten, nun in ein selbstzufriedenes „Das-haben-wir-ja-gleich-gesagt!“ verfallen sollten, sollte der Runde Tisch nun triumphieren. Viele ehemalige Heimkinder mißtrauen dem Runden Tisch grundlegend, darunter auch viele, die nun die Gerichtsentscheidung begrüßen.

Dieses Mißtrauen hat er sich durch seine Undurchsichtigkeit verdient. Er sitzt nach dieser Gerichtsentscheidung zwar für alle erkennbar am längeren Hebel. Doch Vertrauen läßt sich nicht herbeinötigen. In der Auseinandersetzung mit dem VeH hat der Runde Tisch gewonnen, aber dabei viel Porzellan zerschlagen. Er hat es versäumt, den drei offiziellen Vertretern am Runden Tisch die erforderliche Glaubwürdigkeit zu ermöglichen.

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DV-Jugendamtsleitertagung  25.6.2009
Prof. Dr. Christian Schrapper, Universität Koblenz
Die „Heimerziehung“ in den westdeutschen Bundesländern 1945 - 1970
Vorstellung des Projektes
„Runder Tisch Berlin“
und
Aspekte der aktuellen Debatte

zum aktuellen Stand der Debatte
erlittenes Unrecht und Schädigung wird grundsätzlich anerkannt
LWV - Hessen
Petitionsausschuss des DBT
Landtag Schleswig-Holstein
Diakonisches Werk

es geht um vor allem um die Themen:
rechtswidrige Verfahren bei Unterbringung und Entscheidung durch Jugendämter und Vormundschaftsgerichte
unzureichende Aufsicht und Kontrolle durch Jugendämter und Landesjugendämter
Entwürdigende Methoden und Praktiken der „Erziehung“ und Aufsicht
Verweigerung von Schule und Ausbildung
unbezahlte und nicht versicherte Arbeit
Post-Traumatisierung
Folgeschädigung in der „zweiten Generation“
VEH zerstritten und von sog. Opferanwälten instrumentalisiert (25 Milliarden Forderung)
Verschiedene Forschungs- und „Aufarbeitungsprojekte“ – allerdings mit deutlichen „Nord-Süd-Gefälle“
materielle Entschädigung im Rahmen bestehender Gesetze weitgehend ausgeschlossen – Stiftungslösung?

Blog Dierk Schäfer

Wiedergutmachung mit Bordmitteln

Mit Kopfschütteln lese ich den Pressebericht des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz (http://www.domradio.de/bischofskonferenz/artikel_57118.html, gesehen am 25. September 2009).

Dort heißt es u.a.:

Um den Betroffenen noch besser bei der Aufarbeitung und Verarbeitung ihrer Biographie zu helfen, denken wir an einen weiteren Ausbau des Engagements der katholischen Kirche. Das Angebot seelsorgerischer und psychotherapeutischer Hilfen soll stärker in den Mittelpunkt gestellt werden….

Betroffene könnten bei Bedarf Kontakte zu den jeweiligen Trägern der Einrichtungen bzw. ihren heutigen Rechtsnachfolgern erhalten. Uns liegt diese Idee auch deshalb am Herzen, weil dies eine gute Möglichkeit wäre, in persönlichen Gesprächen mit Betroffenen die Vergangenheit und die tatsächlichen Geschehnisse kennen zu lernen und so eine gemeinsame Aufarbeitung zu erreichen.

Ich frage mich, ob die Deutsche Bischofskonferenz unter ihrem Vorsitzenden [Erzbischof Zollitzsch] in diesem Teil des Presseberichts vom Kostendenken geleitet war, oder ist es bloße Naivität? Jedem seelsorgerlich tätigen Menschen müßte klar sein, daß eine Organisation, die Traumata zu verantworten hat, nur bei wenigen Traumatisierten auf Verständnis stoßen kann, wenn eben diese Organisation therapeutische/seelsorgerliche Hilfestellung anbietet. Bei wohl den meisten dürfte das dafür erforderliche Vertrauen fehlen, ein Vertrauen, das sich nicht einfordern läßt. Zwar haben die Personen gewechselt und auch kirchlich geführte Heime inzwischen in der Regel ein pädagogisch vertretbares Konzept. Doch wer mit dieser vielfach belegten Vergangenheit belastet Hilfe anbietet, wird, wenn er ernst genommen werden will, neben einer Entschädigung die Finanzierung von frei gewählten Therapeuten zusagen müssen. Erst dann ist vorstellbar, daß einige ehemalige Heimkinder sich auch relativ frei entscheiden könnten, in eine der kirchlich getragenen Beratungsstellen und Therapieeinrichtungen zu gehen. Das Angebot in der Presseerklärung (auch auf evangelischer Seite gibt es ähnliche Zumutungen) ist unseriös.

Dies wird auch im weiteren Text der Erklärung deutlich:

Wir setzen uns mit der Vergangenheit auseinander und wollen herausfinden, wie groß das Unrecht tatsächlich ist, das geschehen ist.

Es ist zwar nur ansatzweise vergleichbar. Die Judenvernichtung war ein Vernichtungsprogramm. Dies kann man den Heimen auch bei üblem Willen nicht nachsagen. Aber sie hatten eine gesellschaftlich geduldete Exklusionsfunktion, wenn auch diese wohl kein „Programm“ war. Doch wenn kirchliche Stellen (wie auch der Runde Tisch) immer noch meinen, sie müßten herausfinden, wie groß das Unrecht tatsächlich ist, das geschehen ist, dann entspricht das der unsäglichen Diskussion, ob es tatsächlich 6 Millionen Juden waren oder vielleicht doch „nur“ 4 oder 5.

Es liegen wahrlich genügend und glaubwürdige Zeugnisse von massiven Menschenrechtsverletzungen in den Heimen (kirchlich wie staatlich) vor, so daß die Nachfolger der damals Verantwortlichen mehr leisten können als Wiedergutmachung mit Bordmitteln.

 

Die Amtskirche ging vorbei

Da war einer unter die Räuber gefallen. Ein Priester und ein Levit gingen einfach vorbei. Sie stehen bei Lukas 10 (ab Vers 30) für die damals etablierte Religion, modern gesprochen für die Amtskirche. Erst der Samariter, in den Augen der anerkanntermaßen Rechtgläubigen ein Ungläubiger, kümmerte sich um den halbtot-Geschlagenen.

In der Nachkriegszeit und teilweise bis weit in die 70er Jahre fand die Nazi-Pädagogik in zahlreichen Kinderheimen ihre Fortsetzung im Gewand kirchlicher Fürsorge: Wenn die Kinder, die unehelichen, die widersetzlichen, die verdorbenen, kurz, die Kinder der Sünde in ihrem irdischen Leben schon leiden, bleibt ihnen vielleicht die ewige Verdammnis erspart (dies war eher die katholische Version, evangelische Heime kamen ohne Fegefeuer aus, doch das änderte weiter nichts).

Heute wissen wir, daß diese Kinder unter „die Räuber“ geraten waren und sprechen von Mißhandlung, Mißbrauch, Körperbeschädigung und Seelenmord.

Auch die Amtskirchen wissen es. Doch es hat den Anschein, daß sie vorbeigehen möchten. Allerdings nicht ohne ihre Betroffenheit kundzutun. Sie verweisen auf andere, die unter die Räuber gefallen waren. Die Zwangsarbeiter des Nazireichs und ihre magere Entschädigung sollen der Maßstab sein für eine eventuelle Entschädigung der ehemaligen Heimkinder, und das auch nur auf Nachweis.

Das ist politisch korrekt. Denn wo kämen wir hin, wenn die Verbrechen in den Kinderheimen in bundesrepublikanischer Zeit, unter kirchlicher und staatlicher Verantwortung, übler gewertet würden, als die der Nazis? Die Opferhierarchie muß eingehalten werden. So schlimm wie die Nazis können ihre Nachfolger doch gar nicht gewesen sein.

Matthäus 18,6: Wer aber Ärgernis gibt einem dieser Kleinen, die an mich glauben, dem wäre es besser, daß ein Mühlstein an seinen Hals gehängt und er ersäuft würde im Meer, wo es am tiefsten ist.

Blog Dierk Schäfer
Verbrechen im Kinderheim – Die Schotten sparen nicht

http://news.bbc.co.uk/2/hi/uk_news/scotland/south_of_scotland/8284419.stm

Die Kinder seien durch sexuellen Mißbrauch „irreparabel“ in ihren Lebensläufen beschädigt. Der Rat (Dumfries and Galloway Council) in Südschottland, beschloß, allen  überlebenden und nun erwachsenen geschädigten ehemaligen Heimkindern des „Merkland Children’s Home in Moffat“ eine Entschädigung von jeweils £20.000 zu zahlen.

abuse victim

Wer mit deutschen ehemaligen Heimkindern zu tun hat, merkt sehr schnell, daß viele „irreparabel“ in ihrem Lebenslauf beschädigt sind, selbst die, bei denen man zunächst meint, sie hätten es „gepackt“. Die Berichte solcher Heimkinder liegen in großer Anzahl vor, Betroffenheitsbekundungen auch, allerdings kamen die recht schleppend. Das ist immer noch besser, als die Versuche mancher Einrichtungen, gerichtlich gegen „Verleumdungen“ vorzugehen.

Was fehlt ist jedoch ein Entschädigungsplan, und zwar einer, der die ehemaligen Heimkinder noch zu Lebzeiten erreicht.

Wo bleibt die Einberufung einer „Geber-Konferenz“?

Teilnehmen sollten die staatlichen Stellen, die ihrer Aufsichtspflicht nicht nachgekommen sind, dann die staatlichen und kirchlichen Heime bzw. ihre Rechtsnachfolger, dazu die Firmen, die von der Zwangsarbeit in den Heimen profitiert haben.

Der Verantwortungsbereich muß nach meiner Meinung jedoch noch weiter gezogen werden. Was war mit der damaligen Gesellschaft? Man sagt, Gewalt gegen Kinder sei damals eher normal gewesen. Das sagen meist die, die hinzufügen: „Mir hat es nicht geschadet“. Wo die elterliche Erziehungsgewalt verpuffte, wurde unverhohlen gedroht: „Wenn Du nicht brav bist, kommst Du ins Heim!“ Offensichtlich standen dahinter doch die Erwartungen von noch mehr Erziehungsgewalt. Die Gewalt im Heim hat aber vielen geschadet. Doch wen wundert es, daß man sich um die Erziehungsmethoden – und die Exzesse – in den Heimen nicht weiter kümmerte. Dies ist die Mitschuld der damaligen Gesellschaft. Die heutige trägt zwar keine Schuld, aber die Mitverantwortung für die Schulden, die aus den Hilfen für lebensbeschädigte Heimkinder erwachsen. An den Tisch der Geberkonferenz gehören also auch unsere Parlamentsabgeordneten, damit Steuergelder gegeben werden können. Doch bitteschön in dieser Reihenfolge der Verantwortung. Es wäre fatal, wenn sich die Behörden mit ihrer Aufsichtspflichtverletzung und die Heimeinrichtungen, vorweg die kirchlichen, mit ihrer ganz direkten Schuld vornehm zurückhalten würden, um dem Steuerzahler alles aufzubürden. Das klappt nur für die Banken und die Autoindustrie.

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Blog Dierk Schäfer
Perspektivwechsel!
...
Die Wahrnehmungen der ehemaligen Heimkinder vom Runden Tisch und die des Runden Tisches von den Heimkindern unterscheiden sich ganz offensichtlich.

   * Der Runde Tisch bemüht sich erklärtermaßen, die Vergangenheit zu verstehen – und erkennt nicht, daß die ehemaligen Heimkinder eben dieses nicht verstehen können, weil sie nur den „Verrat“ ihrer Interessen sehen. Die Mitglieder des Runden Tisches brüskieren die Heimkinder, indem diesen nicht erklärt wird, warum er so handelt, wie er handelt. Ich sehe nirgendwo auch nur einen Ansatz dazu. Die ehemaligen Heimkinder sehen sich als unmündig behandelt – und das weckt schlechte Erinnerungen.
   * Die Heimkinder wiederum attackieren den Runden Tisch, oft in einer Weise, die alles andere als konstruktiv ist.

Doch im Gegensatz zum Runden Tisch haben die ehemaligen Heimkinder in psychologischer wie auch moralischer Hinsicht eine Ent-schuldigung für ihr Verhalten, denn ihnen kann man nicht so einfach den Perspektivwechsel abverlangen. Sie sind vorgeschädigt, viele sind traumatisiert, sie sind „gebrannte Kinder“. Selbst gegenüber Personen, denen sie eigentlich vertrauen, reagieren sie sehr leicht mißtrauisch bis feindselig, wenn diese ihnen eine differenzierte Sichtweise nahelegen wollen. Insofern hat es der Runde Tisch prinzipiell nicht leicht mit den ehemaligen Heimkindern. Doch er scheint sich auch keine Mühe zu geben, sich verständlich zu machen und verstanden zu werden. Dabei darf man ihm im Unterschied zu den Heimkindern mehr Beweglichkeit für einen Perspektivwechsel abverlangen, denn seine Mitglieder sind wohl nicht geprägt durch schlimme Heimerfahrungen.

Die Mitglieder müssen sich auch nicht angegriffen fühlen, denn sie selbst waren nicht die Täter.

Oder ist es wirklich die Sorge, für die „Missetaten der Väter“ zahlen zu müssen?

Der HERR … sucht heim die Missetat der Väter an den Kindern bis ins dritte und vierte Glied. 4. Buch Mose.14;18

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Prof Dr. Manfred Kappeler

Vortrag auf der Tagung der Diakonie in Niedersachsen: "Verantwortung fürdas Schicksal früherer Heimkinder übernehmen" am 7. Oktober 2009
Die Erziehungspraxis in Heimen der Jugendhilfe in der Nachkriegszeit oder zum Verhältnis von struktureller und personaler Gewalt in der Heimerziehung

Die Binnenorganisation der meisten Heime - vom Säuglings- bis zumFürsorgeerziehungs-heim - kann man mit Goffman als "Totale Institution" beschreiben, die ein System struktureller Gewalt ist. Dieses System drängt die in ihm Lebenden - das Personal und die Kinder und Jugendlichen - zu gewaltförmigem Handeln. Es entsteht eine Hierarchie von Stärkeren und Schwächeren, die die sozialen Beziehungen bis ins Detail regelt. Goffmans Befund, dass das Leben der "Insassen" in den Totalen Institutionen hauptsächlich von der Aufrechterhaltung der fremdbestimmten Binnenorganisation dieser Institutionen bestimmt wird, trifft für den Erziehungsalltag in den meisten Heimen der Jugendhilfe der vierziger bis siebziger Jahre in jeder Hinsicht zu:

·        Der gesamte Tagesablauf (über 24 Stunden) ist vorgeplant. Dies bedeutet, dass die wesentlichen Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen vorgeplant werden müssen.

·        Die Aktivitäten der Kinder und Jugendlichen werden vom Personal bis ins Kleinste reguliert und beurteilt.

·        Das Leben eines Heimkindes wird dauernd durch sanktionierende Interaktionen von Oben unterbrochen. Das gilt besonders für die Anfangsphase seines Heimaufenthalts, in der das Kind beziehungsweise der Jugendliche die Vorschriften für das Leben im Heim noch nicht akzeptiert hat.

·        Jeder Versuch, die Bedürfnisse und Ziele nach eigenen persönlichen Gegebenheiten auszugleichen, wird mit weiteren Sanktionen beantwortet, um jede Autonomie des Handeins zu unterbinden.

·        Besondere Bedeutung kommen den Aufnahmeprozeduren und den Gehorsamsproben zu, die das Kind / den Jugendlichen zu einem Objekt formen, das in die Verwaltungsmaschinerie der Anstalt eingefüttert und reibungslos durch Routinemaßnahmen gehandhabt werden kann.

·        Die Bedeutung, die das "Drinnensein" für die Kinder und Jugendlichen hat, existiert für sie nicht unabhängig von der besonderen Bedeutung des "Hinauskornmens". Die Totale Institution schafft und unterhält eine Spannung besonderer Art zwischen dem Herkunftsmilieu der Kinder und Jugendlichen und der Welt der Institution und benutzt diese Spannung als strategischen Hebel zur Menschenführung.

·        Vom ersten Tag des Heimaufenthalts an erfahren die Kinder und Jugendlichen eine Reihe von Erniedrigungen, Degradierungen, Demütigungen und Entwürdigungen ihres Ichs. Radikale Veränderungen im Selbstbild und in der Fremdwahrnehmung sind die Folge dieser Praxis.

·        Das Leben im Heim unterbindet durch die weitreichende Isolierung von der Welt außerhalb des Heims, die bei vielen Kindern und Jugendlichen jahrelang dauert, die Entwicklung eigener Lebensentwürfe.

·        Aufnahmeprozeduren und Gehorsamsproben werden zu einer Art Initiation, die "Willkommen" genannt wird und bei der das Personal, aber auch die schon länger im Heim lebenden Kinder/Jugendlichen sich alle Mühe geben, um dem neu Angekommenen einen klaren Begriff von seiner Zwangslage und seiner Stellung in der Hierarchie der Heimorganisation zu geben.

·        Als eine diffizile Methode der Demütigung hat Goffman "die Zerstörung des formellen Verhältnisses zwischen dem handelnden Individuum und seinen Handlungen" festgestellt: Ein Erzieher/eine Erzieherin ruft beim Kind/Jugendlichen eine Abwehrreaktion hervor und richtet dann seinen nächsten Angriff gerade gegen diese Reaktion. Die Schutzreaktion des Kindes/Jugendlichen gegenüber einem Angriff auf sein Selbst bricht zusammen angesichts der Tatsache, dass es sich nicht, wie gewohnt, dadurch zur Wehr setzen kann, dass es sich aus der demütigenden Situation entfernt. Wenn ein Kind/Jugendlicher gegenüber Umständen und Anordnungen, die sein Selbstbild bedrohen, die üblichen Reaktionen zeigt wie Verstimmung, das Unterlassen der üblichen Ehrfurchtsbezeugungen, beiseite gesprochene Schmähungen oder einen Anflug von Verachtung, Ironie oder Spott - alles selbstschützende Reaktionen gegenüber demütigenden Forderungen - wird es als verstockt und aufsässig beurteilt und weitere Bestrafungen folgen.

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Offener Brief Dierk Schäfer an Klaus Kottnik:
Sehr geehrter Herr Präsident,
mir wurde das Interview zugeleitet, das Sie im Programm »Deutschlandradio Kultur« am 15.6.09 gegeben haben
Dieses Interview hat mich bestürzt. Ich finde es unerträglich, wenn Sie auf die bedrückenden Zeugnisse ehemaliger Heimkinder mit den Erlebnissen anderer Heimkinder antworten, denen es anscheinend besser ergangen ist. Selbst wenn die Mehrheit der Heimkinder im fraglichen Zeitraum nicht unter Zwangsarbeit, Mißhandlung, Mißbrauch und ständigen Demütigungen gelitten haben mag, selbst wenn eine Vielzahl der damaligen Heimkinder dank des Heimaufenthaltes eine positive Wende ihres Lebenslaufes erfahren durften, so ist dies doch nicht gegen die Erlebnisse einer Vielzahl ehemaliger Heimkinder in Stellung zu bringen, deren Heimbehandlung man nur verbrecherisch nennen kann. ... Daß es offensichtlich auch Heime oder Gruppen in den Heimen gab, in denen nicht zerstörerisch gearbeitet wurde, verschärft diesen Befund zu einer Anklage: Die »Schwarze Pädagogik« war offensichtlich nicht dem Zeitgeist, den knappen Mitteln oder dem schlecht ausgebildeten Personal geschuldet, denn es ging nachweislich ja auch anders. Insofern kann man Dr. Michael Häusler im Archiv des Diakonischen Werkes nur ermuntern, auch die positiven Fälle in die Öffentlichkeit zu tragen.

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Dierk Schäfer am 19. Oktober 2009
Der Worte sind genug gewechselt, wir wollen endlich Taten sehn!

http://www.readers-edition.de/2009/10/13/geschwaetziges-papier-die-erklaerung-der-ev-landes kirche-hannover-vom-07102009/

Das sind klare Worte, lieber Herr Jacob. So klar schätzt man es in der Kirche nicht – und sie können es auch nicht. Insofern bitte ich um Nachsicht mit dem kirchlichen Sprachgebrauch.

Aber Sie haben Recht. Vor dem Hintergrund der Nazi-Verbrechen habe ich schon immer das Stuttgarter Schuldbekenntnis als unangemessen empfunden. Sie nennen es treffend Entschuldigungsgestammel.

Doch noch einmal: Ich bitte um Nachsicht mit den Schwestern und Brüdern in den Kirchenleitungen, zumindest solange, bis dem Gestammel der Fassungslosen keine angemessenen Taten folgen.

Bleiben die aus, dann hat sich das Gestammel als Zynismus erwiesen.

Wir werden sehen.

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Dierk Schäfer:
Pauschalierung, eine Begriffsklärung
In der Heimkinderdebatte wird immer wieder von der Pauschalierung gesprochen, die man ablehnt, denn es habe auch Heimkinder mit guten Heimerfahrungen gegeben. Der Runde Tisch solle und werde hier Klarheit schaffen, erst dann könne man weitersehen – von Entschädigungen wird auch in diesem Zusammenhang möglichst nicht gesprochen.
Was soll das?
   1. Es wird von niemandem bestritten, daß es auch gute Heimerfahrungen gab.
   2. Meines Wissens fordert niemand, die ehemaligen Heimkinder sollten pauschal, also für den bloßen Heimaufenthalt entschädigt werden.
   3. Ich kann nicht erkennen, daß der Runde Tisch sich flächendeckend der Frage widmet, in welchen Heimen und wann die beklagten Vorkommnisse sich ereignet haben und wie viele Heimkinder ihre Heimzeit in guter Erinnerung haben, oder diese Zeit wenigstens als unproblematisch erlebt wurde, damit etwaigen Pauschalierungsforderungen der Boden entzogen würde.
   4. Ich sehe auch nicht, daß der Runde Tisch eine Meldestelle für individuelle Entschädigungsansprüche eröffnet hätte, um damit Pauschalierungsforderungen zu parieren.
Wer den Begriff Pauschalierung zur pauschalen Abwehr von Entschädigungsforderungen verwendet, bekämpft ein Phantom – und er lenkt damit von der offen zutage liegenden Frage ab: Wie sollen die bekannten und belegten Fälle von Demütigung, Ausbeutung, Mißhandlung und Mißbrauch entschädigt werden?
Doch weder der Runde Tisch, noch die beklagten Organisationen äußern sich dazu, wie sie denn abseits von Pauschalisierung mit den vielen Einzelfällen umgehen wollen.
Es gibt ja immerhin erkennbare Muster, anhand derer man sich Entschädigungsgedanken machen könnte, – wenn man wollte.
Da gab es nachgewiesenermaßen Zwangsarbeit, für die keine Sozialabgaben entrichtet wurden. Wem hier keine Entschädigungslösungen einfallen, der will nicht entschädigen, und er sollte so ehrlich sein, dies auch offen zu sagen und nicht auf eine Pauschalierung verweisen, die niemand fordert.
Das gleiche gilt für traumatische Heimerinnerungen. Die Therapiekosten – also nicht das Schmerzensgeld – können, soweit sie durch die Krankenkasse nicht abgedeckt werden, pauschal zugestanden werden.
Erst der Anspruch auf Schmerzensgeld muß individuell belegt werden.
All dies liegt bereits seit vielen Monaten detailliert vor.
http://dierkschaefer.files.wordpress.com/2009/04/verfahrensvorschlage-rt.pdf
Doch anstatt darauf sachlich einzugehen, redet man lieber von einer Pauschalierung, der man nicht zustimmen könne, die aber auch niemand fordert.
Wann kommen die Verantwortlichen endlich zur Sache?

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Dierk Schaefers Blog

Zwangsarbeiterlösung als Zwangslösung für Heimkinder?

Veröffentlicht in News, heimkinder von dierkschaefer am 13. Dezember 2009

Der „Grünen“-Politiker Volker Beck schlägt nach der Meldung vom 12.12.09 im Hamburger Abendblatt vor, das Verfahren der Zwangsarbeiter-Stiftung als Modell für die Entschädigung der ehemaligen Heimkinder zu nehmen.

http://www.abendblatt.de/politik/deutschland/article1305696/Volker-Beck-Zwangsarbeiter-Stiftung-M odell-fuer-Heimkinder.html

Richtig erscheint mir, daß eine Stiftung eine brauchbar flexible Rechtsform darstellt, und ich habe ja in meinem Bußaufruf an die Kirchen die Gründung eines Stiftungsfonds vorgeschlagen.

http://www.petitiononline.com/heimkids/petition.html

Dabei verwies ich auch auf meine Verfahrensvorschläge, die ich in der Anhörung beim Runden Tisch am 2.4.09 vorgelegt habe. Dort habe ich drei nach Fallgruppen differenzierte Fonds vorgeschlagen.

http://dierkschaefer.files.wordpress.com/2009/04/verfahrensvorschlage-rt.pdf

Doch zunächst zu den Details im Zwangsarbeitermodell.

Das Hamburger Abendblatt schreibt von erfolgten Einzelentschädigungen im Bereich von 2.500 und 7.500 Euro. Gehen wir von der Höchstsumme 7.500 Euro aus und nehmen als Beispiel ein ehemaliges Heimkind, das mit dieser Summe noch 10 Lebensjahre vor sich hat, dann sind das 750 Euro im Jahr, also 62,50 Euro im Monat, mit dem sich dieses ehemalige Heimkind seine Sozialhilfe aufbessern kann – aber nur 10 Jahre lang! Ich bin dabei von der Höchstsumme ausgegangen. Im schlechtesten Fall wären es 20,83 pro Monat.

Mir wurde aus kirchlichen Kreisen zugetragen, daß manche dort Verantwortliche auf die Zwangsarbeiterlösung spekulieren, wenn es mit der langen Bank dann doch nicht klappen sollte.

Doch eine solche Lösung wäre ein Hohn, nicht nur, weil die Lebenshaltungskosten in Osteuropa, wo die meisten ehemaligen Zwangsarbeiter leben, deutlich niedriger sind.

Es wäre auch eine völlig unangemessene Pauschalierung der doch recht unterschiedlichen Fälle. Auf die Unterschiedlichkeit wurde doch bisher immer hingewiesen!

Darum brauchen wir eine Stiftung, die mindestens drei Fonds finanziert:

1. Für Zahlungen, um die Rentenausfallzeiten zu kompensieren.

2. Für Therapiekosten, soweit sie nicht von der Krankenkasse gezahlt werden.

Diese beiden Fonds könnten sofort eingerichtet werden und nach entsprechender Fall-Lage die Leistungen erbringen. Ich habe noch kein triftiges Argument gehört, warum das nicht sofort zugesagt werden könnte, – aber es fehlen die Zahlungsbereiten. Wenn die kirchlichen und staatlichen Stellen, sowie auch die Beteiligten Firmen, von recht-schaffen(d)en Personen geleitet werden, werden sie in Kürze Zusagen machen und Finanzierungspläne vorlegen.

3. Erst an dritter Stelle kommen Entschädigungen für erlittene Unbill: Mißhandlung/Mißbrauch, Demütigung, Vorenthalt von Bildungs- und Ausbildungsmöglichkeiten. Die müssen je nach Einzelfall vereinbart werden.

4. Schließlich ist auch daran zu denken – und vorzusorgen, daß die ehemaligen Heimkinder in absehbarer Zeit ein Alter kommen, in dem sie auf fremde Hilfe angewiesen sein könnten und eine Heimeinweisung nötig wird. Darauf müssen die Heim-Organisationen vorbereitet werden.

Jedenfalls: Mit der Zwangsarbeiterlösung werden die ehemaligen Heimkinder, wie ich befürchte, ein weiteres Mal betrogen. 

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Dierk Schaefers Blog
Was wird das neue Jahr den ehemaligen Heimkindern bringen?
Was müssen wir dem Runden Tisch für 2010 ins Pflichtenheft schreiben?

1. Es kann zwar tatsächlich keine Pauschalregelung geben. Die Heime waren zu unterschiedlich. Aber die vielen und fürchterlichen Einzelfälle sind nicht pauschal nach dem Strickmuster der Zwangsarbeiterentschädigung zu behandeln. Hier muß es um angemessene Einzelfallentschädigungen gehen, angemessen auch an der wirtschaftlichen Lage der Betroffenen. (siehe auch http://dierkschaefer.files.wordpress.com/2009/04/verfahrensvorschlage-rt.pdf)

2. Zudem gab es nicht nur in Erziehungsheimen Kinder mit übelsten Heimerfahrungen. Es gab Säuglingsheime, in denen manche Kinder „vergessen“ wurden. Es gab Heime für behinderte Kinder. Hier sei beispielhaft an die belegten Mißhandlungen im Johanna-Helenen-Heim erinnert. »Öffnete man in den 1950er und 1960er Jahren die Tür zum Johanna-Helenen-Heim, so sah man in einen Abgrund der Willkür, der Zerstörung, der Gewalt, der Angst und der Einsamkeit. Man blickte in das „Herz der Finsternis“«. (
http://www.gewalt-im-jhh.de/ ). Der Runde Tisch muß seinen Horizont erweitern und alle Heime gleich welcher Art erfassen, aus denen Mißhandlungsberichte vorliegen.

3. Der Runde Tisch hat wohl als einziger die Autorität, die beteiligten Heimträger zu einem „Freeze-Abkommen“ zu bewegen. Was ist das? Die ehemaligen Heimkinder bangen, ob sie ihre Entschädigung noch erleben werden. Dies wird genährt durch die Verfahrensdauer und manche kolportierten Äußerungen, man wolle durch die biologische Lösung so mancher Fälle Geld sparen. „Freeze“ wäre das Einfrieren der Ansprüche (wenn nicht der juristischen, so doch der moralischen nach Recht und Billigkeit) auf den Zeitpunkt des Beginns des Runden Tisches. Damit geht der Entschädigungsanspruch im Fall des Todes des Betroffenen auf seine Erben über. Dann wäre wenigstens das Mißtrauen aus dem Verfahren draußen, zügiges Vorgehen aber dennoch geboten – und möglich, wie meine Verfahrensvorschläge vom April 2009 belegen.

Doch ich fürchte, die Sache der Kindesmißhandlungen in den Heimen wird weiter auf die lange Bank geschoben werden.

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Manfred Kappeler
Der Kampf ehemaliger Heimkinder um die Anerkennung des an ihnen begangenen Unrechts
Wäre es nicht besser von „Initiative“ als von „Kampf“ zu reden? Es fällt mir schwer,
nach der Kampf-Rhetorik der Erziehung- und Klassenkampfzeit der siebziger Jahre
wieder von „Kampf“ zu spreche, wenn es um Auseinandersetzungen in der Sozialen
Arbeit heute geht. Aber die jetzt circa fünfzig- bis achtzigjährigen Frauen und
Männer, die als Kinder und Jugendliche in der Heimerziehung der vierziger bis
siebziger Jahre leben mussten, kämpfen nun bereits seit 2004 in organisierter Form
– einzelne schon seit vielen Jahren – um die Anerkennung ihrer Forderungen. Dieser
Kampf wird ihnen aufgezwungen und geht für viele der Ehemaligen an den Rand
ihrer Kräfte oder darüber hinaus. Hier von „Konflikten“ oder „Auseinandersetzungen“
zu reden, wäre eine Verharmlosung des Geschehens, die von Verantwortlichen der
Täter-Organisationen und von PolitikerInnen mit Eifer und Ausdauer betrieben wird
(Diakonisches Werk Deutschland, Caritas-Verband Deutschland,
Bundesarbeitsgemeinschaft der Landesjugendämter, Katholische
Ordensgemeinschaften, Katholische Bischofskonferenz – der Rat der Evangelischen
Kirche in Deutschland schweigt bisher – Jungendministerkonferenz).

Die Chronologie der Ereignisse
2003 wurde auf den Filmfestspielen in Cannes der englische Film „The Magdalenen-
Sisters“ ausgezeichnet, in dem gezeigt wird, wie in Irischen Erziehungsheimen
Mädchen durch Katholische Ordensschwestern systematisch gedemütigt und
erniedrigt werden. Unter dem Titel „Die unbarmherzigen Schwestern“ lief der Film
auch in Deutschen Kinos. Der Journalist Peter Wensierski rezensierte ihn im
„Spiegel“. Eine „Spiegel“-Leserin bat ihn daraufhin telefonisch, zu recherchieren,
warum der Film in keinem Kino der katholischen Hochburg Paderborn aufgeführt
werde.

19.05.2003
Der Spiegel Nr. 21/2003
KIRCHE
Unbarmherzige Schwestern
Von Wensierski, Peter
Priester und Nonnen misshandelten in den fünfziger und sechziger Jahren Tausende Jugendliche, die ihnen in Heimen anvertraut waren. Die damals Betroffenen wollen den Skandal nun aufklären, stoßen aber auf eine Mauer des Schweigens.
Die Umerziehung zu einem wertvollen Mitglied der Gesellschaft begann mit einer Lüge, im Namen des Herrn.
Im Fond des Autos, erinnert sich Gisela Nurthen an jenen Tag im Frühjahr 1961, habe eine fremde Frau gesessen und ihr gesagt: "So, jetzt machen wir einen kleinen Ausflug nach Dortmund, da triffst du viele Mädchen in deinem Alter, es wird dir sicher gefallen."
Gisela Nurthen, damals gerade 15, glaubte ihr und stieg ein.

Link Spiegel

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Dierk Schaefers Blog

»Leid von denen, die sich christlichen Geboten verschrieben haben«

Veröffentlicht in News,heimkinder von dierkschaefer am 13. Januar 2010

»Leid von denen, die sich christlichen Geboten verschrieben haben«

»Wie aber konnte solches Leid – Gewalt, Hunger, Demütigung – gerade von denjenigen ausgehen, die sich den christlichen Geboten wie der Nächstenliebe und Sanftmut verschrieben hatten? Sara Böhmer, Generalpriorin der Dominikanerinnen von Bethanien, versucht eine Erklärung: Die geringen Mittel – zwei Mark pro Tag pro Kind –, der hohe Druck der Betreuerinnen wegen der vielen Kinder pro Person und die damaligen Vorstellungen, dass Frauen per se gute Mütter seien, weil sie als Mütter geboren wurden, seien Erklärungsansätze. „Aber natürlich ist das keine Entschuldigung.“« Mehr bei: http://www.evangelisch.de/themen/gesellschaft/hotline-fuer-heimkinder-die-zeit-des-schweigens-ist-vorbei97 51

Dies ist nicht nur keine Entschuldigung, sondern auch keine Erklärung. Es gab in dieser Zeit viele Familien, die in Armut lebten, aber ihre Kinder mußten nicht in einer Atmosphäre der Ablehnung, des Hasses und der Mißhandlung aufwachsen. Die Mütter dieser Kinder waren auch nicht pädagogisch ausgebildet. Aber sie hatten (in der Regel) ihre Kinder ganz einfach lieb.

Wenn ausgerechnet eine Dominikanerin zu Erklärungsversuchen ansetzt, darf man wohl an die Ursprünge dieses Ordens erinnern. Es war die Verfolgung der Katharer, der Ketzer, die dieser Orden im Anfang des 13. Jahrhunderts sich zur Aufgabe gesetzt hatte. Das war eine ergiebige Marktnische. Die Dominikaner machten ihre Aufgabe so gründlich, daß sie bald domini canes, die Hunde des Herrn genannt wurden. Inquisition und Hexenverfolgung kamen später hinzu. Dominikaner war auch einer der beiden Verfasser des »Hexenhammers«.

Es wäre theologisch wie psychologisch sehr interessant, die menschenverachtende Praxis religiöser Gemeinschaften zu untersuchen, die in aller Regel im Gegensatz zu ihren Lehren steht. Man könnte und sollte das am Beispiel der Heimkinderschicksale tun. 

Dierk Schäfer: »Schwarze Pädagogik« – Ein Nachruf auf Katharina Rutschky

Ich plante 1994 eine Tagung, in der es auch um das Thema »Mißbrauch mit dem Mißbrauch« ging. »Sexueller Kindesmißbrauch in der Familie – ein Vorwurf und seine Folgen« war der Tagungstitel. Das war ein mutiges Unterfangen, doch das wußte ich anfangs noch nicht, sollte es aber bald erfahren. Zu den unerschrockenen Unterstützern gehörte Katharina Rutschky, und sie wußte schon, in welche Nesseln ich mich gerade begab. (siehe: »Zu den Folgen des Vorwurfs „Kindesmißbrauch“«, epd-Dokumentation No: 40/95). Sie gab mir am Telefon bereitwillig und engagiert Auskunft und empfahl Referenten. Wir haben mit ihr eine mutige Frau verloren, die sich beherzt gegen manche Strömungen der Zeit stemmte.

Ihr Tod war mir Anlaß, wieder einmal in ihre Textsammlung zur Schwarzen Pädagogik zu schauen. Allein die Überschriften der einzelnen Quellenbeiträge lassen mich erschaudern: Fast das ganze Spektrum der Heim-„Erziehung“ in der Nachkriegszeit ist in diesen historischen Texten vorgezeichnet, nur wenige Texte stammen aus dem ersten Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts, alle anderen sind älter. Sie dokumentieren die Angst vor dem Kind, das mit Zwang gebändigt und zivilisiert werden muß. Und sie dokumentieren die Selbstüberhöhung des Erziehers, der nach Blaschke (1828) »ein Organ der Gottheit« ist. Die Sorte von Gottheit haben die ehemaligen Heimkinder zur Genüge kennen gelernt. Sexueller Mißbrauch allerdings kommt in den Quellentexten nicht vor, denn Gottheiten sind asexuell, und die Erzieher müssen Götter bleiben. Doch ansonsten: Die Erziehung ist »ein ewiger, doch Heiliger Krieg«, so Sailer (1809). Das Kind und seine Triebhaftigkeit sind eine Bedrohung der bürgerlichen Gesellschaft. Bis zur Infibulation für pubertierende Jungen gehen die Anregungen.

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Dierk Schaefers Blog
Anhörung im Hessischen Landtag
Veröffentlicht in News, Pädagogik, heimkinder von dierkschaefer am 19. Januar 2010

Zwei Punkte seien noch herausgegriffen.

1. Dr. Dr. Caspar Söling hatte für das St. Vincenz-Stift in Aulhausen bei Rüdesheim gesprochen. Er wurde vom Abgeordneten Marcus Bocklet gefragt: »Herr Söling, Ihrem Vortrag habe ich sehr aufmerksam zugehört. Ich bin über einen Passus gestolpert. Die Wiedergabe muss ich pflichtgemäß in eine Frageform packen: Wären Sie bereit, zur Kenntnis zu nehmen, dass es in hohem Maße unsensibel ist, wenn man versucht, damalige Straftaten – auch unter damaligen Verhältnissen waren dies Straftaten – zu relativieren, indem man sagt, es habe Überforderungssituationen gegeben?

Ich darf ergänzen: Ich bin gelernter Sozialarbeiter und habe 15 Jahre in diesem Beruf gearbeitet. Ich war oft überfordert. Trotzdem hat dies nicht dazu geführt, dass ich Menschen gedemütigt habe, geschlagen habe oder anders kriminell behandelt habe. Deswegen frage ich Sie: Wären Sie bereit, in Zukunft die Sensibilität an den Tag zu legen und den entsprechenden Passus aus Ihrer Rede zu streichen, weil diese Aussage immer nur so ankommen kann, dass Sie etwas relativieren wollen.« Eine Antwort gab es nur bezüglich der Straftaten.

2. Herr Knorr, »Vorsitzender des Evangelischen Erziehungsverbands und nur ein bisschen als Leiter einer großen diakonischen Einrichtung im tiefsten Bayern« sagte am Ende seines Beitrags: »Bitte hören wir auf mit Schulddebatten und Schuldzuweisungen! Lassen Sie uns gemeinsam dafür kämpfen, dass die Jugendhilfe in den Jahren 2010 bis 2013, also in der nächsten Legislaturperiode, mit den Mitteln ausgestattet wird, die es leidenschaftlichen christlichen Pädagogen in den Einrichtungen ermöglicht, Qualität abzuliefern.«

Das ist schon von besonderer Qualität, nicht von Schuld sprechen zu wollen, Entschädigungen als so schwierig hinzustellen, daß sie kaum möglich erscheinen, in gleichem Atemzug aber Finanzen für die zukünftige Arbeit einzufordern. Herrn Knorr scheint es an Schamgefühl zu mangeln.

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Dierk Schäfer: Zum „Zwischenbericht“ des Runden Tisches
...
Die Vorsitzende erklärte, das Zeitfenster des Untersuchungsraumes ermögliche eine »exemplarische« Aufarbeitung. Darf man das so verstehen, daß sich Heimkinder mit zeitlich abweichenden Daten oder aber aus Heimen, die keine Erziehungsheime waren, ganz einfach auf den Runden Tisch und seine Ergebnisse berufen dürfen, um analoge Kompensationen zu erhalten?

Interessant war, wie bedeckt sich der Regierungsvertreter und auch der nicht „die Länder“ vertretende Landesvertreter verhalten haben. Das sieht deutlich nach Widerstand gegen jede kostenträchtige Empfehlung des Runden Tisches aus. Es wird klarzustellen sein, daß die staatlichen Organe, unabhängig von dem föderalen und kommunalen Verantwortungsdschungel in erster Reihe der Verantwortlichen stehen. Der Staat, in welcher Form auch immer, muß die Rechtsnachfolger der Mit-Täter und ihrer Organisationen in die Mitverantwortung nehmen – und in die Mitfinanzierung der Entschädigungskosten. Der Staat muß dafür sorgen, daß es nicht zu vergleichbarer Peinlichkeit kommt wie bei der Zwangsarbeiterentschädigung, als man sich – hier war es die Industrie – lange und zum Teil erfolgreich um die Verantwortung gedrückt hat. Der Verweis der Vorsitzenden auf die Rücksicht, die man auf die Lösungen für andere Opfergruppen nehme müsse, verheißt ohnehin nichts Gutes, nämlich eine Lösung, die noch schäbiger ist als die für die Zwangsarbeiter.
...
Ein Punkt gehört noch angesprochen: Die Zukunft der ehemaligen Heimkinder in Alters- und Pflegeheimen. Hier liegt eine Möglichkeit, über die Entschädigung für Zwangsarbeiter hinauszugehen, ohne diese zu diskriminieren. Wird es den ehemaligen Heimkindern ermöglicht werden, die Endphase ihres Lebens unter Berücksichtigung ihrer Vorbelastungen angstfrei und menschenwürdig zu verbringen, nachdem vielen die Kindheit und Jugend auf verbrecherische Weise und mit Langzeitwirkung verkorkst wurde?

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Doc- Datei

Dierk Schäfer: Der Beitrag der Kinder zu ihrer Erziehung: Kinderarbeit in Kinderheimen
In vielen Erziehungs- und sonstigen Heimen für Kinder und Jugendliche wurden die Insassen nicht nur zur Mithilfe in Haus und Garten herangezogen, sondern es handelte sich um veritable, wertschöpfende Arbeit von täglich mehr als vier Stunden, die den Kindern und Jugendlichen je nach Art der Arbeit hohe Konzentration und Kräfteeinsatz abverlangte.
Diese Arbeiten dienten entweder der Existenzsicherung der Heime, indem sie Personal einsparten (heiminterne Dienstleistungen) und/oder Nahrung und Kleidung für den Heimbedarf produziert wurde. Vielfach wurden wie in klassischer „Heimarbeit“ auch Aufträge für Wirtschaftsbetriebe außerhalb des Heims ausgeführt oder die Kinder (meist waren es Jugendliche) direkt nach außen verdingt, häufig in landwirtschaftliche Betriebe.
In der Regel wurden die Arbeitsleistungen weder entlohnt, noch wurden Sozialabgaben abgeführt – mit den hinreichend bekannten Folgen für die Rentenansprüche.
Für diese Kinderarbeit und ihre Kollateralschäden werden regelmäßig zwei Rechtfertigungsgründe genannt. ...

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Dierk Schaefers Blog

Bloß keine amerikanischen Zustände!

Veröffentlicht in News,heimkinder von dierkschaefer am 5. Februar 2010

Bloß keine amerikanischen Zustände!

Die Argumentation der Deutschen Kinderhilfe ist atemberaubend:

URL: http://www.domradio.de/aktuell/61027/berliner-anwalt-aktiv+.html

Was das us-amerikanische Entschädigungsrecht zuviel hat, hat das deutsche zu wenig.

Spinnen wir doch den Gedanken aus:

Eine Klage in den USA hat Erfolg. Dann gibt es eine hohe Entschädigung, die um so höher ausfällt, als die beteiligten Rechtsanwälte sich daran, wie man so hört, eine goldene Nase verdienen. Na und? Wenn das der einzige Weg ist, um überhaupt als ehemaliges Heimkind eine nennenswerte Entschädigung zu bekommen – ich wundere mich schon lange, daß dies noch niemand versucht hat. Schließlich gibt es ehemalige Heimkinder mit US-Paß.

Doch weiter im Gedankenspiel:

Wenn ein oder mehrere ehemalige Heimkinder sich in den USA eine hohe Entschädigung erstreiten, wie will man dann noch rechtfertigen, die Heimkinder hier billig abzuspeisen? Definition Zwangsarbeit hin oder her: Deren Entschädigung, die eine Verhöhnung ist, wird dann nicht mehr Maßstab sein können.

Hätte sich der Runde Tisch, hätten sich die Vertreter der Heime, des Staates (der Länder, Landkreise und Städte) und der Kirchen glaubwürdiger um das Schicksal der ehemaligen Heimkinder gekümmert und frühzeitig von Entschädigung gesprochen, dann gäbe es vielleicht längst eine für alle tragbare Lösung. So hoffen nun die Heimkinder auf Amerika, von dem schon Goethe sagte: Amerika, du hast es besser!

Ich, der ich mir den Mund fusselig geredet habe, hoffe mit den Heimkindern auf Amerika.

Wer nicht hören will, muß fühlen. 

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Dierk Schaefers Blog
An die Brüder in leitenden Ämtern der katholischen Kirche
Veröffentlicht in Kirche, News, Pädagogik, Theologie, heimkinder von dierkschaefer am 23. Februar 2010

An die Brüder in leitenden Ämtern der katholischen Kirche!

Schon die Adressierung wirft Probleme auf.

Die Bruderanrede ist in kirchlichen Hierarchien (auch im evangelischen Raum) eher von oben nach unten üblich.

Ob es mir, der ich ein einfacher Pfarrer bin und zudem einer in römischen Augen Nicht-Kirche angehöre, überhaupt gestattet ist, irgendwelche verwandtschaftliche Beziehungen in Anspruch zu nehmen, ist die nächste Frage.

Und schließlich ist mir in diesem Falle verwehrt, mich gemäß dem normalen Sprachgebrauch an die Brüder und Schwestern zu wenden.

Was ist mein Anliegen?

Prinzipiell geht es mich nichts an, wie Sie Ihre Kirche führen. Das wäre Einmischung in innere Angelegenheiten.

Nun weiß ich jedoch aus einer selbst durchgeführten Kirchenaustrittsuntersuchung, daß Menschen aus der evangelischen Kirche austreten, weil sie die Ansichten des Papstes skandalös oder hinterwäldlerisch finden. Mit anderen Worten: Die römisch-katholische Theologie und Führungspraxis beschädigt unsere evangelischen Interessen. Da ist ein Wort unter Brüdern angebracht.

Zudem treten Sie mit Argumenten an die Öffentlichkeit, ich denke da speziell an die Herren Zollitsch und Mixa, die eine öffentliche Antwort herausfordern, auch wenn sie katholisch-interne Belange betrifft.

Bischof Mixa hat in Erinnerung gerufen, daß es im Umkreis der 68er-Ereignisse Stimmen gab, die Pädophilie verharmlosten oder gar beförderten. Dies ist richtig, so wie es auch richtig ist, daß das Schutzalter für Kinder nicht herabgesetzt wurde. Es ist sehr unwahrscheinlich, daß ausgerechnet der geistliche Nachwuchs der katholischen Kirche sich von dieser auch damals randständigen Diskussion beeinflussen ließ. Zudem gab es schon vor 68 sexuelle Regungen im katholischen Klerus. Doch Herr Mixa sprach ja von der „sexuellen Revolution“. Schon seit langem geht dieses Gespenst um in der katholischen Kirche – begleitet von dem Oberteufel, der Moderne schlechthin.

Nun betreibt Bischof Zollitsch, wie heute in der Zeitung zu lesen ist, Abwehrzauber: Keinesfalls habe der Zölibat oder die katholische Sexuallehre mit den Mißbräuchen zu tun; nicht das System sei schuldig. Natürlich ist mir die ekklesiologische Engführung Ihrer Kirche bekannt, doch das ist wirklich nicht mein Problem. Ihres jedoch könnte es sein, daß fast alle Katholiken, (die ich kenne, auch solche mit kirchlichen Funktionen) bekenntnismäßig den Alt-Katholiken zuzurechnen sind, aber den Bruch mit „ihrer“ Kirche scheuen. Für diese Menschen stellt die Dogmatisierung der Unfehlbarkeit des Papstes das Hauptproblem dar. Doch zurück zu Herrn Zollitsch: Sicherlich ist es ein Kurzschluß, die Mißbräuche monokausal mit Zölibat und Sexuallehre zu verknüpfen, doch als Ko-Faktoren sind sie durchaus diskutabel. Eine Dunkelfelduntersuchung könnte die Zusammenhänge erhellen.

Mein Vorschlag: Beauftragen Sie die Kriminologen mit einer Dunkelfelduntersuchung!

Dierk Schäfer
Noch einmal ins Heim? Von den letzten Dingen.
2. März 2010
Wer üble Heimerfahrungen hat, sieht einer erneuten Unterbringung in einer Totalen Institution (Goffman) mit erhöhter Sorge entgegen. Er möchte die Fremdbestimmung reduzieren und rechtzeitig mitbestimmen. Aus diesem Grund hat jemand aus dem Kreis der ehemaligen Heimkinder sich an einen kirchlichen Spitzenfunktionär gewandt und eine Antwort erhalten, die ihn – gelinde gesagt – nicht zufrieden gestellt hat. Er bat mich um Rat und ich habe dem Herrn in der Kirchenhierarchie einen Brief geschrieben, den ich hier wiedergeben möchte. Da ich der Meinung bin, daß der Adressat nur systemkonform geantwortet hatte, möchte ich auf Personalisierungen verzichten. Herr „Dr. Meyer“ in der Kirchenleitung ist also ein Pseudonym, wie auch Herr „Kunde“ als ehemaliges Heimkind.
Ich schrieb:
Sehr geehrter Herr Dr. Meyer!

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Prof. Dr. Manfred Kappeler
Zwischen den Zeilen gelesen – Kritik des „Zwischenberichts“ des Runden Tisches Heimerziehung
Am 22. Januar wurde der Zwischenbericht des Runden Tisches Heimerziehung (RTH) von Antje Vollmer, der Leiterin des Gremiums, unter Beteiligung einiger weiterer Mitglieder in einer Pressekonferenz der Öffentlichkeit vorgestellt.
Die endgültige gedruckte Fassung des Berichts wurde den VertreterInnen der Ehemaligen Heimkinder am RTH erst wenige Stunden vorher zugestellt, so dass eine genaue kritische Durchsicht des Textes nicht möglich war.

Die strukturelle Asymmetrie dieses Gremiums wird beharrlich geleugnet, indem so getan wird, als seien die von Regierungen, Verwaltungen und Verbänden delegierten VertreterInnen gar keine Delegierten mit dem Mandat ihrer entsendenden Organisation, sondern ausschließlich persönlich an der Sache engagierte Fachleute der Politik und der Jugendhilfe. Das trifft aber allenfalls auf die beiden Wissenschaftler/Professoren zu, die mit ihrer grundgesetzlich garantierten Freiheit von Forschung und Lehre keinem Auftraggeber verpflichtet sein müssen.

Im ZB werden „gegenseitiges Vertrauen, Aufrichtigkeit, Offenheit“, als Grundvoraussetzungen für einen gelingenden Arbeitsprozess am RTH beschrieben und als Praxis unterstellt. Die Erfahrungen der Ehemaligen-VertreterInnen am RTH haben deren Vertrauen in diese Tugenden fast auf den Nullpunkt gebracht. Dazu gehört auch die Erfahrung, dass die Institutionen-VertreterInnen für Vorbereitung und Wahrnehmung ihrer Funktionen infrastrukturelle Ressourcen haben, die den Ehemaligen Heimkindern ganz fehlen.

Dieses verleugnete und deshalb auch nicht wenigstens zu mildernde Ungleichgewicht erinnert Ehemalig Heimkinder an die Machtverhältnisse, denen sie als Kinder und Jugendliche in der Jugendhilfe ausgesetzt waren.                                                                            weiter siehe Link

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Dierk Schäfer am 8. März 2010
Ehemalige Heimkinder im Wiener Parlament!
Zwar war es nur das Gebäude des österreichischen Parlaments, in das ehemalige Heimkinder am 5. März 2010 eingeladen hatten.
Ehemalige Heimkinder im Wiener Parlament!
Zwar war es nur das Gebäude des österreichischen Parlaments, in das ehemalige Heimkinder am 5. März 2010 eingeladen hatten.
Programm/Einladung Wien
Doch das hatte einen mehrfach symbolischen Charakter.
Zum einen galt die Veranstaltung jenem Jenö Alpár Molnár, der dem österreichischen Staat zu verdanken hat, daß seine Herkunft verschleiert blieb und er nach einer fürchterlichen Zeit in österreichischen Heimen ohne Papiere und damit auch ohne Staatsangehörigkeit auf der Straße stand. Zum anderen wurde durch das Schicksal von Herrn Molnár erstmals in Österreich, und dies sogar im Parlamentsgebäude öffentlich gemacht, wie es in den dortigen Heimen zuging. Nicht anders als in Deutschland: Kinder wurden gedemütigt, mißhandelt und manche auch mißbraucht. Es fehlte an Bildungsangeboten und als Lehrberufe kamen nur solche infrage, die für die Jugendämter, also für den Staat, nichts kosteten, das war vielfach die Bäckerlehre. ...
http://
dierkschaefer.wordpress.com/2010/03/08/ehemalige-heimkinder-im-wiener-parlament/
 

Dierk Schäfer: Glaubwürdigkeit! ... aber wenigstens Professionalität

Der beständige Verweis, man möge die Ergebnisse des Runden Tisches abwarten, wird von wohl den meisten ehemaligen Heimkindern als Verzögerungsmanöver wahrgenommen mit Spekulation auf die biologische Lösung.

Nun lese ich heute in der Zeitung über den neuen Runden Tisch, für den die Familienministerin Kristina Schröder Einladungen verschickt hat:

»Der Bevollmächtigte der Evangelischen Kirche in Deutschland, Prälat Bernhard Felmberg, sagte, die evangelische Kirche habe bereits zugesagt. Allerdings sei es „wesentliche Voraussetzung“ für die Zusage gewesen, dass es bei dem Runden Tisch nur um Fragen der Prävention gehe.« (FAZ, Freitag, 12. März 2010).

Wundert es Sie, sehr geehrter Herr …, wenn nun der Eindruck „Die wollen einfach nicht zahlen!“ verstärkt wird, dazu der Haß vieler ehemaliger Heimkinder auf die Kirche und ihre diversen Einrichtungen? Mich wundert es nicht.

Was ich von meiner Kirche vermisse, sind Glaubwürdigkeit, und wenn die schon nicht zu haben ist, wenigstens Professionalität im Umgang mit Versagen.

Leider ist mein Bußaufruf, der vor den neuesten Beschuldigungen veröffentlicht wurde, nun weitgehend obsolet geworden. Das Kirchen-Bashing ist auf breiter Front angelaufen.

Auch Entschädigungszahlungen dürften wohl kaum noch als ehrliches Schuldeingeständnis aufgefaßt werden, sondern als gerechte Strafe.

http://dierkschaefer.wordpress.com/2010/03/12/glaubwurdigkeit-aber-wenigstens-professionalitat/
 

Dierk Schaefers Blog
Die Jagd auf den Papst, und was ehemalige Heimkinder mehr interessieren sollte
Veröffentlicht in Kirche, News, heimkinder von dierkschaefer am 15. März 2010

Die Jagd auf den Papst hat begonnen. Das sieht der Vatikan ganz richtig, so wie er auch Recht hat mit der Meinung, Mißbrauch komme auch in anderen Einrichtungen, besonders in den (heiligen?) Familien vor. In der Tat ist der Papst vom Rang her das edelste internationale „Wild“ in Wald&Flur. Der Grund dafür liegt nicht nur in der jahrhundertealten Tradition der Institution „Kirche“. – Allerdings gehört das trotzige „Ewig steht fest der Kirche Haus …“ zum protestantischen Liedgut (Grundtvig/Riethmüller), hat es aber nicht in die neueren Gesangbücher geschafft.

In der Diskussion wird zur Zeit gern Bezug auf Frau Käßmann genommen, die durch ihren schnellen Rücktritt ihre eigene Integrität und die ihres Amtes erhalten hat. Diese Wahl hat der Papst nicht. Ausschlaggebend für die besondere Qualität des Papst-Amtes ist die antimodernistische Festlegung auf das Dogma der Unfehlbarkeit. Hinter diesen absolutistischen Anspruch kann kein Papst zurück. Doch selbst wenn er zurückträte: seine persönliche Integrität und die seines Amtes haben bereits Schaden genommen und es wird lange dauern, bis die „Unschuld“ des Amtes nachgewachsen ist. Seine Verteidigung des Zölibats, der wohl tatsächlich nur mitursächlich für den Mißbrauchs-Tsunami ist, und tapfere Mitstreiter wie Bischof Mixa haben den Flurschaden nur verschlimmert.

Doch was geht das die ehemaligen Heimkinder an? Viel wichtiger erscheint mir der Sachverhalt, den die FAS gestern unter dem Titel Spiel auf Zeit veröffentlichte. Überlebende der Gettos streiten seit Jahren mit deutschen Rentenversicherern über Rentenansprüche lautet der Untertitel, und der besagt schon alles.
http://
dierkschaefer.wordpress.com/2010/03/15/die-jagd-auf-den-papst-und-was-ehemalige-heimk inder-mehr-interessieren-sollte/

Das männliche Befleckungswerkzeug

letzte Nacht wälzten wir Würmer unsere heiligen Leiber, und es wälzten sich mit ihnen und in ihnen unsere Gedanken an den himmlischen Werkzeugmacher und Erfinder des Befleckungswerkzeugs des männlichen Menschen.

Wenn wir Papst Benedikt XVI. richtig verstehen, muss wohl der himmlische Erfinder zu Adams neuzeitlichen geistlichen Abkömmlingen katholischen Glaubens wie folgt gesprochen haben: „Ich schenke einem jedem von euch ein funktionstüchtiges Befleckungswerkzeug, das ihr lebenslang bei euch tragen sollt, aber ihr dürft als Zeichen der Liebe zu meinem Sohn und um des Himmelreich willens seine erhabene Funktionalität niemals ausprobieren, das Werkzeug ist nur zum stillen Betrachten da.“

Unseres Wissens nach ist dem Befleckungswerkzeug ein „caracter indelebilis“ (unzerstörbarer Charakter) als Prägemal immanent. Dieser Charakter soll sicher stellen, dass der männliche Mensch, wie böse und verbrecherisch er auch sein mag, Befleckungen auch in Kriegszeiten vornehmen kann, damit aus seiner Fleckensaat Soldatenmaterial für einen späteren Krieg nachwachsen kann.

Der sogenannte „caracter indelebilis“ der Priester gilt gleichfalls als untilgbares Prägemal. Es ist eine dogmatische Konstruktion, damit die Priester, wie böse und verbrecherisch sie auch sein mögen, immer gültig die Sakramente spenden können. So darf ein missbrauchender Priester bei einem Kind, das er fast zu Tode geritten hat, eine Krankensalbung vornehmen und bei Berühren seiner Augen, Ohren, Nase, seines Mundes, seiner Hand und seiner Füßedie Worte sprechen:„"Durch diese heilige Salbung und seine mildreichste Barmherzigkeit lasse dir der Herr nach, was du durch das Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Reden, Berühren, Gehen gesündigt hast. Amen".

Der Priester, dem der Verzicht auf den Gebrauch seines Befleckungswerkzeugs verordnet ist – als „Zeichen der vollständigen Hingabe“ (Benedikt XVI.) an den Sohn des Erfinders und Werkzeugmachers – ist also unmittelbar am Platz, um ein Sakrament zu spenden.

Link

Dierk Schäfer:
Mißbrauchsdiskussion – Heimkinder – Entschädigung
Veröffentlicht in Kirche, News, heimkinder von dierkschaefer am 26. März 2010
Die derzeitige Diskussion um sexuelle Mißhandlungen von Kinder und Jugendlichen hat die Mißhandlungen der ehemaligen Heimkinder in den Hintergrund gedrängt. Dennoch kann man einige Schlußfolgerungen ziehen, die für die ehemaligen Heimkinder wichtig sind.
1. Es soll einen neuen Runden Tisch geben mit Unterstützung gleich zweier Ministerien (wenn das man gut geht!?). Im Unterschied zum ersten Runden Tisch, dem für die ehemaligen Heimkinder, soll sich eine Arbeitsgruppe auch gleich mit Fragen der Entschädigung befassen. Wenn man bei uns also meint, Runde Tische seien die geeignete politische und gesellschaftliche Antwort auf solche Verbrechen, dann wäre es doch gut, beide Runde Tische zusammenzulegen. Dann kann man auch für die ehemaligen Heimkinder gleich über Entschädigungen reden.
2. Da jedoch Runde Tische keine Entscheidungskompetenz haben, sollte man wohl besser wie in Irland richterliche Untersuchungskommissionen einsetzen. Die arbeiten ergebnisorientiert: 1. Aufklärung, 2. Entschädigung.
3. Doch Entschädigung für nicht-materielle Schäden fallen in unserem materialistisch orientierten Land und seiner Gesellschaft eher beschämend aus. Es sei denn …
Hier sei ein Urteil in Erinnerung gerufen, das Rechtsgeschichte geschrieben hat:
»Tochter von Caroline von Monaco erhält hohe Summe Schmerzensgeld

http://dierkschaefer.wordpress.com/2010/03/26/misbrauchsdiskussion-heimkinder-entschadigung/

Dierk Schaefers Blog
“Wie es mir heute geht? Ich schweige seit 40 Jahren.”
Veröffentlicht in Kirche, heimkinder von dierkschaefer am 29. März 2010
Ein wichtiger Artikel in der TAZ: Interview mit Prof. Kappeler
http://
www.taz.de/1/leben/alltag/artikel/1/kinder-der-suende/
und mit Kommentaren, die unter die Haut gehen.
http://
www.taz.de/1/leben/alltag/artikel/kommentarseite/1/kinder-der-suende/kommentare/1/1/
Ob sich die Politik, sei es der Politiker, sei es der Kirchen oder der Runden Tische deswegen ändert? Ich fürchte nein. Sie lesen nicht, sie hören nicht. aber sie reden und reden und reden – aber nichts von Entschädigung, schon gar nicht für die sozial ausgegrenzten Heimkinder. Es ist eine Schande!
http://
dierkschaefer.wordpress.com/2010/03/29/wie-es-mir-heute-geht-ich-schweige-seit-40-jahren/
 

Dierk Schäfer: Ein Symbol ist hohl, wenn es keine Entsprechung im Leben hat. Ein Gebet wird zur Heuchelei, wenn es tätige Reue ersetzen soll.
»In den Karfreitagsgottesdiensten der katholischen Kirche soll eigens für die Opfer sexueller Übergriffe gebetet werden. Der Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz für Fälle sexuellen Missbrauchs, der Trierer Bischof Stephan Ackermann, regte am Mittwoch an, in die traditionellen Fürbitten eine Bitte “für die Kinder und Jugendlichen” einzufügen, denen “in der Gemeinschaft der Kirche, großes Unrecht angetan wurde, die missbraucht und an Leib und Seele verletzt wurden”«.
http://
www.faz.net/s/Rub79FAD9952A1B4879AD8823449B4BB367/Doc~EA931EBCD1A0C4F 01822D792AB0BF1E55~ATpl~Ecommon~Scontent~Afor~Eprint.html Donnerstag, 1. April 2010

Zweierlei Maß auch hier? http://dierkschaefer.wordpress.com/2010/04/01/zweierlei-mas/
Oder schließt » missbraucht und an Leib und Seele verletzt« auch die ehemaligen Heimkinder ein?
Doch nehmen wir einmal an, die Kirche, in diesem Fall die katholische, wolle für alle in ihrem Verantwortungsbereich mißhandelten Kinder ein Zeichen der Buße setzen, so ist das zunächst ein gutes Zeichen. Am Buß- und Bettag vergangenen Jahres veröffentlichte ich in diesem Blog einen „Bußaufruf an die Kirchen in Deutschland“. Ich bekam auch einige Antworten von kirchenleitenden Personen, die mein Engagement lobten, aber ansonsten hauptsächlich auf den Runden Tisch verwiesen.
Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Nachdem nun die Mißbrauchsenthüllungen – ja, ich weiß, nicht nur kirchliche Einrichtungen sind betroffen, auch andere – nachdem nun immer neue Enthüllungen zur täglichen Lektüre des Zeitungslesers geworden sind und die Kirche, hier speziell die katholische, in Bedrängnis gebracht haben, da besinnt sich die Kirche auf etwas mehr als „Betroffenheitsgestammel“: Sie setzt ein Zeichen: Wir beten für die Opfer! – Morgen, am Karfreitag, dem christlichen Opferfest.
http://
dierkschaefer.wordpress.com/2010/04/01/symbolhandlungen-und-ihre-glaubwurdigkeit-%E2 %80%93-und-die-opfer-zweiter-klasse/

Manfred Kappeler
Frontal21-Interview zur Sendung am 30. 03. 2010
"Eine Praxis der Vertuschung"
von Christian Rohde
Der Erziehungswissenschaftler Professor Manfred Kappeler fordert im Frontal21-Interview eine politische Lösung für die bekannt gewordenen Missbrauchsfälle. Das Opferentschädigungsgesetz aus dem Jahr 1976 sei hierfür ein "falscher Weg", so Kappeler. Das habe der Umgang mit missbrauchten Heimkindern gezeigt, die in langwierigen Einzelverfahren um Entschädigung kämpfen müssen. Das Thema Missbrauch sei mit den Fällen zu einem Skandal geworden, "der die tragendenden Schichten der Gesellschaft erreicht hat", so der Wissenschaftler von der Freien Universität Berlin.
http://
frontal21.zdf.de/ZDFde/inhalt/1/0,1872,1001633,00.html?dr=1
wenn Link nicht mehr vorhanden, dann
O-Ton hier

Dierk Schäfer: Das Opfer ist mächtiger als die Mächtigen:
Was die Kirche aus den Missbrauchsfällen lernen kann.
Veröffentlicht in Kirche, News, heimkinder von dierkschaefer am 4. April 2010
»Wer sich dem Thema Missbrauch nähern will, muss sich zunächst einmal dem Leiden der Opfer betrachtend nähern.«
Was der Jesuitenpater Klaus Mertes, Rektor des Canisius- Kollegs in Berlin, im Tagesspiegel schreibt, gehört zum Besten, was theologisch zur Debatte über den Mißbrauch und auch über die Mißhandlungen an Heimkindern gesagt wurde, wohl auch gesagt werden kann. Ich habe die Datei mit den Auszügen aus dem Tagesspiegel als PDF erhalten und gebe sie hier wieder. Der Beitrag von Mertes ab Seite 5.
Pater Mertes ist beeindruckt von der Missbrauchsdebatte
Es wäre für die weitere Debatte hilfreich, wenn die Verantwortlichen in den betroffenen Institutionen sich den Beitrag von Mertes „zu Herzen“ nehmen würden und in ihren weiteren Verlautbarungen und Handlungen berücksichtigen. Das gilt auch für Rom!
http://
dierkschaefer.wordpress.com/2010/04/04/das-opfer-ist-machtiger-als-die-machtigen-was-d ie-kirche-aus-den-missbrauchsfallen-lernen-kann/

Dierk Schäfer: Frau Dr. Vollmer, lassen Sie Ihren Vorsitz am Runden Tisch ruhen!
Gestern gab es die Vorankündigung eines Textes der FAS. [voriger Blog-Eintrag].
Heute lese ich den Volltext in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung [leider nicht im Netz zugänglich].
Mein Fazit: Frau Dr. Vollmer sollte, bis die Vorwürfe geklärt sind, den Vorsitz am Runden Tisch Heimerziehung niederlegen. Es könnte sein, daß sie nicht geeignet ist, zur Klärung von Mißbrauchsvorwürfen beizutragen.
http://
dierkschaefer.wordpress.com/2010/04/04/frau-dr-vollmer-lassen-sie-ihren-vorsitz-am-runde n-tisch-ruhen/

Dierk Schaefer: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben
Symbolhandlungen und ihre Glaubwürdigkeit – Und die Opfer zweiter Klasse
Veröffentlicht in Kirche, Theologie, heimkinder von dierkschaefer am 1. April 2010
»In den Karfreitagsgottesdiensten der katholischen Kirche soll eigens für die Opfer sexueller Übergriffe gebetet werden. Der Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz für Fälle sexuellen Missbrauchs, der Trierer Bischof Stephan Ackermann, regte am Mittwoch an, in die traditionellen Fürbitten eine Bitte “für die Kinder und Jugendlichen” einzufügen, denen “in der Gemeinschaft der Kirche, großes Unrecht angetan wurde, die missbraucht und an Leib und Seele verletzt wurden”«.
http://
www.faz.net/s/Rub79FAD9952A1B4879AD8823449B4BB367/Doc~EA931EBCD1A0C4F0 1822D792AB0BF1E55~ATpl~Ecommon~Scontent~Afor~Eprint.html Donnerstag, 1. April 2010

Zweierlei Maß auch hier? http://
dierkschaefer.wordpress.com/2010/04/01/zweierlei-mas/

Oder schließt » missbraucht und an Leib und Seele verletzt« auch die ehemaligen Heimkinder ein?

Doch nehmen wir einmal an, die Kirche, in diesem Fall die katholische, wolle für alle in ihrem Verantwortungsbereich mißhandelten Kinder ein Zeichen der Buße setzen, so ist das zunächst ein gutes Zeichen. Am Buß- und Bettag vergangenen Jahres veröffentlichte ich in diesem Blog einen „Bußaufruf an die Kirchen in Deutschland“. Ich bekam auch einige Antworten von kirchenleitenden Personen, die mein Engagement lobten, aber ansonsten hauptsächlich auf den Runden Tisch verwiesen.

Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Nachdem nun die Mißbrauchsenthüllungen – ja, ich weiß, nicht nur kirchliche Einrichtungen sind betroffen, auch andere – nachdem nun immer neue Enthüllungen zur täglichen Lektüre des Zeitungslesers geworden sind und die Kirche, hier speziell die katholische, in Bedrängnis gebracht haben, da besinnt sich die Kirche auf etwas mehr als „Betroffenheitsgestammel“: Sie setzt ein Zeichen: Wir beten für die Opfer! – Morgen, am Karfreitag, dem christlichen Opferfest.

Ein Symbol ist hohl, wenn es keine Entsprechung im Leben hat. Ein Gebet wird zur Heuchelei, wenn es tätige Reue ersetzen soll.
 
http://
dierkschaefer.wordpress.com/2010/04/01/symbolhandlungen-und-ihre-glaubwurdigkeit-%E2 %80%93-und-die-opfer-zweiter-klasse/

email an den Webmaster:

Additum 653 – Zwischen den Schenkeln einer Frau liegt der Eingang zur Hölle
Sonntag, 11. April 2010
Heilige Würmer an Sancta Nongrata und Selige Spam
Liebe Nongrata, liebe Spam,
jetzt wissen wir es: Alle Menschen kommen aus der Hölle! Auch der gesamte Klerus! Sogar Papst Benedikt XVI. kommt aus der Hölle! Dies schließen wir, die Heiligen Würmer, aus folgendem Bericht der ZEIT:
„In der zweiten Woche lernte ich, wie kalt ein verfliester Boden sein kann. Eine gefühlte Ewigkeit musste ich, damals 14 Jahre alt, in der Nacht mit nackten Füßen auf den Kacheln des Duschraums stehen. Als ich meine Zehen kaum noch spürte, stellte ich mich frierend auf mein TShirt. Ein Erzieher sah das – und ordnete eine Verlängerung der Tortur an. Nach zwei Stunden und mit tauben Füßen durfte ich zurück ins Bett. Am nächsten Morgen schmerzte mein Hals.“
(…)
Ich bin euer Wohltäter!«, behauptete der damalige Heimdirektor stets von sich selbst. An seinem Geburtstag, quasi einem der höchsten Feiertage, pflegte er die Zöglinge über die Heimsprechanlage zu wecken: »Ja wer hat heute Geburtstag? Richtig: Euer Wohltäter!« Der Pater, ein beleibter Herr Anfang 70, dessen Blick zwischen Heilsbringer und Dämon changierte, glaubte ganz im Sinne des Ordensgründers Don Bosco zu handeln, wenn er sein krudes Weltbild verbreitete. An einem Abend erklärte er im voll besetzten Speisesaal: »Zwischen den Schenkeln einer Frau findet sich der Eingang zur Hölle.«
(http://
www.zeit.de/2010/15/A-Internat-Erziehungsmethoden)
Somit verfügt die weibliche Hälfte der Menschheit in corpore über eine von Gott geschaffene Hölle als Wiege für ihre Brut. Auch weibliche nichtmenschliche Säugetiere tragen Höllen für ihre Nachkommenschaft in ihren Leibern. Aber nur beim Menschen gibt es die Seltsamkeit der Bräute und Bräutigame Christi, obwohl diese als kleine Menschenwesen ebenfalls aus Höllen kamen und sich durch enge Höllengänge ins Freie zwängen mussten. In manchen Fällen wurden für die Befreiung der Gottbestimmten sogar Höllen aufgeschnitten und nachher wieder kunstvoll zugenäht. Die den Höllen Entkommenen begaben sich zwar munter auf den Weg zu Gott, viele aber wurden dennoch brutalisiert, und einige verübten geradezu Schreckliches:
„Morgens um fünf mussten die Schüler aufstehen und im Winter barfuss durch den Klostergarten gehen, um in der Kapelle zu beten. Beat Faller erkältete sich, es kam zu Komplikationen an der Blase, und er begann nachts ins Bett zu machen. Und die Patres und Ordensschwester begannen damit, ihn zu schlagen. Jeden Morgen.
«Ich musste nackt in die Klause des Paters. Er nannte mich einen Sauhund und schlug mich mit einem Bambusstock, immer auf den Penis und die Hoden. Als ich dann auch den Kot nicht halten konnte, kam der Pater in Begleitung von zwei Ordnungsschwestern. Sie hielten mich fest, und er schmierte mir den Kot ins Gesicht. Auch die Schwestern schlugen mich immer wieder, zuerst musste ich mich nackt ausziehen. Heute würde ich sagen: Es hat sie sexuell erregt. Während des Schulunterrichts musste ich zur Strafe auf einem Dreikantlineal knien und das Kruzifix hochhalten. Weil der Unterleib so schmerzte, konnte ich nicht gerade knien, worauf der Pater mit dem Kruzifix auf mich einschlug. Ich hatte schreckliche Schmerzen und schreckliche Angst – und natürlich machte ich weiter ins Bett, und es ging immer so weiter.» (…)
Beat Faller hat auch erlebt, dass ein Pater ihn zu sich nahm, ihn am Glied berührte und dazu onanierte. «Ich verstand gar nicht, was er da machte, und es wäre mir auch nie in den Sinn gekommen, mich dagegen zu wehren.» Anderthalb Jahre machte der Bub diese Folter durch.“
http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/Die-Nonnen-schlugen-ihn-die-Patres-beschmierten-ihn -mit-Kot/story/19455560 (Link nicht eingeben - Virenwarnung)
Der Dreck unter dem Kirchenteppich hat sich zu dicken Klumpen verdichtet. Aber Papst Benedikt XVI., der es in Marktl am Inn aus einer Hölle ans Tageslicht schaffte, scheint vorzuhaben, mit seinen roten Schuhen aus Känguruleder (Beutelsäugerleder) über die wellige Teppichlandschaft einfach hinweg zu hüpfen – „zum Wohle der universellen Kirche“.
Anders als der in Höllen erzeugte Mensch ist der Wurm ein Ovipar und legt Eier – in unserem Fall nach heiliger innerer Befruchtung für ausgewählte Adressaten. Der Papst sollte seinen Gott bitten, die Menschen zu Eierlegern zu machen, dann kommen sie wenigstens nicht mehr aus der Hölle.
Wir schließen nun wie immer in heiliger Oviparie:
Ceterum censimimus, tormentum tormentumque tormetumque esse interdicendum.
Ps.: Beutelsäuger haben zwei Eingänge zur Hölle!

Prof. Dr. Hans-Walter Schmuhl
Neue Herausforderungen für die weibliche Diakonie.
Diakonissen in der Heimerziehung der 1950er/60er Jahre
(14. April 2010, Lukaszentrum, Ev. Diakoniewerk Ruhr Witten)

Am 17. Juli 1956 hatte Pastor Heinrich Scholten, Bezirkspfarrer der Westfälischen Diakonissenanstalt Sarepta in Bethel, ein schwieriges Gespräch zu führen. Sein Amtsbruder, Pastor Rudolf Bellingrodt, Direktor der Evangelischen Erziehungsheime Schweicheln bei Herford, hatte ihm einen Brandbrief geschrieben, in dem schwere Vorwürfe gegen eine in Schweicheln tätige Sareptadiakonisse erhoben worden waren. Pastor Scholten hatte sich nun auf den Weg nach Schweicheln gemacht, um mit Schwester Ida W. unter vier Augen zu sprechen. Von diesem Gespräch fertigte Scholten eine längere Niederschrift an, die im Sareptaarchiv abgelegt wurde – ein Schlüsseldokument, das uns tiefe Einblicke in das Thema eröffnet, um das es heute Abend gehen soll. Gestatten Sie mir daher, dass ich an dieser Stelle ausführlich auf dieses Dokument eingehe.
Die Szene wird uns lebendig vor Augen gestellt. Schwester Ida – so umschreibt Pastor Scholten seinen Gesamteindruck – habe einen „völlig erstarrten Eindruck“ gemacht, „ohne aber verschlossen zu sein“. Sie sei „einsichtig“ gewesen und habe versucht, „ruhig und ausführlich zu antworten“. Sie habe nichts bestritten und nichts abgeschwächt, sondern unumwunden zugegeben, alle „Züchtigungsmittel“ an den Kindern ihrer Station angewendet zu haben, die Pastor Bellingrodt in seinem Brief beanstandet hatte.
Dazu gehörte etwa der Gebrauch von Zwangsjacken. Zitat: „Die sog. ‚Jäckel’, Zwangsjacken, habe sie bereits auf der Station vorgefunden. Angewandt worden wären die Jacken, um unerwünschtes Kratzen zu verhindern. Die Jäckel seien nicht so stramm angelegt worden, dass die Kinder nicht hätten die Arme bewegen können. Auch habe sie oftmals nachts beim Absetzen der Kinder die Jäckel gelöst.“ Mit anderen Worten: Es gab auf der Station Kinder, die Tag und Nacht in Zwangsjacken gesteckt wurden, um ihr autoaggressives Verhalten zu unterbinden.
                                                                           Text komplett anklicken: 
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Dierk Schäfer:
O, hättest du doch geschwiegen, Bruder Nikolaus!
Veröffentlicht in Kirche, News, heimkinder von dierkschaefer am 19. April 2010
O, hättest du doch geschwiegen, Bruder Nikolaus!
Die Medien verbreiteten die Nachricht, die wirklich eine Nachricht war/gewesen wäre:
»“Die Kirchen werden sich der Forderung nach materieller Entschädigung für erlittenes Leid in staatlichen und kirchlichen Kinderheimen nicht entziehen.“ Er sprach von einem sehr bedrückenden Kapitel.
Dass die Kirchen dafür heute in Haftung genommen würden, sei richtig, sagte Schneider. Schließlich hätten die Kirchen die Heime damals mitgetragen.«
http://
www.focus.de/politik/weitere-meldungen/entschaedigung-ekd-plant-wiedergutmachung-fuer-hei mkinder_aid_498791.html
Nun kommt die Korrektur (laut FAZ vom Montag, 19. April 2010).
Richtig ist, „die Kirche werde sich dem Gespräch über Entschädigungen nicht entziehen.“
Das ist nun wahrlich keine Nachricht wert. Das Gespräch ist längst im Gange.
Was also ist die Botschaft?
Wir können mal darüber reden. Reden kostet nichts. Solange wir reden, brauchen wir nichts zu tun – und derweil werden die ehemaligen Heimkinder weniger, dann gibt es auch weniger zu tun, wenn wir schon genötigt werden sollten, überhaupt etwas zu tun.
Es ist für mich als evangelischer Christ und Pfarrer schmerzhaft zu sehen, wie der amtierende Ratspräsident hinter die Aussagen seiner Vorgängerin zurückfällt.
O, hättest du doch lieber ganz geschwiegen, Bruder Nikolaus!
Beschlagwortet mit:EKD, Entschädigung, evangellische Kirche, heimkinder, Lange Bank, Nikolaus Schneider, Ratsvorsitzender
http://
dierkschaefer.wordpress.com/2010/04/19/o-hattest-du-doch-geschwiegen-bruder-nikolaus/

Dierk Schäfer: »Vollmer fordert unbürokratische Entschädigung für Heimkinder«
Da hält jemand seine schützende Hand über die Heimkinder. Ich fürchte, daß die Fürsorge, selbst wenn sie gut gemeint ist, zur Bevormundung wird. Heimkinder brauchen keine Mildtätigkeit, sondern Entschädigung für … Doch das muß ich nicht ausführen. Wofür, weiß man ja inzwischen.
Allein es fehlt … ja, was denn nur? Der gute Wille? Der Sinn für Gerechtigkeit? Die echte Empörung über die Verbrechen?
»Nach Plänen von Antje Vollmer sollen die misshandelten Heimkinder eine unbürokratische Entschädigung erhalten. Ein detailliertes Prüfverfahren würden viele Betroffene nicht verkraften, so die Vorsitzende des Runden Tisches für misshandelte Heimkinder weiter.«
weiter unter:
http://
www.focus.de/politik/weitere-meldungen/missbrauch-vollmer-fordert-unbuerokratische-entschae digung-fuer-heimkinder-_aid_499318.html

Dierk Schäfer: Was ist aus dem Fall Mixa zu lernen?
Veröffentlicht in Kirche,News,Pädagogik,heimkinder von dierkschaefer am 24. April 2010

Nicht nur für die Heimkinder: Was ist aus dem Fall Mixa zu lernen?

Es geht hier nicht um die Person Mixa, sondern um den Versuch, den Fall zu analysieren.

1. Der Ablauf
   * Herr Mixa brachte sich ins Spiel, indem er in der Mißbrauchsdebatte die „sexuelle Revolution“ mitverantwortlich machte für sexuellen Mißbrauch von Kindern allgemein und für Pädophilie insbesondere. Damit machte er sich weithin lächerlich.

siehe: http://
dierkschaefer.wordpress.com/2010/02/17/ein-mailwechsel/

   * Ehemalige Heimkinder geben eidesstattliche Erklärungen ab: Herr Mixa habe sie damals in seiner Eigenschaft als Stadtpfarrer mißhandelt (heftige Ohrfeigen, teils mit gesundheitlichen Folgeschäden).
   * Mixa streitet ab: Alles Lüge. Nie habe er überhaupt körperliche Gewalt gegen Kinder ausgeübt. Ohnehin sei er grundsätzlich gegen Gewalt. Seine Funktion als Militärbischof reflektiert er in diesem Zusammenhang nicht öffentlich.
   * Die Zahl der einschlägigen eidesstattlichen Erklärungen nimmt zu.
   * Mixa bzw. sein Pressesprecher streiten im Brustton der Überzeugung ab. Sie wiederholen, Mixa sei zu Gesprächen mit den Heimkindern bereit.
   * Ein Sonderermittler (wer hatte ihn beauftragt, und warum?) stößt auf finanzielle „Unregelmäßigkeiten“: Von Waisenhausgeldern habe Mixa u.a. „Kunstwerke“ und Wein gekauft.
   * Mixa relativiert und bagatellisiert die Luxusausgaben und hält ein paar „Watschn“ durchaus für möglich.
   * Der Druck wird stärker. Ein Gespräch mit Herrn Zollitsch bringt anscheinend nicht das gewünschte Ergebnis.
   * Zollitsch empfiehlt Mixa öffentlich geistliche Einkehr und Besinnung. Ein solcher Vorgang ist ein Novum und besagt nichts anderes als: Ich habe ihn nicht zur Raison bringen können. Er hat die letzte Chance vertan.
   * Mixa bietet seinen Rücktritt an.

2. Die Interpretation
   * Mixa hatte sich mit seiner aberwitzigen Verknüpfung von sexueller Revolution und Mißbrauch/Pädophilie als Zielscheibe der Kritik angeboten.
   * Die Öffentlichkeit war „vorgewärmt“ durch die Heimkinderdebatte und die  Mißbrauchsdebatte.
   * Die Vorwürfe der ehemaligen Heimkinder aus Schrobenhausen stießen auf eine durch die öffentlich gewordenen Mißbrauchsvorwürfe in anderen Einrichtungen und die Besonderheiten der Person Mixa (Bischof, katholisch, anti-modernistisch, 68er-bashing) auf mediales Interesse.
   * Mixa hielt dem stand durch Leugnung. Allerdings übersah er, daß sein Standpunkt unrealistisch erschien. Wer so generell behauptet, sich weder erinnern zu können, noch jemals überhaupt Gewalt befürwortet oder gar angewendet zu haben, ist unglaubwürdig, selbst wenn seine Behauptungen stimmen sollten. Damit hatte Mixa prinzipiell schon verloren. Hätte er gesagt, so genau erinnere er sich nicht, doch es könne schon sein, daß er als männliche Autorität in dieser von Frauen geleiteten Einrichtung die Kids auch mit leichter Gewalt diszipliniert habe, so wäre er damit aus dem gröbsten heraus gewesen. Denn eine körperliche Züchtigung in Maßen war tatsächlich damals gesellschaftsfähig und ist es mitunter auch heute noch. Hätte er gesagt, damals sei das halt nicht sonderlich ungewöhnlich gewesen, man habe es jedoch inzwischen als falsche Pädagogik erkannt – und insofern tue es ihm leid und er bitte nachträglich um Entschuldigung, so hätte der Fall einen für ihn glücklichen Ausgang genommen.
   * Erst der Vorwurf, er habe das Geld der Waisenkinder in Wein verwandelt, brach ihm das Genick. Denn es war nie gesellschaftsfähig, das Geld von Waisenkindern zu veruntreuen. Erst damit hatte er sich als zum Bock gewordener Gärtner entlarvt.

3. Es gibt eine Parallele
Die Klagen der ehemaligen Heimkinder wurden lange nicht geglaubt und der Runde Tisch brachte als jämmerliches Zwischenergebnis die Bestätigung der Klagen, wiegelte jedoch ab: Mißbrauch sei selten gewesen, und von Zwangsarbeit könne man nicht reden. Es bleibe die Gewalt.

Doch die Gewalt gegen Heimkinder wird in Teilen der Öffentlichkeit gesehen als: das war damals halt so, wird nicht so schlimm gewesen sein, wir haben auch mal eine gefangen, hat uns aber weiter nicht geschadet. Dabei wird das Ausmaß von Demütigung und Gewalt ebenso wenig gesehen, wie die psychischen Folgen. Nur wenige wissen wirklich, was Traumatisierung bedeutet. Darum: Alles nicht so schlimm.

Sexueller Mißbrauch ist dagegen etwas anderes. Der hätte nicht sein dürfen. Hier spielt die „Einhegung“ der Sexualität in der bürgerlichen Ehe, wie sie vor der sexuellen Revolution üblich war, eine skandalfördernde Rolle. Erst hat sie zwar dazu geführt, die Augen vor Mißbrauch zu schließen. Nachdem nun jedoch das „Geheimnis“ öffentlich wurde, stellt die Öffentlichkeit die Täter an den medialen Pranger.

Nicht die Gewalt, sondern die unerlaubte Sexualität war der Motor der öffentlichen Empörung, verstärkt dadurch, daß mit den Gymnasiasten, wie Kappeler zurecht hervorgehoben hat, die Opfer aus der Mitte der „guten“ Gesellschaft kamen, also keine „Schmuddelkinder“ waren, keine Kinder vom sozialen Rand, die zudem ja „nicht ohne Grund“ in Erziehungseinrichtungen gelandet waren. Hätte es gegen Herrn Mixa auch Mißbrauchsvorwüfe gegeben, wäre er schneller erledigt gewesen. So mußte noch Veruntreuung von Waisengeldern hinzukommen.

4. Was lehrt uns das? ...
http://dierkschaefer.wordpress.com/2010/04/24/was-ist-aus-dem-fall-mixa-zu-lernen/

Additum 658 – Die kleinen Frone sind nicht ohne
Sonntag, 25. April 2010
...
Heimkinder wurden zur Arbeit gezwungen, was man aber nach Meinung vieler staatlicher und kirchlicher Funktionäre und Würdenträger nicht als Zwangsarbeit bezeichnen darf. Also beleuchten wir es von einer anderen Seite.

„Der Frohn, Frohne, Frone bezeichnet einen Diener des sogenannten Herrn“, heißt es bei Wikipedia. http://de.wikipedia.org/wiki/Frondienst.

Auch die Heimkinder der Nachkriegszeit mussten als leibeigene Diener in meist kirchlichen Heimen Fronarbeit leisten. Sie standen in einem „Untertänigkeitsverhältnis“. Als „Zubehörungen“ der Heime hatten die persönlich Abhängigen beispielsweise das Geld für bauliche Erweiterungen zur Aufnahme weiterer kleiner Frone oder für Spendenüberweisungen zu erarbeiten und nicht selten wie Zugtiere auf dem Grundbesitz einer selbstgerechten, frommen Obrigkeit zu schuften. Als Privateigentum durften sie oftmals nur ein Gebet- bzw. Gesangbuch mit innenliegenden Heiligenbildchen, einen Schott und die Bibel besitzen. Die Frondienstler arbeiteten als Putzfrone, Waschfrone, Kochfrone, Stallfrone, Erntefrone, Gartenfrone, als Arbeitsfrone im Moor usw. und, nicht zu vergessen, als Verding- oder Verleihfrone in Fabriken usw. Für ihre „Herren“ oder „Herrinnen“ arbeiteten sie unentgeltlich im Frühling, im Sommer, im Herbst und im Winter. Und on top zahlte der Staat für ihre Heimplätze Pacht – natürlich an die „Herren“ und „Herrinnen“.

Sogar in Behinderteneinrichtungen waren Frondienste an der Tagesordnung:
„In unserem Bereich mußte ein 7jähriges behindertes Kind jeden morgen 23 Nachttöpfe in einen großen Topf entleeren, den großen Eimer, den sie kaum tragen konnte, zur Toilette bringen und diesen dort ausschütten. Das geschah täglich unter Strafandrohung und auch unter Schlägen, vor allen Dingen unter psychischer Bedrohung. Dies geschah vor dem Aufstehen ihrer Mitschülerinnen und bevor sie auch nur eine Scheibe Brot zu essen bekam. Dies ist Zwangsarbeit unter schlimmsten Bedingungen.“
So Helmut Jacob, der Vorsitzende der Arbeitsgruppe JHH, Johanna-Helenen-Heim, in einem Brief an Antje Vollmer. Brief im Original: http://
www.gewalt-im-jhh.de/Vollmer_wg_Zwangsarbeit_Endf_230410.pdf

Im genannten Johanna-Helenen-Heim in Volmarstein bei Hagen waren Behinderte Opfer von brutalster psychischer, physischer und sexueller Gewalt gewesen. Aber die alleinbestimmende „Moderatorin“ / Manipulatorin des Runden Tischs Heimerziehung hat die Verbrechen in Behindertenheimen durch einen gottvollmerischen Willkürakt ausgeklammert. Helmut Jacob:
„Wahrscheinlich will man das wahre Ausmaß der Verbrechen, dazu an den Hilflosesten der Gesellschaft, nun doch nicht wissen; die Öffentlichkeit würde zu sehr protestieren.“ (Siehe ebenda).

Für die Frondienste boten die gesellschaftlich anerkannten und vielgepriesenen Leibherren und Leibherrinnen – überwiegend waren es Ordensleute – „Schutz“ hinter dicken Mauern. Zudem erhielten die kleinen Frone die Verheißung einer späteren reichen Belohnung durch den „himmlischen Fürsten“, wenn sie mit einem frommen Gebet oder Lied auf den Lippen munter arbeiteten. ...
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Dierk Schaefers Blog
So nicht, Herr Kardinal!
Veröffentlicht in Kirche, heimkinder von dierkschaefer am 29. April 2010
»Lehmann gegen pauschale Zahlungen an Opfer«
»Der Mainzer Kardinal Karl Lehmann ist gegen eine generelle finanzielle Entschädigung von Opfern sexuellen Missbrauchs. Es könne keine pauschale Zahlung geben, die die Vergehen wie auf einer Preisliste aufzähle, sagte Lehmann. … Der beinahe ausschließliche Ruf nach finanzieller Entschädigung sei darüber hinaus “verräterisch”«.
Mehr unter http://
www.swr.de/nachrichten/rp/-/id=1682/nid=1682/did=6309216/jw0usm/ [Donnerstag, 29. April 2010]
Sicherlich bergen pauschale Entschädigungen mehr Probleme, als es sich die Betroffenen wohl vorstellen. Aber verräterisch ist nicht der Ruf nach finanziellen Entschädigungen. Verräterisch ist, wenn der Repräsentant einer Organisation, die sich an Entschädigungen wird beteiligen müssen, diese Art von Entschädigung als verräterisch verdächtigt. Hier wird ein Verdacht ausgesprochen, der ehrabschneidend ist.
Der Kardinal sollte sich eher Sorge machen um die angeschlagene Glaubwürdigkeit und damit die Ehre seiner Kirche. So aber macht sich Hochwürden zu Merkwürden.
PS:
Verräterisch
»Hintergrund: Entschädigungszahlungen«
»Immer mehr Opfer von sexuellem Missbrauch melden sich zu Worte. Wie in anderen Ländern drohen der katholischen Kirche auch in Deutschland Entschädigungszahlungen in Millionenhöhe. «
Mehr: http://
www.mainpost.de/nachrichten/politik/topstory/themafreitag/Hintergrund-Entschaedigungszahlung en;art144,5500780

Dierk Schäfer: Mit allen Mitteln mundtot machen …
Veröffentlicht in Kirche, heimkinder von dierkschaefer am 30. April 2010
Alexander Markus Homes berichtet, wie man, ach, was heißt man, wie die Kirche versucht hat, das Erscheinen seines Buches über seine Heimzeit zu verhindern oder wenigstens zu behindern. Und das mit allen Tricks und Mitteln, die einer großen Organisation mit viel Einfluß und Bedrohungsmacht zur Verfügung stehen.
Hier taucht auch – ganz verräterisch – der Name Lehmann auf: » Der gleiche Anwalt vertrat die Interessen des Mainzer Bischofs Karl Lehmann gegen Hans Meiser, der sich im Dezember 1996 auf der Grundlage meines Buches „Gestohlene Kindheit“ in seiner (RTL-)Fernsehsendung mit dem Thema: Gewalt in Heimen beschäftigte …«
Es geht damit um einen noch gar nicht richtig erfaßten Entschädigungsaspekt. Zwar wußten wir, daß ehemalige Heimkinder verschiedentlich mit der Drohung von Strafanzeigen eingeschüchtert wurden. Hier handelt es sich jedoch um vollendete Handlungen, ohne Rücksicht auf die Befindlichkeit des Autors, der in seinem Buch nicht in erster Linie eine Erwerbstätigkeit sah, sondern sich das Buch „von der Seele“ geschrieben hat, um seine kirchliche Vergangenheit in den Griff zu kriegen. Doch knallhart setzte die Kirche ihre Interessen durch. Was für Interessen? Der Wunsch, die Kirche unbefleckt erscheinen zu lassen, als immaculata.
Um „ehrlich“ aus dieser Sache rauszukommen, sollten die Verantwortlichen geschlossen zurücktreten oder aber den Kardinalspurpur ablegen und sich die Haltung und Kleidung der Bürger von Calais zum Vorbild nehmen. Doch die waren immerhin unschuldig.
Hier der Text von Alexander Markus Homes: St. Vincenzstift-homes
http://
dierkschaefer.files.wordpress.com/2010/04/st-vincenzstift-homes.pdf
Der Text ist dem Buch von Alexander Markus Homes entnommen: “Heimerziehung: Lebenhilfe oder Beugehaft? Gewalt und Lust im Namen Gottes”.
http://
dierkschaefer.wordpress.com/2010/04/30/mit-allen-mitteln-mundtot-machen-%E2%80%A6/

Dierk Schäfer: Kirchentag: Möchlichst gaanich drum kümmern!
Veröffentlicht in Kirche, News, heimkinder von dierkschaefer am 14. Mai 2010
»Missbrauchsopfer provoziert Eklat auf Kirchentag«
http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,694787,00.html

Betroffene stinken! Diese Erfahrung habe ich vielfach auf meinen Tagungen gemacht.
»Was, Sie haben auch Betroffene eingeladen? Da kann man ja keine Fachdiskussion führen«.
   * Richtig ist, daß solche Diskussionen mit Beteiligung von Betroffenen schwierig sind. Betroffene sehen nun einmal ihr persönliches Schicksal im Vordergrund.
   * Richtig ist aber auch, daß Fachleute es sich zu leicht machen, wenn sie die Beteiligung von Betroffenen nur als Störung abtun wollen.
Herr Denef auf dem Kirchentag hat völlig recht, zumal es ja Anfragen im Vorfeld gegeben hat, Opfer in das Podium einzubeziehen.
Wie souverän war doch damals (1968) Alexander Mitscherlich. Als Psychologiestudenten beim Psychologenkongreß ein „go-in“ veranstalteten und über die rattentaugliche Psychologie diskutieren wollten, da verschanzten sich die Fachleute hinter den Pultdeckeln der Hörsaalbänke, klapperten mit den Deckeln und inszenierten einen verbalen Grabenkrieg, – bis Mitscherlich auf dem Podium zum Mikrophon griff und ruhig sagte: »Lassen Sie uns die jungen Kollegen doch erst einmal anhören«. Damit war die Situation gerettet. Gab es niemanden unter den Besuchern in der Halle, der, zwar nicht selbst Opfer, aber aus Protest mit Herrn Denef den Raum verlassen hat?
Für noch zynischer als die Ausgrenzung von Herrn Denef halte ich die Begründung im Vorfeld: Man wolle die Opfer nicht aufs Podium lassen, um sie zu schützen. Dies ist eine widerliche Form der Bevormundung von Erwachsenen. Schließlich hätte man sich ja mit einigen Opfern vernünftig absprechen können. So aber wurde die Veranstaltung zum sprechenden Zeichen der Verweigerung.
Ein schlechtes Zeichen für die glaubwürdige Bewältigung eines schlechten Gewissens.
http://
dierkschaefer.wordpress.com/2010/05/14/kirchentag-mochlichst-gaanich-drum-kummern/