Ich habe in der Westfälischen Rundschau im August 2006 einen Artikel über das JHH gelesen.
Schlimm war die ständige Kontrolle, auf der Station von den Schwestern, und in der Klasse von den Lehrern.
Ich hatte immer das Gefühl, eingesperrt zu sein, auch später im Margareten-Haus.
Schlimm war auch das ekelhaftes Essen.
Ich habe heute noch Probleme mit dem Essen.
Auch habe ich Panik, pünktlich sein zu müssen, es ist mir mindestens sehr unangenehm.
In meinem Schulheft stand irgendwann einmal „warum?“
Ich sollte mich wohl bei Frau S. (Lehrerin) gemeldet haben, ebenso Jochen R.
Wir wußten das aber nicht. Nachdem Frau S. den Jochen verprügelt hatte, kam ich an die Reihe. Sie hatte sich richtig bei Jochen „eingeschlagen“. Das
Ergebnis davon war ein „blaues Auge“.
Ich war öfter über das Wochenende bei meinen Eltern. Die Schwestern (E. und M.) hatten vergeblich alles versucht, dieses „blaue Auge“ zu beseitigen,
weil sie Angst hatten, meine Eltern könnten es bemerken.
Meine Mutter hatte sich auch öfter beschwert, besonders wegen des „blauen Auges“.
Auch meine Mutter kann sich noch gut daran erinnern.
Abends gab es öfter den Käse „Harzer Roller“. Ich kann mich noch sehr gut an einen Fall erinnern, als dieser Käse viele Maden hatte. Ich hatte mich
geweigert, diesen madigen Käse zu essen, trotz Drohungen der Schwestern, und ihnen gesagt: „Das können sie selber essen“. Die Schwestern hatten dann den Käse auf den Schrank im Speisesaal gelegt. Später
krochen dann überall Maden herum, es war ekelhaft. Auch heute noch kann ich keinen „Harzer Roller“ essen.
Ein Mädchen wollte oder konnte etwas nicht essen (an den Namen konnte ich mich nicht mehr erinnern). Sie wurde aber trotzdem dazu gezwungen, dabei hatte sie
erbrochen. Sie wurde nun gezwungen, das Erbrochene wieder aufzuessen. Im Sitzen wurde sie von den Schwestern festgehalten, die Nase zugehalten, den Mund aufgerissen und ihr mit Gewalt das Erbrochene reingelöffelt.
Einmal saß ich mit Helga Sp. noch am Essenstisch und hatten mit dem Essen Probleme, es gab Graupensuppe. Eine Schwester (es war eine „freie“ Schwester,
möglicherweise Ilse?, sie war nur kurz da) kam dann und sagte, wir sollten ein Wettessen machen. Ich hatte dabei aber erbrochen, mußte es aber nicht wieder essen. Diese Schwester war relativ human im Gegensatz zu
den beiden anderen Schwestern.
Wenn Frau St.(Lehrerin) kam, konnte man das schon vorher durch ihr lautes Gehen hören. Es hieß dann immer „Sie kommt!“ Dann entstand eine gespannte
Atmosphäre, und es war mucksmäuschenstill.
Frau St. war hochbegabt. Sie hatte trotz ihrer Behinderung ihre Ausbildung geschafft und konnte ihren Beruf ausüben, und sie war immer noch in der Lage, sich
selber gehend fortzubewegen, wenn auch unter großen Anstrengungen. Sie verlangte ähnliches von uns. Sie wollte das Wissen bei uns reinprügeln und uns zu ähnlichen Leistungen zwingen. Sie dachte wohl: „Wenn ich
das schaffe, dann müßt ihr das auch schaffen.“
Wenn ich im Schönschreibheft Tintenkleckse gemacht hatte, schlug sie mir mit dem Griffelkasten auf die Finger, und dann gab es eine Strafarbeit „Ich darf
keine Tintenkleckse in mein Heft machen“.
Frau S. (Lehrerin) war schnell mit ihrer Hand, die sie oft in unser Gesicht schlug.
|